Dokumentarfilm über die Arbeit von Profilern. Die Arbeit eines Profilers klingt spannend und brisant. Verbrechen und Verbrecher analysieren und aus Fakten und Tathergängen ein Gutachten erstellen. Am weitverbreiteten Bild von Profilern und ihrem Arbeitsalltag mögen Film und Fernsehen einen Anteil haben. Doch wie arbeiten Profiler wirklich? Sind sie ein ganz besonderer Menschenschlag? Der Film von Barbara Eder verspricht einen spannenden Blick hinter die Kulissen.
Der Arbeitsalltag von Helinä Häkkänen-Nyholm beginnt unspannend mit einer Fahrt im Taxi. Dem Fahrer gibt sie nur wenig Auskünfte über ihre Arbeit – und dem Zuschauer leider auch. Damit geht sie wie die anderen fünf vorgestellten Profiler und Profilerinnen vor. Die Sechs erzählen von der Arbeit und geben kleine Einblicke ins Private – wobei sie die Grenzen selbst ziehen. Das ist eine große Stärke des Films, weil er sich nie aufdrängt und nie effektheischend wird. Und es ist seine große Schwäche, weil das, was die Porträtierten nicht preisgeben, ungesagt bleibt. So bleiben heikle Umstände ausgeklammert; etwa, dass die Gutachten der Profiler vor Gericht über das Strafmaß mitentscheiden.
Außerdem findet aufgrund der gewählten Interviewtechnik auch die Auseinandersetzung nur im freiwilligen Rahmen statt. Etwa das Hinterfragen der eigenen Person und dem Umgang mit der Arbeit. Und selbst Aussagen wie die von Helen Morrison, die um Erlaubnis für sehr fragwürdige Forschungen bittet, bleiben unkommentiert.
Wenn es interessant wird, dann nur für wenige Augenblicke. Beispielsweise fährt die Profilerin nach der Arbeit nicht nach Hause, sondern legt eine Ruhepause im Motel ein. Doch diese aufschlussreichen Momente kommen, im Verhältnis zum Rest der Handlung, zu kurz. Schade auch, dass kein konkreter Fall den roten Faden bildet, bei dem der Zuschauer über die Schulter schauen darf. Es bleibt bei Ausschnitten der Arbeit eines Profilers und aneinandergereihten Interviews.
Fazit
Gut möglich, dass ich mit falschen Erwartungen ins Kino gehe. Doch der Untertitel "Profiler im Angesicht des Bösen" weckt bei mir Erwartungen, die der Film nicht erfüllt – beziehungsweise wegen seiner Herangehensweise nicht erfüllen kann oder will.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: Deutschland • Österreich
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 90
Genre: Dokumentarfilm
Verleih: Real Fiction Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 23.01.2014
Heimkino: 22.05.2015
Regie: Barbara Eder
Drehbuch: Barbara Eder
Mit: Roger L. Depue • Helinä Häkkänen-Nyholm • Stephan Harbort • Robert R. Hazelwood • Brigadier Gérard N. Labuschagne • Helen Morrison
Produktion: Viktoria Salcher • Mathias Forberg • Nicole Ringhut
Kamera: Hajo Schomerus
Ton: Atanas Tcholakov
Schnitt: Dieter Pichler • Rosana Saavedra Santis
Anzeige
Bild: Real Fiction Filmverleih