Hasta la Vista

Kinoplakat Hasta la Vista

Filme mit Behinderten haben ihre Tücken. Gerne drücken sie auf die Tränendrüse oder machen Witze auf Kosten von Behinderten. "Hasta la Vista" will es anders machen: Lachen mit Behinderten. Das klingt so vielversprechend wie die Handlung: Drei Behinderte wollen endlich ihre Jungfräulichkeit verlieren.

Dazu planen sie eine Reise, die sie ihren Eltern gegenüber als Entdeckungstour tarnen, denn die besorgten Angehörigen sollen keinen Wind davon bekommen, dass es in Spanien angeblich ein Bordell speziell für eine behinderte Kundschaft gibt. Doch bereits die Fahrt von Belgien nach Spanien gerät zum Abenteuer. Zunächst müssen die Drei heimlich aufbrechen. Dann ist der Fahrer Claude eine Fahrerin und nicht nach dem Geschmack der Fahrgäste. Und auch die Freundschaft der jungen Männer begegnet mancher Belastungsprobe.

Kritik

Der Auftakt ist nett gemacht. Die drei Freunde Philip (Robrecht Vanden Thoren), Lars (Gilles De Schrijver) und Jozef (Tom Audenaert) nehmen an einer Weinprobe teil. Ihre Kommentare klingen wie typische Klassifizierungen von Weinen - meinen jedoch die Kellnerin. Dieser unterschwellige Sexismus zieht sich durch den gesamten Film und wäre bei einer typischen Teenager Sexklamotte auch als genretypisch zu bezeichnen. Bei "Hast la Vista" wird er zum leidigen Stilelement, denn die drei Freunde sind nicht nur Sexisten, sie sind auch Chauvinisten und Drecksäcke. Frauen sehen sie als Objekte. Da diese Haltung bis Filmende nur bei einem eine Wandlung erfährt, gibt sie der Handlung einen unangenehmen Beigeschmack, denn es gelingt dem Film nicht durchgängig, die Sympathien bei den Freunden zu halten. Es kommt bei mir der Moment, in dem das rotzig, respektlose Benehmen zu nerven beginnt. Schließlich leuchtet mir nicht ein, weshalb Menschen mit Behinderung einen Freifahrtschein besitzen sollten sich ständig danebenzubenehmen? Weiterhin gelingt es dem Film nicht, die Unflätigkeit seiner Hauptdarsteller durchgängig witzig werden zu lassen. Leider gerät auch die Szene, in der jemand genau dieses Verhalten anklagt, nicht zum Wendepunkt. Nach kurzer Zeit machen sie weiter wie gehabt. Hinzu kommt, dass mir zwischen den drei Freunden zu wenig passiert.

Davon abgesehen transportieren mir alle vier Hauptdarsteller zu wenig. Zunächst hielt ich zwei der drei männlichen Hauptrollen für behinderte Laiendarsteller, weil sie so wenig ausstrahlen. Tom Audenaert schloss ich aus, weil alle Blinden, die ich beobachten konnte, einen ganz anderen Gesichtsausdruck an den Tag legen, als der Schauspieler. Der Blick ins Presseheft belehrte mich dann, dass auch Robrecht Vanden Thoren und Gilles De Schrijver Schauspieler sind. Da auch Isabelle de Hertogh wenig transportiert hat entweder die Regie etwas versäumt oder die Darsteller sind schwach.

Leider bietet auch die Story wenig Anlass zur Freude. Es wird zwar mit viel guter Absicht erzählt, doch die Wendungen geschehen, ohne dass sie erarbeitet sind. So rechne ich von Anfang an mit der Liebesgeschichte am Rande. Und obwohl weder Jozef noch Claude für mich etwas ausstrahlen, das sie liebenswert erscheinen lässt, werden sie ein Paar. Genauso wenig verstehe ich, warum sich das angespannte Verhältnis zwischen Fahrerin und Fahrgästen ändert. Gut. Claude lässt mal ein Donnerwetter los - doch wenn aus der Abneigung Freundschaft wird (inklusive Lebensbeichte), dann ist mir das zu offensichtlich gewollt.

Des Weiteren holpern die Schnitte. Wiederholt habe ich das Gefühl, ein Schnitt beendet die Szene, ohne dass sie komplett erzählt ist. Besonders deutlich wird das in der Szene in der die besorgten Eltern unvermittelt auftauchen. Statt nun zu schildern wie es den Freunden gelingt die Eltern zu überzeugen, geht die Reise nach einem Schnitt einfach weiter. So lässt mich der Film außen vor, wenn es interessant wird. Gleichzeitig trägt er durch seine Vorgaben zu dick auf. Es reicht nicht aus, dass drei Hauptdarsteller behindert sind. Lars ist unheilbar an Krebs erkrankt, Philip vom Hals ab gelähmt, Claude hat den Körper einer Fruchtbarkeitsgöttin und ein Verbrechen aus Leidenschaft begangen.

Fazit
"Hasta la vista" ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht ausreicht viel zu wollen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Hasta la Vista - Pflücke das Leben!
Land: Belgien
Jahr: 2011
Laufzeit ca.: 115
Genre: DramaKomödie
Verleih: Ascot Elite
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 12.07.2012
Heimkino: 20.11.2012

Regie: Geoffrey Enthoven
Drehbuch: Pierre De Clercq

Schauspieler: Charlotte Timmers (Brünette Joggerin) • Roos Van Vlaenderen (Blonde Joggerin) • Robrecht Vanden Thoren (Philip) • Karel Vingerhoets (Geert - Philips Vater) • Katelijne Verbeke (Philips Mutter) • Gilles De Schryver (Lars) • Xandra Van Welden (Sommelière) • Tom Audenaert (Jozef) • Asta Philpot (Weintester) • Luc Verhoeven (Präsident des Weinclubs) • Karlijn Sileghem (Lars' Mutter) • Kimke Desart (Yoni) • Tuur De Weert (Roger) • Marilou Mermans (Jozefs Mutter) • Johan Heldenbergh (Lars' Vater)

Produktion: Mariano Vanhoof
Maskenbild: Frank Van Wolleghem
Kamera: Gerd Schelfhout
Musik: Meuris • Papermouth
Schnitt: Philippe Ravoet

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Bild: Ascot Elite

1 customer review

befriedigend
12.07.12
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