Eine letzte Reise

Kinoplakat Eine letzte Reise

Filip kann es nicht akzeptieren, dass sein Vater Lars, der ehemalige Dozent, den Lebensabend nicht aktiv verbringt, sondern im belgischen Ohrensessel sitzt und abbaut. Filip kommt auf die Idee, dass die Lebensgeister des alten Mannes wieder geweckt werden, wenn er nach Frankreich reist. 

Für das Land, die Kultur und Chansons hat Lars früher viel empfunden. Filip erwirbt einen alten Renault 4 in quietsch oranger Farbe und überredet seinen Kumpel Fredrik, ihn auf dem Abenteuer zu begleiten. Der Vater ist von der Aktion überrumpelt und willigt ein. Doch noch vor der Landesgrenze kommt es zu einem Zwischenfall, und die jungen Männer müssen den alten Mann im Krankenhaus zurücklassen. Er soll nachkommen.

Kritik

Es dauert lange, bis Filip Erkenntnisse kommen. Etwa, dass der Vater mit dem Leben abgeschlossen hat und Filips Aktion ihn überfordert. Leider führt es beim Sohn nicht zum Hinterfragen und der setzt seine Linie fort. Er treibt großen Aufwand, versucht immer wieder die Erinnerungen des alten Vaters zu wecken, damit er neue Lebenslust findet. Das Unterfangen gelingt nur bedingt. Der Geist des Seniors wird stimuliert, aber der Körper ist bereits zu geschwächt und er stößt an körperliche Grenzen. Beim Abendessen gelingt es dem alten Mann, ein Weinglas in die Nähe des Mundes zu führen, allein trinken kann er nicht mehr. Solche Szenen zu beobachten, ist quälend. Sie werden durch die anderen Momente kaum wettgemacht. Die meiste Zeit schaut der alte Mann mit halb geschlossenen Augen und offenstehendem Mund in die Kamera, redet erstaunlich viel und schnell, gibt Alltägliches von sich. Wer vor Jahrzehnten was im Urlaub gegessen und getrunken hat. Das erinnert an Besuche bei Verwandten. Man sitzt da und hört aus Höflichkeit zu, echtes Interesse fehlt. Auch in anderer Hinsicht punktet der Film nicht. Die Lebensweisheiten des alten Mannes sind keine: In Frankreich ins Meer zu pinkeln bedeutet Freiheit. Das wiederholt er mehrfach und gegen Filmende steht Sohn Filip im Ozean – und pinkelt hinein. Auf dem Bahnsteig lieber einen falschen Zug nehmen, als festzustecken, lautet ein weiterer Ratschlag. Es steht die Frage im Raum, wie interessant es ist, diesen Fremden zu beobachten und ihm zuzuhören. Dem Kritiker fehlt die Verbindung und die Dokumentation baut keine auf.

Sohn Filip ist bemüht, dem Vater ein Denkmal zu setzen. Etwa indem er ehemalige Studenten Lobhudeleien in die Kamera sprechen lässt. Auch von alten Fotos, Film- und Sprachaufnahmen bleibt das Publikum nicht verschont. Es ist möglich, dass der Sohn das Andenken an den Vater in Ehren halten will. Andererseits hat er ein Filmprojekt begonnen und eventuell Gelder beantragt oder bekommen und kann das Begonnene nicht mehr abbrechen. Auf die eine oder andere Weise übersieht er, dass die Dokumentation der Gegenwart ein sehr persönliches Unterfangen ist, das nicht jedem Menschen Unterhaltung bietet. Während der Rückschau auf das Leben und Wirken des Vaters das Besondere fehlt. Zudem darf gefragt werden, ob Filip mit dem Urlaub wider Willen nicht zuletzt sein Ego befriedigt. Dem Vater gegenüber ist das Verhalten des Sohnes mehr als einmal respektlos.

Handwerklich ist der Film kein Höhepunkt. Vater Lars und Sohn Filip reden ohne Unterlass, während Fredrik gerne und viel lacht. In welchem Verhältnis er und Filip stehen, bleibt offen. Laut Presseheft sind sie langjährige Freunde und Kollegen, unzertrennlich und arbeiten zusammen. Überwiegend kam beim Dreh eine Handkamera zum Einsatz, die verhältnismäßig ruhig arbeitet, aber trotzdem auffällt. Die Filmmusik war in der gesehenen Fassung im Verhältnis zum Ton unangenehm laut und teils schlecht ausgesucht, weil nicht zum Geschehen passend. Die Landschaftsaufnahmen beeindrucken nicht, weil sie zu kurz geschnitten sind.

Fazit
Dabei zuzuschauen, wie ein alter Mann vorgeführt wird und sich quält, empfindet der Kritiker als quälend. Und der Film ist in erster Linie Qual. Das Verhalten des Sohnes, der besser weiß, was für den Vater das Beste ist, als der Vater selbst, ist fragwürdig, denn der Zweck heiligt nicht immer die Mittel. Die entstandene Dokumentation ist ein sehr persönlicher Film mit beschränkter Aussage und fragwürdigem Unterhaltungswert. Mit dem Beigeschmack, dass die Reise Mittel zum Zweck gewesen ist. Der Kritiker meint: Es gibt weise Menschen, denen er gerne zuhört. Lars Hammar kann er nicht dazu zählen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 10 %


Original Filmtitel: Den sista resan
Land: Schweden
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 95
Genre: DokumentarfilmRoadmovie

Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 24.04.2025

Regie: Filip Hammar • Fredrik Wikingsson
Drehbuch: Filip Hammar • Fredrik Wikingsson

Mit: Filip Hammar • Lars Hammar • Fredrik Wikingsson • Tiina Hammar

Produktion: Lars Beckung • Petra Måhl
Kamera: Erik Persson • Erik Vallsten • Robin Trolin
Musik: Christian Olsson
Schnitt: Johan Kjellberg Elgemark • Robin Wikner

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Bild: Universal Pictures International

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