Die Invasion der Barbaren

Das ausgesprochen bissige Programmkino sieht die Welt am Abgrund.

Der Lack ist ab, die Manneskraft dahin: Geschichtsprofessor Remy liegt im Krankenhaus. Der Krebs hat ihn zerfressen, der Tod wartet an seiner Seite. Im Krankenzimmer versammeln sich Menschen aus Remys Leben. Seine Ex-Frau, mehrere ehemalige Geliebte und Sohn Sébastien. Der ist in den Augen des Vaters missraten. Doch ausgerechnet er verschafft seinem Vater ein besseres Bett im völlig heruntergekommenen kanadischen Krankenhaus. Sébastien hat vor allem eins: Geld. Und damit kann er einiges möglich machen. Er verschafft dem Senior auch regelmäßig Heroin gegen die Schmerzen, bezahlt ehemalige Studenten des Vaters, damit die am Sterbebett Mitleid heucheln. Aus der anfänglich sehr unterkühlten Vater-Sohn-Beziehung wird bald ein inniges Verhältnis. Und auch der alte Knochen öffnet sein Herz und reflektiert sein Leben. Die knusprige Krankenschwester würde er am liebsten mehrmals täglich beglücken. Doch die Zeit des Sexprotzes ist lange vorbei, was auch seine Ex-Geliebten am Krankenbett betrauern. Voll giftigem Zynismus blickt Remy zurück und mit ihm seine Trauergemeinde. Am Leben und der Gesellschaft lassen die scharfzüngigen Debatten kein gutes Haar. Die Welt ist dem Untergang geweiht; in Kanada ist nicht nur das Krankensystem marode. Auch die Menschheit hat es erwischt, denn die Invasion der Barbaren hat längst stattgefunden.

Der Film ist die Fortsetzung des Films "Der Untergang des amerikanischen Imperiums". Die Barbaren sind unter anderem Kapitalisten wie Sébastien, der seinem Vater ein würdevolles Sterben ermöglicht (ausgerechnet mit Geld). Der Film ist eine ausgesprochen zynische Abrechnung mit der Gesellschaft des heutigen Kanada. Weshalb der Film derartig beißend, zynisch und schneidend ist vermag ich nicht zu erklären. Die Pressevorführung fand im französischen Original statt weshalb ich auf die Untertitelung angewiesen war. Einiges konnte ich beim Hören ableiten und daraus folgern: den ausgesprochen dürftigen Untertiteln fehlten die Feinheiten. Vielleicht hilft dem Film die deutsche Synchronfassung den richtigen Schliff zu geben? An der schauspielerischen Leistung gibt es nichts zu mäkeln.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Les invasions barbares
Land: FrankreichKanada
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 99
Genre: Spielfilm
Verleih: Prokino
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 27.11.2003
Heimkino: 09.06.2004

Regie: Denys Arcand
Drehbuch: Denys Arcand

Schauspieler: Rémy Girard (Rémy) • Stéphane Rousseau (Sébastien) • Marie-Josée Croze (Nathalie) • Marina Hands (Gaëlle) • Dorothée Berryman (Louise) • Johanne Marie Tremblay (Constance Lazure) • Pierre Curzi (Pierre Citrouillard) • Yves Jacques (Claude) • Louise Portal (Diane Leonard) • Dominique Michel (Dominique St. Arnaud) • Isabelle Blais (Sylvaine) • Toni Cecchinato (Alessandro) • Sophie Lorain (Geliebte) • Mitsou Gélinas (Ghislaine) • Markita Boies (Suzanne)

Produktion: Daniel Louis • Denise Robert
Szenenbild: François Séguin
Kostümbild: Denis Sperdouklis
Maskenbild: Diane Simard
Kamera: Guy Dufaux
Musik: Pierre Aviat
Schnitt: Isabelle Dedieu

Anzeige

Invasion der Barbaren Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Prokino

1 customer review

befriedigend
27.11.03
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.