Steve Jobs

Kinoplakat Steve Jobs

Steve Jobs verstirbt im Oktober 2011. Vier Jahre später ist die Schonfrist beendet und die Ikone wird nach allen Regeln der Kunst zerpflückt. Na ja, nach vielen Regeln der Kunst, denn das angestrebte Meisterwerk gelingt Danny Boyle nicht. Er liefert ein Kammerspiel ab, an dem vielleicht insbesondere die Freude haben, die in Steve Jobs nicht nur den Visionär sehen.

Überzeugte Apple-Käufer werden gerne spöttisch mit den Mitgliedern eine Sekte verglichen. Und in vielen Darstellungen bekommt Steve Jobs einen Heiligenschein. Darf ich trotzdem darauf hinzuweisen, dass in einer so großen Firma wie Apple niemand allein den Erfolg verantwortet? Wohl eher entscheidend mitbestimmt und prägt. In den Augen mancher Enthusiasten habe ich mich damit schon weit aus dem Fenster gelehnt.

Dem Film "Steve Jobs" ergeht es ähnlich. Über Steve Jobs zu schreiben oder gar eine filmische Biografie zu drehen gleicht dem Gang über ein Minenfeld. So gesehen ist es eine gute Entscheidung, dass der Film des Jahres 2015 ausdrücklich keine Biografie sein will. Und im Gegensatz zu "Jobs" aus dem Jahr 2013, der in Deutschland 2014 nur ins Heimkino kommt, wird "Steve Jobs" auch im Kino gezeigt. Wo er es vermutlich schwer haben wird, denn es geht nicht darum, die Firma Apple und ihre Produkte bestmöglich darzustellen, sondern den Menschen Steve Jobs nach allen Regeln der Kunst zu sezieren. Nur die Dramaturgie nutzt die Vorstellung von drei Produkten als Aufhänger um zu zeigen, was womöglich hinter den Kulissen geschieht.

Der Film beginnt mit der Präsentation des kleinen hässlichen Kastens, den Steve Jobs als freundlich lächelnd beschreibt. Ein so einfach zu bedienendes Gerät, das sogar seine fünfjährige Tochter fast ohne Unterstützung damit klarkommt. Womit wir mitten im Geschehen sind und bereits die Schlüsselrollen kennen: Steve Jobs (Michael Fassbender), seine rechte Hand Joanna Hoffman (Kate Winslet) und seine Tochter Lisa. Am Rande treten auch Mitstreiter von Steve Jobs auf. Man mag es mir nachsehen, dass mir Namen wie Steve Wozniak (Seth Rogen) und John Sculley (Jeff Daniel) wenig oder nichts sagen. Sie spielen Nebenrollen, die das Hauptgeschehen ausschmücken. Dass ein gewisser Bill Gates zwar Erwähnung findet, aber nicht auftritt ist sicherlich nicht böse gemeint.

Vielleicht hat Gates auch Glück? Wenn ich mir ansehe, was mit Steve Jobs geschieht, kann ich die Frage nur bejahen. Danny Boyle vergleicht ihn mit einem tragischen Helden von Shakespeares Format. Nun. Zu einer solchen Größe schwingt sich der Film nicht auf. Er schildert zwar einen Fall von Größenwahn - doch im Gegensatz zu Shakespeare lange nicht so unterhaltsam und auch nicht so facettenreich. Steve Jobs wird nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen. Er leidet unter einer Realitätsverschiebung und die einzige Mitarbeiterin, die es jahrelang mit ihm aushält, ist Joanna. Alle anderen stößt Jobs vor den Kopf oder fabriziert Schlimmeres. Er ist ein egozentrischer Kotzbrocken (im Film wird er noch schlimmer tituliert), der Fehler weder einsehen noch zugeben kann.
Die Handlung zeigt das eindimensional und auf die Dauer auch eintönig. Vor der Präsentation eines neuen Geräts eskaliert die Situation. Jemand kommt und versucht mit Jobs schmutzige Wäsche zu waschen. Diese Szenen sind nur bedingt gespielt, sondern viel mehr geredet. Wobei Kate Winslet in der zweiten Hauptrolle mehr überzeugt als Michael Fassbender, der erstaunlich wenig Charisma zeigt.
Durch die Konzentration auf wenige Orte und räumliche Enge macht der Film aus der Handlung ein Kammerspiel. Was das Drehbuch jedoch vergisst, sind auflockernde Szenen, in denen der Zuschauer aufatmen oder lachen kann. Stattdessen bekommt er eine zweistündige Demontage zu sehen.

Fazit
Da der Film "Steve Jobs" ausdrücklich keine Biografie sein will, dürfen Dinge wie die Krebserkrankung, die teure Jacht oder das Interesse am Buddhismus fehlen. Da mir die Ader für Produkte aus dem Hause Apple fehlt und mich auch der Mensch Steve Jobs nur bedingt interessiert, gehe ich relativ neutral an den Film heran. "Steve Jobs" ist für mich ein solides Kammerspiel von nicht sonderlichem Unterhaltungswert. Den Vergleich mit Shakespeare, den Regisseur Danny Boyle selbst anbringt, finde ich mutig.

Apple und ich
Beruflich habe ich an Apples gearbeitet habe. In einer Firma gab es sogar noch einige Exemplare des Apple Macintosh. Ein absolut hässlicher Kasten, der den Mac und den Bildschirm beinhaltete. Mein Bruder, seines Zeichens Informatiker, korrigierte mich jedes Mal, wenn ich von einem Apple-Rechner sprach. Ein Rechner war seiner Definition nach ein Gerät mit einem anderen OS Betriebssystem als Mac OS. Von daher muss ich schon schmunzeln, wenn im Film vom Apple-Rechner die Rede ist.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 122
Genre: BiografieDrama
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 12.11.2015
Heimkino: 24.03.2016

Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Aaron Sorkin
Literaturvorlage: Walter Isaacson

Schauspieler: Michael Fassbender (Steve Jobs) • Kate Winslet (Joanna Hoffman) • Seth Rogen (Steve Wozniak) • Jeff Daniels (John Sculley) • Michael Stuhlbarg (Andy Hertzfeld) • Katherine Waterston (Chrisann Brennan) • Perla Haney-Jardine (Lisa Brennan (19)) • Ripley Sobo (Lisa Brennan (9)) • Makenzie Moss (Lisa Brennan (5)) • Sarah Snook (Andrea Cunningham) • John Ortiz (Joel Pforzheimer) • Adam Shapiro (Avie Tevanian)

Produktion: Danny Boyle • Guymon Casady • Christian Colson • Mark Gordon • Scott Rudin
Szenenbild: Guy Hendrix Dyas
Kostümbild: Suttirat Larlarb
Maskenbild: Ivana Primorac
Kamera: Alwin H. Küchler
Musik: Daniel Pemberton
Schnitt: Elliot Graham

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

befriedigend
12.11.15
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