Ben Monroe gilt als Koryphäe auf dem Fachgebiet der Sozialpsychologie. Für ihn ist es eine große Chance, als er die Möglichkeit erhält, den Fall eines Massen-Suizids in Berlin untersuchen zu können. Dafür vernachlässigt er sogar seine Tochter Mazzy, die eben erst nach Berlin gekommen ist. Mazzy wiederum genießt die Aufmerksamkeit, die Martin ihr schenkt. Sie erkennt nicht, dass sie ein Teil eines abgekarteten Spieles ist.
Kritik
Die Ausgangslage von "Berlin Nobody" klingt spannend. Menschen werden in den Bann einer Sekte gezogen und sind bereit für deren Ideologie in den Tod zu gehen. Beim Sehen fällt die Spannung kontinuierlich, bis sie gegen Null tendiert, denn leider ist die Handlung nett angedacht, aber in der Ausarbeitung zu einfach konstruiert. Junge, traumatisierte oder nach Halt suchende Menschen werden Opfer des weiblichen Guru Hilma. Doch das Warum bleibt unglaubwürdig, weil Hilma als Köder nur Phrasen auswirft. Gibt es Menschen, die verzweifelt genug sind, um dort anzudocken? Schwer vorstellbar zumal die "Philosophie" der Sekte nach kurzem Nachdenken sinnlos ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Sophie Rois die Rolle ohne jedes Charisma spielt. Ebenfalls blass bleiben Eric Bana als geplagter Vater und Jonas Dassler als junger Verführer.
Die Chancen der Konstellationen nutzt das Drama nur bedingt. Die sechzehn Jahre alte Mazzy hat ein Trauma und ist von der Scheidung der Eltern beeinträchtigt. Der Vater-Tochter-Konflikt bleibt ein ausbaufähiger Handlungsstrang, den das Drama kaum bedient. Den außerdem der bieder langweilig auftretende Eric Bana schwächt.
Die Logik verwundert. Beispielsweise wird eine Person vermisst und an einem See vermutet. Die Retter laufen jedoch nicht als Erstes zum See, sondern in den angrenzenden Wald. Ein zur Sprengung freigegebenes Hochhaus wird vor der Sprengung nicht nach Menschen durchsucht.
Einige Stilmittel sind ärgerliche Spielereien. So laufen kurze Szenen rückwärts und bleiben Blendwerk. Vereinzelt schwankt die Handkamera so stark, dass es anstrengt zuzuschauen. Manche Abschnitte machen einen hilflosen oder albernen Eindruck wie die Orgasmus-Meditation für Frauen auf einem Bürostuhl.
In der gesehenen Originalfassung sprechen die Berliner fließend Englisch und schalten mühelos zwischen Deutsch und Englisch um. Sylvia Hoeks spricht Englisch und Deutsch mit niederländischem Akzent.
Fazit
"Berlin Nobody" gibt einen schwachen Fernsehfilm ab. Fürs Kino fehlt es hinsichtlich Handlung und Umsetzung an Größe. Leider werden auch die Bilder auf der Leinwand nicht groß. Die Handlung ist unglaubwürdig und zäh.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %
Land: Deutschland • USA
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 94
Genre: Drama • Krimi
Verleih: SquareOne
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 01.08.2024
Regie: Jordan Scott
Drehbuch: Jordan Scott
Literaturvorlage: Nicholas Hogg
Schauspieler: Eric Bana (Ben Monroe) • Sadie Sink (Mazzy) • Sylvia Hoeks (Nina) • Jonas Dassler (Martin) • Sophie Rois (Hilma) • Daphna Rosenthal (Martins Großmutter) • Joone Dankou (Elsa Aumann) • Stephan Kampwirth (Max) • Alexander Schubert (Detektiv) • Lara Feith (Lotte) • Matthias Rheinheimer (Ninas Vater) • Frida Stittrich (Nina, jung) • Tatiana Nekrasov (Ninas Mutter) • Carl Bagnar (Pogo Boy)
Produktion: Ridley Scott • Michael Pruss • Jonas Katzenstein • Maximilian Leo • Georgina Pope
Szenenbild: Dor Keren
Kostümbild: Brie Harris
Maskenbild: Milena Britschgi • Jeanne Gröllmann • Romy Meier • Mica Frisch
Kamera: Julie Kirkwood
Ton: Andreas Hildebrandt
Musik: Volker Bertelmann
Schnitt: Rachel Durance
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Bild: SquareOne