Detroit

Kinoplakat Detroit

Das Drama thematisiert die sozialen Unruhen, die in den USA in den 1960er Jahre stattfanden und in Detroit 1967 einen Höhepunkt erlebten. In einem Motel werden die Gäste von der Polizei zusammengetrieben, weil sie im Haus einen Scharfschützen vermutet. Während der Verhöre eskaliert die Situation.

Die Handlung setzt ein gutes Stück vor dem im Mittelpunkt stehenden Abend ein. Eine unruhige Handkamera fängt die Situation in Detroit ein, wo die überwiegend afroamerikanische Bevölkerung mehr und mehr rebelliert. Die Situation kocht hoch, aufseiten der Zivilisten wie auch bei der Polizei liegen die Nerven blank. Ein Teil der Bevölkerung nutzt die Situation um Geschäfte zu plündern, während einige der überwiegend weißen Polizisten die Lage ausnutzen, etwa um grundlos zu schießen.

Während der Unruhen träumt eine junge aufstrebende Band vom Starruhm. Doch der platzt jäh, als der Auftritt abgesagt wird. Später am Abend kehren einige von ihnen im Algiers Motel ein und mieten ein Zimmer. Die Stimmung wird ausgelassener und aus Jux schießt einer der Anwesenden mit einer Pistole, die dafür gedacht ist auf einer Rennbahn den Start anzuzeigen, mehrfach aus dem Fenster. Die Polizisten auf der Straße halten ihn für einen Scharfschützen und greifen das Motel an.
Eine ihrer Verhörtaktiken ist das Todesspiel. Ein Verdächtiger wird von der Gruppe getrennt und anscheinend im Nebenraum erschossen. Damit sollen die restlichen Personen unter Druck gesetzt und zu einer Aussage bewegt werden. Doch die Ermittlungen laufen aus dem Ruder.

Kritik

Der Film "Detroit" erzählt mit viel Engagement seine Geschichte, die auf Zeugenaussagen beruht und strafrechtlich nicht bewiesen ist. Darauf weist der Film im Abspann hin. Dem Drehbuch und der Regie ist anzumerken, dass man nicht nur den Finger in die Wunde legen, sondern auch aufrütteln möchte. So spricht der Film klar für die Unterdrückten und prangert etwa Amtsmissbrauch innerhalb der Staatsgewalt an. Das ist klar herausgearbeitet und die Produktion ist handwerklich solide. Klassisch ist an ihr die Verwendung von altem Archivmaterial. Meist wird in die Handlung originales Bild- und Tonmaterial eingeschnitten, teils nur der Ton.
Die Grenze zwischen der Vergangenheitsbewältigung und der Unterhaltung ist im Doku-Drama "Detroit" fließend. Wobei es als Spielfilm bedingt überzeugt. Das liegt überwiegend an der insgesamt zu langen Handlung. So dauert es anfangs ungefähr 45 Minuten bis die jungen Männer im Motel ankommen. Bis dahin werden die Lebenssituation in der Stadt sowie einige Einzelpersonen vorgestellt.

Leider ist es weiterhin so, dass die Ausarbeitungen der Rollen begrenzt sind. So sind die jungen, farbigen Männer zwar attraktiv und schauspielern annehmbar und sie bleiben distanzierte Personen. Es fällt schwer mit ihnen mitzufiebern. Ähnliches betrifft ihren hauptsächlichen Gegenspieler. Will Poulter ist interessant besetzt, weil er wie ein harmloser Mann von nebenan aussieht und eine Rolle spielt, die durch und durch ein Rassist ist. Wirklich beängstigend wird er in seiner Rolle allerdings nicht. Wodurch ein Gutteil der Spannung verloren geht, weil er einen Peiniger spielt, dem der bedrohliche Moment fehlt. So kommt es wegen der eigenwilligen Führung der Schauspieler dazu, dass die Handlung mir auch in den bedrückenden Momenten nicht den Atem verschlägt.

