Immer wieder Dienstag

Kinoplakat Immer wieder Dienstag

Ausgerechnet am 40. Hochzeitstag kommt Karin dahinter, dass ihr Ehemann Sten sie mit einer anderen Frau betrügt. Es ist der Tag, an dem Sten einen Unfall erleidet und ins Krankenhaus muss. Dort lässt Karin den untreuen Gatten schmoren und beginnt das Leben neu zu entdecken, denn die Abwesenheit des Ehemannes schenkt ihr Freiheiten. Diese nutzt sie für einen Kochkurs, den sie gemeinsam mit ihren Freundinnen besucht. Karin erinnert sich an ihren Traum, Köchin zu werden. Und dann ist die Idee, als Trio einen Catering-Service zu eröffnen. Vielleicht mit der Unterstützung des internationalen Kochs Henrik, mit dem Karin mehr verbindet als die Hingabe zum Kochen.

Kritik

Die schwedische Komödie mit dem sperrigen Titel nutzt klassische Motive und es ist zu erkennen, wohin die Reise gehen könnte beziehungsweise sollte. Eine Frau im vorgerückten Alter findet sich selbst und stellt ihr Leben (zur Freude des Publikums) auf den Kopf. Unterstützt wird sie von zwei Freundinnen, von denen eine ein Paradiesvogel ist. Konflikte unter den Freundinnen sind vorprogrammiert.

Leider mündet die Produktion ins Gegenteil. Von den drei Freundinnen bekommt nur die Hauptrolle eine angerissene Geschichte. Die zwei anderen bleiben Randfiguren und es wird nicht ausgearbeitet, warum ausgerechnet diese Frauen Freundinnen sind. Noch ärgerlicher ist, dass die Konstellationen aller Figuren kaum ausgearbeitet sind. Die Tochter von Karin und Sten tritt wie eine Fremde auf und nicht wie ein Familienmitglied. Über den Seitensprung des Ehemannes wird tage- oder sogar wochenlang nicht gesprochen. Am Kochkurs nimmt ein Männerpaar teil, das auftritt, als hätten die Männer keine Beziehung zueinander. Es gibt keine vertraulichen Momente, keine Blicke, keine kleinen Berührungen, nichts. Später bei der Geburtstagsfeier tanzt ein Frauenpaar. Somit ist das Thema Homosexualität abgedeckt.
Die Freundinnen besuchen einen Kochkurs für Fortgeschrittene, an dem auch ein Mann teilnimmt, der nicht einmal ein Ei kochen kann. Nach wenigen Unterrichtsstunden beherrscht auch er die gehobene Küche.

Die Romanze zwischen Karin und Henrik besteht auf dem Papier. Zunächst verwundert es, was die zwei aneinander reizt. Marie Richardson stellt eine verhärmte, reizarme Frau dar. Er ist das für eine Komödie übliche Ekelpaket, dessen goldenes Herz nur entdeckt werden will. Lange Zeit spielt Peter Stormare nur das Ekelpaket. Die Wendung geschieht dadurch, dass sie in ihm wieder die Liebe zum Kochen weckt. Dabei bleibt offen, warum die Wendungen eintreten.

Die Geburtstagsfeier ist ein kleines Wunder. Aus der Scheune wurde ein Saloon. Mal ist die Feier gut besucht, nach einem Schnitt halb leer, dann ist die Tanzfläche voller Menschen. Die Feiernden beherrschen aus dem Stegreif amerikanischen Line Dance.
Die Kleinstadt erforscht die Kamera kaum. Mal ist die Stadt Provinz, dann wieder eine Großstadt. Das Hallenbad öffnet nur noch an einem Wochentag. Die flatterhafte Monika möchte hier nicht tot über dem Zaun hängen. Dann gefällt ihr die Stadt so gut, dass sie bleibt. Gleiches gilt für den Koch, der vorher in Japan gekocht hat. Er betreibt in der Kleinstadt ein gehobenes Restaurant und zieht wohl genug Publikum an. Zudem müssen die Freundinnen mit dem Taxi zum Restaurant fahren. Außerdem gibt es in der Kleinstadt ein Hotel. Unklar bleibt, ob das Krankenhaus ebenfalls in der Kleinstadt liegt.

Die Kamera fängt wiederholt Nahaufnahmen von der Zubereitung von Speisen ein, ohne den Appetit anzuregen. Der Humor hat die meiste Zeit Pause. Für die wenigen lustigen Szenen lohnt das Sehen nicht. Auffällig ist, dass die Handlung immer wieder Probleme aufwirft, die sich dann in Wohlgefallen auflösen. Wendungen erfolgen ungelöst. Besonders auffällig ist der Moment, in dem Karin den Kochkurs kündigt und Sekunden später dem menschenfeindlichen Koch eine zweite Chance gibt. Warum? Er müsste das Ekelpaket mit dem goldenen Herzen sein. Das spielt er jedoch nicht.
Unangenehm ist die Marotte der Handlung, das Publikum zu bewerfen: Entweder mit Dialogen oder in Redepausen mit dröhnender Musik. Die Ruhelosigkeit kaschiert das dahinterstehende schlechte Handwerk nicht.

Zugutehalten möchte der Kritiker dem Film, dass er Menschen im Seniorenalter in den Mittelpunkt stellt und Frauen in Hauptrollen auftreten lässt, die keine Modellmaße haben.

Fazit
Die Frage, warum die Komödie des Jahres 2022 in Deutschland erst im Jahr 2024 ins Kino kommt, beantwortet sich beim Sehen schnell. Bedauerlicherweise stimmen hier die meisten handwerklichen Aspekte nicht.
*Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Original Filmtitel: Tisdagsklubben
Land: Schweden
Jahr: 2022
Laufzeit ca.: 102
Genre: DramaKomödie

Verleih: 24 Bilder
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 12.09.2024

Regie: Annika Appelin
Drehbuch: Anna Fredriksson

Schauspieler: Marie Richardson (Karin) • Peter Stormare (Henrik) • Carina M. Johansson (Monika) • Sussie Ericsson (Pia) • Björn Kjellman (Sten) • Ida Engvoll (Fredrika) • Maria Sid (Ingela) • Klas Wiljergård (Grizzly) • Ramtin Parvaneh (Clarence) • Wilhelm Johansson (Tomas) • Ingvar Örner (Lasse) • Miran Kamala (Janne)

Produktion: Jessica Ask • Åsa Karlsson
Szenenbild: Teresa Beale
Kostümbild: Anna Karlsson
Maskenbild: Lotta Sundberg • Cherie Wandroph
Kamera: Andreas Wessberg
Musik: Lasse Enersen
Schnitt: Andreas Nilsson

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08.09.24
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