Boudu

Kinoplakat Boudu

Im Film "Boudu" rettet ein hoch verschuldeter und leicht vertrottelter Galerist in einer lauen Frühlingsnacht einen fetten Penner aus dem Kanal und nimmt ihn wider Willen mit nach Hause. Zu seiner großen Verwunderung entbrennen sowohl hysterische Ehefrau als auch naive Fast-Geliebte in heißer Leidenschaft für das unappetitliche Mitbringsel, und seine ganzen Probleme beginnen sich schließlich auf wundersame Weise zu lösen.

Eine laue Frühlingsnacht im französischen Aix-en-Provence. Der Galerist Lespinglet (Regisseur Gérard Jugnot höchstpersönlich) knutscht mit seiner mehr oder weniger willigen Assistentin Coralie (Constance Dollé) im Auto am Ufer des Kanals. Lespinglet ist hoch verschuldet und will bald nach Italien fahren – natürlich mit Coralie und ohne Ehefrau – um eine Sammlung zu kaufen, die wieder Geld in die Kassen bringen soll. Außerdem hofft er, die Malblockade seines hoffnungsvollen Protegé Hubert bald beheben zu können. Gerade als er sich auf dem Rücksitz am Ziel seiner Wünsche glaubt, stößt Coralie ihn von sich, weil sie ein Rufen zu hören glaubt. Sie besteht darauf, nachzuschauen, und dabei entdecken sie eine Gestalt, die stöhnend im Kanal treibt. Auf ihr Drängen springt Lespinglet ins Wasser und rettet mühevoll einen fetten, verdreckten Mann: den Penner Boudu (unförmig wie ehe und je: Gérard Depardieu). Weinerlich erklärt Boudu, dass er Selbstmord begehen wollte, weil ein anderer Penner namens Géronimo seinen geliebten Hund Clinton umgebracht hat.

Coralie ist gerührt, Lespinglet genervt, trotzdem nimmt er seinen stinkenden, unförmigen Fund mit nach Hause. Zuerst ist Lespinglets Ehefrau Isolde (Cathérine Frot) natürlich entsetzt über den verwahrlosten Mitbewohner, aber bald hat Boudus mehr als rauer Charme seine Wirkung getan: Isolde ist entzückt, kümmert sich rührend wie eine Glucke um ihn, und holt für ihn sogar den Familiendoktor.
Lespinglet versteht zwar die Welt nicht mehr, ist aber ganz froh, sich jetzt mehr um den blockierten Hubert, und natürlich Coralie, kümmern zu können. Eine Ausstellung mit Werken des hoffnungsvollen Nachwuchstalents würde entscheidend zur Sanierung seiner Schulden beitragen. So fällt ihm vorerst gar nicht auf, dass seine hysterische Angetraute plötzlich ziemlich normal wird: keine Kopfschmerzen mehr, keine Schwindelanfälle, keine Depressionen. Boudu hat ihr seinen Brutalo-Charme entgegengeschleudert und sie, mir nichts dir nichts, kuriert. Boudu begleitet Isolde jetzt überall hin, geht mit ihr einkaufen, sieht mit ihr fern, scherzt mit ihr, geht mit ihr spazieren. Kurz gesagt: Er übernimmt alle Pflichten und Vorteile ihres Ehemanns. Alle! Denn Isolde, die sich seit langem sehnlichst ein Kund wünscht, was mit Lespinglet bislang nicht geklappt hat, geht sogar mit ihm ins Bett. Und damit nicht genug: Boudu macht sich, von Isolde neu ausgestattet, sogar an Coralie ran und schafft das, was Lespinglet nicht geschafft hat: Er bringt sie dazu, mit ihm zu schlafen.

Lespinglet wird die ganze Sache allmählich unheimlich. Er holt den Psychiater seiner Frau ins Haus, damit er einen Blick auf Boudu werfen soll. Als Isolde das merkt, hängt der Haussegen natürlich schief und der Psychiater muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Lespinglet will Boudu, der ihm alles zu nehmen beginnt, was er hat, nun endlich loswerden. Aber nichts fruchtet etwas, Boudu bleibt unerschütterlich auf seinem dicken Hintern sitzen, und weicht und wankt nicht.
In seiner Verzweiflung macht sich Lespinglet nun auf die Suche nach Géronimo, dem anderen Penner, der angeblich Boudus Hund Clinton ermordet haben soll. Er findet ihn auch und erfährt, dass nicht er Boudus Hund, sondern Boudu seine Frau umgebracht hat! Lespinglet ist verwirrt und vollkommen verzweifelt. Als krönende Überraschung erfährt er auch noch, dass Isolde schwanger ist.

