Vampire zählen zu den Dauerthemen des Kinos und erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Mit ihnen wird oftmals die Suche nach einer verlorenen Liebe verbunden. Das steht zwar im Widerspruch zur Nahrungsaufnahme, die wenig zimperlich vonstattengeht, doch für viele scheint die tragische Romantik schwerer zu wiegen. "Fright Night" bediente im Jahr 1985 dieses Genre. Die Neuverfilmung aus dem Jahr 2011 schlägt eine andere Richtung ein: Der Vampir als fresslustiger Draufgänger.
Von Colin Farrell gut gespielt ist Vampir Jerry eine Mischung aus Rocker und Sadist. Seit 400 Jahren treibt er sein Unwesen und bislang konnte ihn niemand stoppen. Wieso also sollte Jerry ausgerechnet vor dem schmächtigen Charley (Anton Yelchin) Angst haben? Dem traut man auf den ersten Blick wenig zu. Dennoch es ist ihm gelungen die attraktive Amy (Imogen Poots) als Freundin zu gewinnen. Später soll er sogar den erfahreneren Jerry zur Strecke bringen. Bis dahin muss er sich mit seiner Mutter und einem Freund aus Kindertagen herumärgern. Ed (Christopher Mintz-Plasse) ist Experte in allen Fragen des Vampirismus. Und er ist einer, der viel Zeit hat für sein Hobby, weil sich niemand mit ihm abgeben will. Auch sein Freund Charley möchte Ed liebend gerne loswerden, doch es fehlt ihm die zündende Idee.
Als Ed plötzlich verschwindet, läuten bei Charley die Alarmglocken. Vielleicht hatte Ed ja doch Recht? Dann wäre der neue Nachbar tatsächlich ein Vampir. Die Wahrheit herauszufinden endet für Charley und Co beinahe tödlich, denn Jerry deutet jede Einmischung in sein Leben als Kriegserklärung.
Kritik
Den Film "Rabenschwarze Nächte (Fright Night)", welcher der Neuverfilmung zugrunde liegt, habe ich vor Jahren gesehen und als absichtlich verstaubte Mischung aus Grusel, Erotik und Humor in Erinnerung. Die Fassung des Jahres 2011 versucht diese drei Gesichtspunkte ebenfalls zu berücksichtigen und neue Wege zu gehen. Colin Farrell will ich eine gewisse Anziehung nicht absprechen. Hinsichtlich des Humors weiß ich nicht so recht, ob der Film eine Parodie sein möchte oder ernst genommen werden will. Christopher Mintz-Plasse als komisch tragische Figur einzuführen halte ich für eine schlechte Idee. Denn erstens segnet er nach wenigen Filmminuten das Zeitliche (bis zu seinem Comeback) und zweitens zeigt er nichts, was man nicht schon von ihm gesehen hätte. Der Grusel kommt nicht zu kurz und der 3D-Effekt trägt weder zum Horror noch sonst viel zum Gelingen bei.
Die Leistungen der Darsteller gehen durch die Bank in Ordnung. Was nicht bedeutet, dass mir das, was sie spielen, gefällt. Colin Farrell gibt den Vampir mit brachialem Charme. Wo er auftritt oder besser gesagt mit schweren Schritten hintritt, wächst kein Gras mehr. Auch die Figur des Charley ist kein Lichtblick. Eigentlich soll er der Held sein, mit dem ich mitfiebere und mitfühle. Doch Anton Yelchin verkörpert einen arg egozentrischen, unsympathischen Helden. Wenig zu mäkeln gibt es an David Tennants Auftreten als versoffener Scharlatan.
Das Drehbuch überzeugt mich insgesamt kaum, denn es weist zu viele Fragwürdigkeiten und Logiklücken auf. Da gibt es einen Vampir, der ein neues Versteck braucht. Das findet er nicht in Los Angeles, einer Großstadt, die das Untertauchen leicht macht, sondern er zieht in einen kleinen Vorort, in dem jeder jeden kennt. Dort versucht er auch nicht möglichst unauffällig zu leben, sondern fällt seine Opfer selbst auf offener Straße an. Dabei kommt ihm der Umstand zugute, dass die Nachbarn entweder dauerhaft abwesend sind, oder blind und taub. Selbst als es während des Endkampfes zu einer Gasexplosion kommt, ruft niemand Polizei und Feuerwehr. Und wenn dann Charleys Mutter beim Angriff des Vampirs mit dem Auto nicht in Richtung Los Angeles fährt, sondern in die menschenleere Wüste, dann kann ich nur noch den Kopf schütteln.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: Großbritannien • USA
Jahr: 2011
Laufzeit ca.: 106
Genre: 3D • Horror • Komödie • Vampire
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 06.10.2011
Heimkino: 09.02.2012
Regie: Craig Gillespie
Drehbuch: Marti Noxon • Tom Holland
Schauspieler: Anton Yelchin (Charley Brewster) • Colin Farrell (Jerry) • Toni Collette (Jane Brewster) • David Tennant (Peter Vincent) • Imogen Poots (Amy) • Christopher Mintz-Plasse (Ed) • Dave Franco (Mark) • Reid Ewing (Ben Wegner) • Will Denton (Adam Johnson) • Sandra Vergara (Ginger) • Emily Montague (Doris) • Chris Sarandon (Jay Dee)
Produktion: Michael De Luca • Alison Rosenzweig
Szenenbild: Richard Bridgland Fitzgerald
Kostümbild: Susan Matheson
Maskenbild: Douglas Noe
Kamera: Javier Aguirresarobe
Musik: Ramin Djawadi
Schnitt: Tatiana S. Riegel
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Bild: Walt Disney