Plakativer Horrorschocker über das mögliche Ende der Welt, der weniger auf Geschliffenheit als viel mehr auf Effekte setzt. Es beginnt an einem Ort des Grauens: Ein Labor für Tierversuche in London. Militante Tierschützer befreien Affen aus ihren Käfigen. Die Warnung eines Angestellten, die Affen seien mit Wut infiziert, schlagen sie in den Wind - und werden die ersten Opfer der Seuche. Das Virus wird über Blut und Speichel übertragen; in der Praxis beißen infizierte Menschen andere Menschen oder kotzen sie mit voll mit Blut oder Speichel oder beidem.

Jim (Cillian Murphy) erwacht im Krankenhaus aus dem Koma und erfährt eine Geburt der anderen Art: Er beginnt eine Welt zu erkunden, die nicht mehr seine Welt ist. Alles ist verlassen, durch die Straßen weht der Müll. Jim irrt herum und würde fast das Opfer eines infizierten Geistlichen, doch im letzten Moment kommen ihm Selina (Naomi Harris) und Mark (Noah Huntley) zu Hilfe. Sie schleudern Molotowcocktails auf die Infizierten.
Im sicheren Versteck wird Jim notdürftig über das Geschehen aufgeklärt. Dann folgen die Regeln fürs Überleben: Töte den anderen, ehe er dich töten kann. Wie hart diese Regel ist, erfährt Selina, als sie abends durch Kerzenschein Infizierte anlockt. Ihr Freund Mark wird gebissen und Selina hackt ihn geistesgegenwärtig mit einem Messer in Stücke. Später treffen sie auf Frank (Brendan Gleeson) und seine Tochter Hannah (Megan Burns). Gemeinsam gehen sie einem Hoffnungsschimmer nach, der sich als Falle entpuppt. Soldaten haben sich in einem alten Herrenhaus verschanzt und hoffen auf das Auftauchen von Frauen, um ihr angestauten Männlichkeit Luft zu verschaffen.

Kritik

"28 Days later" präsentiert eine simple Story im Stil von Musik-Videoclips. Das ist optisch gelungen und verleiht dem Film etwas ganz Eigenes. Weniger zufrieden bin ich mit der Handlung. Weite Strecken sind vorhersehbar und die Figuren legen nicht unbedingt Intelligenz an den Tag. Ein Beispiel ist die Fahrt durch den Autotunnel. Jeder denkende Mensch weiß, dass es in einem Tunnel nur zwei Fluchtmöglichkeiten gibt; nämlich Eingang und Ausgang. Also wird man Tunnel tunlichst meiden. Des Weiteren fehlt es mir an Charakteren, mit denen ich mitfühlen kann. So bleibt selbst die versuchte Vergewaltigung belanglos, weil ich keine Beziehung zu den Gestalten auf der Leinwand aufgebaut habe. Der Horror steigert die Schockeffekte gegen Filmende bis zum Brechreiz (etwa wenn Jim seinem Gegner die Augen mit den Daumen in die Höhlen drückt). Auch wenn ich Horror mag, gefällt mir diese Art der Umsetzung wenig.

Weiterhin nicht sonderlich gelungen ist die anklingende Gesellschaftskritik. Im Supermarkt gibt es nur noch Schokoriegel und bestrahltes Obst zu erbeuten; alles andere ist vergammelt. "Menschen töten Menschen. Das war schon vorher so – folglich ist alles normal geblieben." Und wenn am Ende die Überlebenden von ihren Rettern in einem Cottage im grünen Schottland aufgelesen werden, wo nur das Liebespaar und das unschuldige Mädchen überlebt haben, dann kann man das romantisch finden oder platt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %

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Bild: 20th Century Fox