Freunde mit gewissen Vorzügen

Kinoplakat Freunde mit gewissen Vorzügen

Als Kind hatte ich eine Actionfigur, deren Oberkörper ähnlich aussah wie der von Justin Timberlake in den vielen Nacktszenen. Vielleicht besaß sie auch ein ähnliches schauspielerisches Talent wie Timberlake? Nur die Sache mit den vielen Sexszenen würde zum Problem, denn das Spielzeug war sauber gestaltet und man konnte nicht überall sehen, dass es ein Mann ist.

Zurück zu den Reichen und Schönen: Jamie (Mila Kunis) und Dylan (Justin Timberlake) kennen einander nicht und haben doch gerade Ähnliches erlebt: Sie haben ihre Beziehung in den Sand gesetzt. Als der Zufall die Headhunterin und den Redakteur zusammenbringt, will sie ihm zunächst nur die Stelle und die Stadt schmackhaft machen. Doch dann wird aus der Geschäftsbeziehung ein privater Handel: Freundschaft mit Sex aber ohne Beziehung. Eben die Vorteile genießen und keine Beziehungsarbeit leisten. Das geht eine Zeit lang gut. Bis dann doch die altbekannten Gefühle aufkeimen und das Paar erkennt: Ins Wasser zu springen, ohne nass zu werden ist unmöglich.

Kritik

"Freunde mit gewissen Vorzügen" wirkt auf mich wie der Film zur Serie. Nur dass es keine Serie mit diesem Titel gab. Ansonsten hat der Film viel von einer Soap. Statt zu Schauspielern wird geredet. Selbst bei den unangenehm inszenierten Sexszenen. Wie in einer Seifenoper sind die Charaktere Stereotype und am Verhältnis der Hauptrollen ändert sich eine gute Stunde lang nichts.
Dann kommen die Eltern ins Spiel und es folgt die emotionale Wende, die die Aufarbeitung von Dylans Vater-Sohn-Problematik einschließt. Doch die Annäherung zwischen Vater und Sohn ist so schwach wie das gesamte Drehbuch, denn statt Gefühle zu inszenieren bleibt es bei Oberflächlichkeiten und Geplauder. Das hätte eine schlagfertige Screwball Comedy werden können - doch dazu braucht es mehr als zwei Darsteller, die vor der Kamera nur Text abliefern anstatt zu schauspielern.

Mila Kunis und Justin Timberlake zeigen kaum etwas, das an darstellende Kunst erinnert. Sie haben nur wenige Gesichtsausdrücke und von der ersten bis zur letzten Filmminute stets dasselbe Verhältnis zueinander: nämlich keines. Es bleibt völlig unklar, was die zwei Menschen anzieht oder was sie voneinander wollen außer Sex zu haben. Dass Dylan nach drei Sekunden schon niesen muss (was er oft kurz vorm Orgasmus tut) spricht einerseits nicht für seine Qualitäten als Liebhaber; andererseits ist es leider bezeichnend für ein Drehbuch an dem vier Autoren schrieben und das im Endeffekt trotzdem enttäuscht. Abgesehen davon, dass jede Szene lustig sein soll und jeder stets einen flotten Spruch auf den Lippen hat, ist New York eine ganz tolle Stadt. Man frage mich bitte nicht warum, aber der Film wiederholt es gebetsmühlenartig als wolle er das Trauma des 11.09. durch Wiederholung ungeschehen machen. Eine weitere Unart des Drehbuchs ist der Umstand, sich über beliebte Stilmittel in romantischen Komödien lustig zu machen und später genau diese Stilmittel einzusetzen.

Ärgerlich auch, dass die Rollencharakteristika nicht stimmen. Weil es sich in Filmen gut macht, sind beide unheimlich erfolgreich in ihren Jobs. Trotzdem hat Mila Kunis' Benehmen nichts von einer souveränen Headhunterin. Und Justin Timberlake tritt nicht wie ein erfolgreicher Redakteur auf. Wenn er überhaupt mal arbeiten muss, dann schiebt er nur ein paar Fotos auf einem Touchscreen herum. Schwierigkeiten im Beruf kennt er nicht. Dafür hat er jede Menge Zeit sich den Rest des Tages Gedanken über Beziehungen, Beziehungsfähigkeit, Nähe und Distanz zu machen.

Fazit
Für mich ist "Freunde mit gewissen Vorzügen" eine harte Nuss. Die Chemie zwischen Mila Kunis und Justin Timberlake stimmt nicht. Die Witze sind lahm und die latente Schwulenfeindlichkeit nervt. Die porentief rein angelegten Rollen lassen mich abwechselnd an die Reklame für 24-Stunden-Deos und Desinfektionsmittel denken. Der Lichtblick sind die Nebenrollen, die leider Nebenrollen bleiben.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Friends with Benefits
Land: USA
Jahr: 2011
Laufzeit ca.: 109
Genre: Romantische Komödie
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 08.09.2011
Heimkino: 26.01.2012

Regie: Will Gluck
Drehbuch: Will Gluck • Keith Merryman • David A. Newman • Harley Peyton

Schauspieler: Justin Timberlake (Dylan) • Mila Kunis (Jamie) • Patricia Clarkson (Lorna) • Jenna Elfman (Annie) • Bryan Greenberg (Parker) • Richard Jenkins (Mr. Harper) • Woody Harrelson (Tommy) • Nolan Gould (Sam) • Andy Samberg (Quincy) • Catherine Reitman (Kollegin) • Emma Stone (Kayla)

Produktion: Liz Glotzer • Will Gluck • Martin Shafer • Janet Zucker • Jerry Zucker
Szenenbild: Marcia Hinds
Kostümbild: Renee Ehrlich Kalfus
Maskenbild: Michelle Vittone
Kamera: Michael Grady
Musik: Wende Crowley
Schnitt: Tia Nolan

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

ausreichend
08.09.11
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