Jetzt brennen bei Lespinglet alle Sicherungen durch: seine Frau schwanger von einem Penner, seine Fast-Geliebte von ebendiesem Penner ausgespannt, seine Galerie pleite, sein bester Künstler blockiert … Lespinglet beschließt es Boudu gleichzutun und sein Leben mit einem Stein um den Hals im selben Kanal zu beenden. Diesmal ist Géronimo der Lebensretter. Er holt Boudu, der dem "werdenden Vater" Lespinglet die Leviten liest, und ihm mangelnde Verantwortung vorwirft. Dann fährt Boudu zu Hubert und liest ihm auf seine eigene, ziemlich schlagkräftige Art ebenfalls die Leviten, und siehe da, Hubert überwindet seine Mal-Blockade und rettet mit seinem neuen "intensiven Stil" die Galerie vor dem Untergang. Boudu hat seine Schuldigkeit getan, zieht frohgemut davon auf dem Weg zu neuen Abenteuern, und trifft sogar seinen geliebten Hund Clinton wieder. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute ...

Kritik

Das ist jetzt schon die dritte Verfilmung von "Boudu", dem Theaterstück des französischen Autors René Fauchois. Zum ersten Mal wurde das Stück 1932 von Jean Renoir mit Michel Simon in der Titelrolle verfilmt. Dann folgte 1986 die äußerst erfolgreiche und sehr witzige Hollywood-Verfilmung als Film "Zoff in Beverly Hills" mit Nick Nolte als Penner und Bette Midler und Richard Dreyfuss als Ehepaar. Und jetzt also Verfilmung Nr. 3. Warum ist eigentlich nicht so ganz verständlich. "Ein liebenswerter Schnorrer" lautet die Unterzeile des Films "Boudu", aber – tut mir leid – an Gérard Depardieu ist in dieser Rolle absolut überhaupt nichts Liebenswertes. Er ist fett, sogar auf Leinwand offensichtlich übel riechend, er ist unfreundlich, laut, ordinär, er furzt ständig, er rülpst lautstark, er ist boshaft, er lügt, er betrügt, er ist gewalttätig. Und auf so etwas sollen sämtliche Frauen auf Anhieb hereinfallen? Nicht nur kaum zu glauben, sondern geradezu unglaublich.

Nick Nolte war auch ein übel riechender, verwahrloster Penner, aber nachdem er gewaschen und geputzt war, entpuppte er sich als charmanter, liebenswerter Typ, bei dem man verstehen könnte, dass ihn nicht nur der Hund des Hauses, sondern auch alle anderen Mitbewohner schätzten und liebten. In der Neuverfilmung von "Boudu" nicht. Gérard Depardieu, der in dem Film "Ruby und Quentin" an der Seite von Jean Reno so wunderbar und unendlich komisch und witzig war, spielt "Boudu" als einen total unsympathischen Typen. Wenn er sich lautstark auf dem Klo entleert, finde ich das nicht charmant oder witzig. Wenn er seinen fetten, nackten Bauch durch die Gegend schwabbelt, finde ich das auch nicht charmant oder witzig. Und wenn er mit seiner Fäkal-Sprache alle in Grund und Boden plärrt, finde ich das ebenfalls nicht charmant und witzig. Seine Mitspieler bemühen sich zwar sehr, und da gibt es auch ein paar komische Momente, aber alles in allem rettet das auch nicht mehr viel.

Fazit
Eine in meinen Augen völlig belanglose und überflüssige Verfilmung eines Stoffs, der schon sehr viel besser verfilmt wurde.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 25 %


Alternativtitel: Boudu – Ein liebenswerter Schnorrer
Land: Frankreich
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 90
Genre: Komödie
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 28.07.2005
Heimkino: 08.02.2006

Regie: Gérard Jugnot
Drehbuch: René Fauchois • Philippe Lopes-Curval

Schauspieler: Gérard Depardieu (Boudu) • Gérard Jugnot (Christian) • Catherine Frot (Yseult) • Constance Dollé (Coralie) • Bonnafet Tarbouriech (Perez) • Hubert Saint-Macary (Bob) • Dominique Ratonnat (Arzt) • Jean-Paul Rouve (Hubert) • Serge Riaboukine (Géronimo) • Jean-Pierre Foucault (Self) • Frédéric Restagno (Feuerwehrmann) • Marc Pistolesi (Feuerwehrmann)

Produktion: Jean-Pierre Guérin • Véronique Marchat
Szenenbild: Jean-Louis Povéda
Kostümbild: Martine Rapin
Maskenbild: Cédric Chami • Turid Follvik • Géraldine Lemaire
Kamera: Gérard Simon
Schnitt: Catherine Kelber

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Bild: Concorde Filmverleih

1 customer review

ausreichend
28.07.05
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