Golda

Kinoplakat Golda

Am 06.10.1973 feierte Israel das Versöhnungsfest Jom Kippur. Diesen höchsten jüdischen Feiertag nutzten Ägypten, Syrien und weitere arabische Staaten und griffen Israel überraschend an. Die Angegriffenen waren nicht auf den Überraschungsangriff vorbereitet, wodurch die Angreifer anfangs einen Vorteil verbuchen konnten. Nach der Mobilisierung der israelischen Truppen gelang es Israel die Angreifer zurückzudrängen. Der Konflikt endete mit einem Waffenstillstand am 24.10.1973. Den Staat Israel regierte die Ministerpräsidentin Golda Meir.

Der Film "Golda – Israels eiserne Lady" von Guy Nattiv setzt der Politikerin ein Denkmal. Es ist keine klassische Filmbiografie, sondern greift einen sehr kurzen Zeitraum aus einem Leben und einer politischen Karriere heraus. Die Kamera folgt Helen Mirren als Meir während der Krisentage, zeigt in Nahaufnahmen wie Meir mit Entscheidungen ringt und solche treffen muss, die ihr und der Bevölkerung wehtun. Helen Mirren steht klar im Mittelpunkt und trägt die Rolle. Ihre Leistung als Schauspielerin ist gut. Die restlichen Rollen arbeiten Mirren zu.

Inhaltlich konzentriert sich das Kammerspiel auf wenige Tage und Handlungsorte. Über Golda Meir als Mensch weiß die Fiktion leider wenig zu berichten. Die privaten Momente etwa nutzt der Film, um zu zeigen, welche Visionen und Krankheiten die Frau plagen. Eine kurze Einführung vor dem Geschehen ordnet das Folgende kurz ein. Ein Hinterfragen der israelischen Politik und des Nahostkonflikts bietet der Film nicht. Ungünstigerweise ist der Fokus insgesamt zu eng gesetzt.

Die Schilderung erfolgt in einer stark stilisierten Handschrift. Die Farben sind kühl und gedeckt. Gerne schwenkt die Kamera aus der Vogelperspektive hinab und auf das Gesicht der Hauptdarstellerin. Die Stilisierung macht das fordernde Geschehen erträglicher und ist dem Ganzen gleichzeitig abträglich, indem sie eine Distanz aufbaut. Zu sehr bleibt das Dargestellte Fiktion, die sich zudem wiederholt.
Aus dem Geschehen wird ein Einzelschicksal herausgegriffen. Der Sohn einer Sekretärin ist mit im Einsatz und stirbt im Krieg. Golda Meir nimmt sich das sehr zu Herzen; weint in einer Nahaufnahme. Dabei rutscht der Stil bisweilen ins Melodramatische, was nicht überzeugt.

Schade ist, dass der Film andere Gesichtspunkte weniger bedenkt. So ist Golda Meir die einzige Frau an der Führungsspitze und ist emotional viel belastbarer als die Männer. Für die emotionale Stärke zahlt ihr Körper den Preis, denn Meir ist an Krebs erkrankt. Interessant ist auch, dass die Politikerin später ihre Entscheidungen vor einem Ausschuss rechtfertigen muss, dem nur Männer vorsitzen. Es fällt dem Kritiker auf, dass im übertragenen Sinn Männer eine Frau anklagen. Im Film spielt es keine Rolle. Der lässt Golda Meir mehrfach wie eine nette Großmutter auftreten, die ihre Militärs nach Hause einlädt, wo es Kaffee und Kuchen gibt. Dem amerikanischen Außenminister Henry Kissinger serviert sie Eintopf. Auch wenn das Verhältnis zwischen Meir und Kissinger so vertraut gewesen ist wie dargestellt, so macht es in der Fiktion einen seltsamen Eindruck.
Schade ist, dass der Film viele Aspekte nur streift. Die Amerikaner fürchten um billiges Öl und greifen auch deshalb den Konflikt ein, damit der Preis für Rohöl wieder sinkt.

Fazit
"Golda – Israels eiserne Lady" ist keine filmische Biografie, sondern ein Drama über eine in Israel umstrittene Politikerin. Aufgrund des eingeschnittenen Originalmaterials steht es zu vermuten, dass die reale Meir mehr Sinn für Humor besaß als die Filmrolle. Letztere wird von Helen Mirren gut, jedoch nicht oscarreif verkörpert. Die starke Stilisierung hält das Publikum auf Distanz. Die Konzentration auf den Jom-Kippur-Krieg macht den Film für an Geschichte Interessierte sehenswert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Alternativtitel: Golda – Israels eiserne Lady
Land: GroßbritannienIsrael
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 101
Genre: DramaHistorie

Verleih: Weltkino
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 30.05.2024
Heimkino: 11.10.2024

Regie: Guy Nattiv
Drehbuch: Nicholas Martin

Schauspieler: Helen Mirren (Golda Meir) • Zed Josef (Adam Snir) • Henry Goodman (Chairman Agranat) • Olivia Brody (Pianist) • Emma Davies (Miss Epstein) • Rotem Keinan (Zvi Zamir) • Camille Cottin (Lou Kaddar) • Jonathan Tafler (Dr. Rosenfeld) • Ellie Piercy (Shir Shapiro) • Rami Heuberger (Moshe Dayan) • Dvir Benedek (Eli Zeira) • Liev Schreiber (Henry Kissinger)

Produktion: Michael Kuhn • Jane Hooks • Nicholas Martin
Szenenbild: Arad Sawat
Kostümbild: Sinéad Kidao
Maskenbild: Annette Gray • Karen Hartley • Inga Pivena • Rick Strickland • Christine Vidler
Kamera: Jasper Wolf
Musik: Dascha Dauenhauer
Schnitt: Arik Lahav-Leibovich

Anzeige

Kinoplakat Golda Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Weltkino

1 customer review

Befriedigend
30.05.24
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.