Zudem entwickelt die Story nur wenig Spannung, aufgrund der ausgewalzten Szenen. So gut wie jeder Handlungsstrang ist überzogen. Ein Beispiel: Es tritt vor der Boygroup ein weibliches Trio auf und singt; der Auftritt der Sängerinnen ist viel länger, als es nötig wäre. Auf diese Weise dehnt die Handlung ihre Erzählung, bindet für die Zeit typisches Lokalkolorit ein und vermittelt ein weiteres Thema. Die Mehrheit der Weißen akzeptiert die Farbigen nicht, hört jedoch ihre Musik und lässt sich von farbigen Künstlern unterhalten. Außerdem sind die Inhalte an vielen Stellen vorhersehbar und zu klassisch. Anstelle von Überraschungen bietet die Handlung in der Regel das, was man kennt beziehungsweise erwartet. Schlussendlich ist die Bildsprache nicht inhaltlich, sondern technisch anstrengend, weil die Handkamera durchgängig leicht wackelt.

Abgerundet wird die Handlung später mit der alles entscheidenden Gerichtsszene. Und auch hier zeigt der Film wieder seine Eigenwilligkeit, dass zwar Einzelschicksale im Mittelpunkt stehen und die Aussage der Handlung gleichzeitig beispielhaft ist. Damit schlägt der Film wiederholt gedanklich Brücken zur heutigen Zeit. Zum Beispiel in der Hinsicht, dass auch heute noch die Medien zweifelhaftes Vorgehen weißer Polizisten gegen farbige Amerikaner melden. Das Problem ist nur, dass der Zuschauer diese Verbindungen selbst herstellen muss.
Davon abgesehen steht die Frage im Raum, ob die Entscheidung das Thema als Doku-Drama aufzuarbeiten eine gute ist? Die Antwort muss jeder Zuschauer für sich selbst finden. Aus meiner Sicht ist es so, dass ich es wichtig finde, Vorfälle wie diesen zu thematisieren und aufzuarbeiten. Gleichzeitig gefällt mir die handwerkliche Ausarbeitung des Films nicht.

Fazit
"Detroit" lässt die Idee aufkommen, dass der Film als Mehrteiler im Fernsehen vielleicht besser aufgehoben ist als auf der Kinoleinwand. Zweifelsohne zeigt die Produktion viel Engagement, doch der Spagat zwischen Unterhaltung und Aufrütteln gelingt nicht gut. Der Anspruch konkret zu sein und dafür Beispiele aufzuzeigen schwächt das Ergebnis. Aufgrund des brenzligen Themas möchte ich betonen: Meine Kritik bezieht sich auf die Fiktion und ist keine Meinungsäußerung über Menschen mit dunkler Hautfarbe.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 2017
Laufzeit ca.: 143
Genre: DramaHistorieKrimi
Verleih: Concorde Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 23.11.2017
Heimkino: 05.04.2018

Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Mark Boal

Schauspieler: John Boyega (Dismukes) • Will Poulter (Krauss) • Algee Smith (Larry) • Jacob Latimore (Fred) • Jason Mitchell (Carl) • Hannah Murray (Julie) • Jack Reynor (Demens) • Kaitlyn Dever (Karen) • Ben O'Toole (Flynn) • John Krasinski (Attorney Auerbach) • Anthony Mackie (Greene) • Nathan Davis Jr. (Aubrey) • Peyton Alexander Smith (Lee) • Malcolm David Kelley (Michael) • Joseph David-Jones (Morris)

Produktion: Kathryn Bigelow • Mark Boal • Megan Ellison • Matthew Budman • Colin Wilson
Szenenbild: Jeremy Hindle
Kostümbild: Francine Jamison-Tanchuck
Maskenbild: Whitney James
Kamera: Barry Ackroyd
Musik: James Newton Howard
Schnitt: William Goldenberg • Harry Yoon

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{joomplucat:371 limit=3|columns=3}Bilder: Concorde Filmverleih

1 customer review

befriedigend
20.11.17
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