Am grünen Rand der Welt

Kinoplakat Am grünen Rand der Welt

Wenn das Gras so grün, das Schicksal so bitter, die Männer so tapfer und die Frauen so hold, dann ist Romantikzeit im Kino. Im Mittelpunkt des romantischen Melodrams, das im viktorianischen Großbritannien spielt, steht eine starke Frau, die nicht immer weiß, was ihr guttut. So verpasst sie Chancen und die Liebe. Doch am Ende ist sie geläutert und weiß, wo sie steht und für wen ihr Herz schlägt.

Bathsheba Everdene ist ein Freigeist und es gewohnt für sich selbst zu sorgen. Eine Beziehung einzugehen ist ihr bislang nicht in den Sinn gekommen. Und so schlägt sie auch den Antrag des Schafzüchters Gabriel Oak (Matthias Schoenaerts) aus – obwohl der im Großbritannien des ausklingenden 19. Jahrhunderts besser gestellt ist als sie. Bald darauf kehrt das Schicksal die Vorzeichen um. Gabriel verarmt und Bathsheba erbt reich. Jetzt bittet er auf ihrer Farm um Arbeit und wird der neue Schäfer.

Auf ihrem neuen Gut herrscht Bathsheba hart und gerecht, lässt sich von den Männern nichts sagen. Und als ihr neuer Nachbar William Boldwood (Michael Sheen) um ihre Hand anhält, sagt Bathsheba erneut Nein. Erst als der schneidige Sergeant Francis Troy (Tom Sturridge) die Bühne betritt, gibt sie dem Werben eines Mannes nach und heiratet. Ein großer Fehler, denn der Ehemann ist ein Windhund und sein Herz gehört einer anderen. Sein Hang zu Wetten, der Alkohol und seine Arbeitsscheue belasten die Ehe. Eines Tages ist er verschwunden. Man nimmt an, er sei ertrunken und der Platz an Bathshebas Seite ist abermals frei. Doch noch hat sie nicht genug Fehler gemacht, um einsichtig zu werden.

Kritik

"Am grünen Rand der Welt" ist die Verfilmung einer Novelle von Thomas Hardy. Alles in allem ist er sehenswert, obwohl er den Vorteil der Romanvorlage nicht immer auszuschöpfen weiß. Das ist eine Vermutung, denn gelesen habe ich das Buch nicht; nehme deshalb an, dass es die Feinheiten sowie Erklärungen enthält, die der Film ausspart. So muss man als Zuschauer einiges selbst zusammenreimen und gut aufpassen, weil Details nur einmal gezeigt oder angedeutet werden.

Das beginnt mit der Hauptdarstellerin. Eine Begründung für Bathshebas starke Persönlichkeit wäre angesichts der Zeit, in der der Film spielt, angebracht. Eine Idee dazu habe ich nicht. Auf die Motivationen ihrer Verehrer kann ich mir Reime machen. So mutmaße ich, dass Gabriel Bathsheba zunächst wegen ihres Naturells liebt; später sind sie durch viele Probleme gegangen (als wären sie ein Paar) und haben ihre Beziehung gefestigt. Während William wahrscheinlich die Geschäftsfrau in ihr sieht, was sie zu einer ebenbürtigen Partnerin macht. Dass der Milchbart Francis ihr den Kopf verdreht, mag den Grund haben, dass er sich ins gemachte Nest setzen will.

Mir leuchtet ein, dass ein Film nicht so ausführlich erzählen kann wie ein Buch. Trotzdem ist es schade, dass er zudem auch sprunghaft erzählt und schöne Möglichkeiten auslässt. Zum Beispiel kehrt er das Verhältnis Arm und Reich um. Anfangs ist Gabriel in der (finanziell) stärkeren Position, später ist es Bathsheba. Genutzt wird dieser Wechsel in Bezug auf seine Person kaum. Zeitweilig leben in der Nähe der Hauptdarstellerin gleich drei Bewerber, die voneinander wissen. Doch die daraus resultierenden Reibungen nutzt die Erzählung nur wenige Male.

Weiterhin fehlt es an der Ausarbeitung der Emotionen. Wiederholt verharrt die Kamera in Nahaufnahme der Gesichter; und wenngleich Carey Mulligan hübsch ist, zeigt sie nur wenig Bandbreite. Ähnliches gilt für Matthias Schoenaerts, der aufgrund seiner Physis präsent ist. Der Versuch diesen Umstand mit dem Einsatz von Musik auszugleichen ist nur teils gelungen, denn es kommt der Moment, in dem die kitschige Filmmusik zu viel wird.

Gelungen sind die schönen Aufnahmen in warmen Farben. Selten ist das grüne Gras so gesättigt und die Sonne lacht vom Himmel. Fans von Kostümfilmen kommen auf ihre Kosten.

Fazit
"Am grünen Rand der Welt" ist eine filmische Sahnetorte. Alles in allem schön anzusehen, etwas kitschig und stellenweise zu sehr weich gespült. Fans von Kostümfilmen kommen auf ihre Kosten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Original Filmtitel: Far from the Madding Crowd
Land: GroßbritannienUSA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 119
Genre: KostümRomantik
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 16.07.2015
Heimkino: 19.11.2015

Regie: Thomas Vinterberg
Drehbuch: David Nicholls

Schauspieler: Carey Mulligan (Bathsheba Everdene) • Matthias Schoenaerts (Gabriel Oak) • Michael Sheen (William Boldwood) • Tom Sturridge (Sergeant Troy) • Juno Temple (Fanny Robin) • Jessica Barden (Liddy) • Hilton McRae (Jacob Smallbury) • Bradley Hall (Joseph Poorgrass) • Harry Peacock (Jan Coggan) • Victor McGuire (Bailiff Pennyways) • Jody Halse (Farmer Stone) • Tilly Vosburgh (Mrs. Hurst) • Mark Wingett (Diener) • Dorian Lough (Diener) • Sam Phillips (Sergeant Doggett)

Produktion: Andrew Macdonald • Allon Reich
Szenenbild: Kave Quinn
Kostümbild: Janet Patterson
Maskenbild: Sian Grigg
Kamera: Charlotte Bruus Christensen
Ton: Glenn Freemantle
Musik: Craig Armstrong
Schnitt: Claire Simpson

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{joomplucat:62 limit=3|columns=3}Bilder: 20th Century Fox

1 customer review

gut
16.07.15
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