Die Frau des Zeitreisenden

Kinoplakat Die Frau des Zeitreisenden

Die Liebe gilt als Mysterium. Noch viel mysteriöser und überhöht wird sie, wenn ein Mensch ein Geheimnisträger ist oder eine extraordinäre Persönlichkeit. Zum Beispiel einer, der ohne es beeinflussen zu können, plötzlich durch die Zeit reist. Ist es überhaupt möglich einen derart rastlosen Wanderer zu lieben? Der Film versucht darauf eine romantisch verklärte Antwort zu geben.

Als Clare noch ein kleines Mädchen war, begegnete sie eines Tages einem Fremden. Der behauptete, ein Zeitreisender zu sein und bewies dies, indem er plötzlich verschwand. In unregelmäßigen Abständen trafen Clare und Henry (Eric Bana) einander in den folgenden Jahren wieder. Während Clare heranwuchs, alterte Henry nicht und trotz des Altersunterschieds wurde er zu ihrem Traummann.

Einige Jahre später ist aus Clare (Rachel McAdams) eine junge Frau geworden, die in einer Bibliothek auf Henry trifft. Wenngleich er vorgibt, sie nicht zu kennen, weiß Clare augenblicklich, den Mann ihrer Träume getroffen zu haben. Sie versucht Henry die Situation so gut es geht zu erklären. Wobei sie das Wissen nutzt, dass Henry ihr in den letzten Jahren während ihrer Begegnungen gab. Er selbst kann sich an Dinge aus seiner Zukunft nicht erinnern. Trotz der nicht eben rosigen Aussichten wird aus dem Zeitreisenden und Clare ein Paar. Für ihre Liebe nimmt sie in Kauf, dass er unter einer Gen-Anomalie leidet, die bewirkt, dass er ohne Vorwarnung von einem Augenblick auf den anderen verschwindet und in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort wieder auftaucht. Diese Zeitreisen können Minuten bis Wochen dauern. Eine Zeit, in der beide Leben weitergehen und der Partner abgeschnitten ist.

Als Clare schwanger wird, treten weitere Problemstellungen auf. Was, wenn das Baby ebenfalls ein Zeitreisender ist? Wird es noch vor der Geburt verschwinden? Die Frage könnte ihnen beantwortet werden, als eines Tages ein fünfjähriges Mädchen freudestrahlend zu ihnen schaut. Doch nur Henry erkennt die Lage und auch erst bei der zweiten Begegnung. Dabei erfährt er auch, dass er sterben wird, sobald seine Tochter fünf Jahre alt ist. Vor seiner Frau hält Henry dieses Wissen geheim.

Kritik

"Die Frau des Zeitreisenden" beruht auf einem Roman von Audrey Niffenegger der möglicherweise weniger Fragen aufwirft als das Drehbuch zum Film. Es beginnt damit, dass ich ihn nur bedingt einordnen kann. Der Titel lässt Science-Fiction erwarten und das Filmplakat Romantik. Die Handlung macht dann die Verwirrung komplett, denn es geht in erster Linie nicht um die "Frau des Zeitreisenden" oder ihre Liebe, sondern um ihn. Wobei die Zeitreisen ein charakterisierendes Element des Films sind und gleichzeitig Anlass für viele Fragen geben.

Da gibt den Zeitreisenden, der unkontrolliert durch die Zeit reist. Der sich dabei sogar in mehrere Persönlichkeiten aufspalten kann, sich also selbst begegnet und zusieht (etwa wie er stirbt). In einigen Szenen kann er sich an Dinge aus der Zukunft erinnern; Clare, die seit Jahrzehnten seine große Liebe ist, erkennt er bei der ersten normalen Begegnung jedoch nicht. Außerdem behauptet er, er könne die Zeitlinie nicht verändern. Trotzdem spielt er bewusst Lotto und verändert damit die Zeitlinie indirekt, indem er Wissen aus einer Zeitreise nutzt. Nicht zuletzt frage ich mich, weshalb dieser Mann nicht verrückt wird? Beziehungsweise: Weshalb leidet er nur so wenig unter seiner Krankheit, die zwischen Segen und Fluch schwankt?

Ebenso scheint der Umstand sehr eigenwillig, dass er bei seinen Zeitreisen stets in Amerika bleibt. Also die Sprache versteht und ihm auf den Zeitreisen nie etwas Ernstes zustößt – bis zum tragischen Ende. Das scheint so eigenartig wie der Umstand, dass er jedes Mal nackt ankommt und dann rasch Kleidung findet, selbst Anzüge, die wie maßgeschneidert sitzen. Wie macht ein Mann von 1,89 m Größe das? Weiterhin kehrt er für gewöhnlich nackt von seinen Zeitreisen zurück, weil er keine Kleidung mitnehmen kann. Eine Ausnahme bildet sein Hochzeitstag, an dem er von der ersten Reise bekleidet zurückkommt. Von der Zeitreise in der Hochzeitsnacht kommt er dann wieder nackt zurück. Des Weiteren bleibt die Frage offen, warum seine Arbeitskollegen nie etwas vom Verschwinden bemerken? Der Mann arbeitet in einer Bibliothek und dematerialisiert oder materialisiert sich dort im Magazin – nicht im öffentlichen Bereich. Im Gegensatz dazu hat er vor Freuden und Familie keine Hemmungen und reist vor deren Augen. Wieso ist er vom Kind bis zum Mann herangewachsen und in diesem Alter stehen geblieben?

Ebenfalls unverständlich ist der Umstand, dass er vier Jahre nach seinem Tod nochmals auftritt. Soll das die Krönung der Romantik darstellen, weil Clare nach seinem Tod auf ihn gewartet hat? Das wäre Liebe über den Tod hinaus. Dazu legt sie täglich Kleidung bereitlegt, denn es ist wichtiger, dass er nicht nackt herumläuft, als der Umstand, dass er von den Toten zurückkehrt. Soviel zur Logik des Films. Ich blicke auch in weiteren Belangen nicht durch: Die Zeitreisen finden zwar häufig statt, machen die Handlung aber nicht zu Science-Fiction. Vielmehr dienen sie dazu die Romantik zu untermauern und für Dramatik zu sorgen. Gleichzeitig stiften sie auch Verwirrung, denn nur anhand der Kleidung ist festzulegen, in welcher Zeit sich Henry gerade befindet.

Die Frage, weshalb Clare die Herausforderung eingeht, mit einem Zeitreisenden eine Ehe einzugehen, bleibt unbeantwortet. Die Begründung, dass er einfach seit Kindheitstagen ihr Traummann ist, ist etwas dürftig. Zumal nicht klar ist, ob die erste Begegnung im Film auch die erste Begegnung der zwei Menschen ist? Falls ja, wäre es eine sehr seltsame Angelegenheit. Ein nackter Mann (39 Jahre alt) erscheint am Waldrand und versteckt sich in einem Busch. Er bittet ein kleines Mädchen um die Picknickdecke, bedeckt damit seine Blößen, tritt auf die Wiese hinaus und bezirzt dann das Mädchen, damit sie ihn später als erwachsene Frau lieben wird. Ohne den Autoren etwas unterstellen zu wollen, hat diese Art der Inszenierung etwas Unglückliches an sich. Doch vielmehr Gründe für die Liebe führt Clare nicht an. Und Eric Bana zeigt in der Rolle als Henry zwar mehr von sich, als in früheren Filmen, aber seine Ausdrucksfähigkeit ist nach wie vor begrenzt.

Fazit
Der Film "Die Frau des Zeitreisenden" ist handwerklich solide gemacht und er unterhält. Seine Schwerpunkte und Absichten kann ich nur vermuten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: The Time Traveler's Wife
Land: USA
Jahr: 2009
Laufzeit ca.: 96
Genre: DramaFantasyRomantikScience-Fiction
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 17.09.2009
Heimkino: 05.02.2010

Regie: Robert Schwentke
Drehbuch: Bruce Joel Rubin
Literaturvorlage: Audrey Niffenegger

Schauspieler: Eric Bana (Henry) • Rachel McAdams (Clare) • Arliss Howard (Richard DeTamble) • Ron Livingston (Gomez) • Stephen Tobolowsky (Dr. Kendrick) • Jane McLean (Charisse) • Michelle Nolden (Annette DeTamble) • Katherine Trowell (Rezeptionistin) • Bart Bedford (Bibliothekar) • Esther Jun (Kellnerin) • Matt Birman (Polizist) • Craig Snoyer (Polizist)

Produktion: Nick Wechsler • Dede Gardner
Szenenbild: Jon Hutman
Kostümbild: Julie Weiss
Maskenbild: Ann Brodie
Kamera: Florian Ballhaus
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Thom Noble

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
17.09.09
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