One Life

Kinoplakat One Life

Wenn Menschen Ungewöhnliches vollbringen, dann liegt der Gedanke an eine Verfilmung nahe. Und tatsächlich sind die Taten des Briten Nicholas Winton einen Film wert. Allerdings haben sie einen besseren verdient als dieses Standardwerk.

Im Jahr 1988 denkt der mittlerweile gealterte Brite, gespielt von Anthony Hopkins, an das Jahr 1938 zurück. Damals war er noch ein junger Börsenmakler, dessen Familie vor zwei Generationen Deutschland verlassen musste und jetzt in London lebt. Das ist für Nicholas Antrieb genug, um nach Prag zu fahren und dort zu helfen, Kinder vor den anrückenden Nazis zu retten und nach Großbritannien zu holen. So klingt die Kurzfassung des Geschehens, dass der Film leider nur wenig ausbaut. Weder die Handlung noch die Figuren erhalten eine Ausformung. In Prag heißt es sinngemäß, dass die Menschen keine Helden werden wollen, sondern normale Menschen bleiben. Insofern ist die Entscheidung für die Dramaturgie und einen unklaren Schwerpunkt erklärt. Ärgerlich bleibt jedoch der mangelnde Ausbau, weil die Geschichte einen besseren Film wert ist.

Der alte Winton wird nach seiner Motivation gefragt und antwortet sinngemäß, dass er es nicht sagen kann. Das ist bezeichnend für den Film, der es sich einfach macht. Er lässt Anthony Hopkins als alten Mann durch den Alltag tapern und Johnny Flinn als dessen junges Ego durch Prag hetzen. Dort herrscht unter den Fluchthelfer große Anspannung. Für Erklärungen, wie die Motivation der Menschen, bleibt keine Zeit.
Am Bahnsteig wird geweint und gelitten. Allerdings bleiben die Menschen Schablonen und die Handlung wird nicht zu abgefilmtem Leben, sondern bleibt gestellt.
Erschwerend kommt hinzu die Konzentration auf Schlüsselszenen, die leider immer wieder allzu bekannt sind. Da verteilt Nicholas in Prag Schokolade an die hungernden Kinder. Helena Bonham Carter muss einen bockigen, britischen Beamten überzeugen und zeigt dazu auf dessen Kinderfotos, die auf dem Schreibtisch stehen.

Ungeschickt ist der schwammige Schwerpunkt, der weder Dokumentarfilm noch Drama ist. Für das letztgenannte Genre bleibt der Film bei allen emotionalen Szenen zu glatt. Für ein Doku-Drama ist die Handlung zu fiktiv und sie bleibt zu oberflächlich. So fragte sich der Kritiker, während des Sehens, was aus den Kindern geworden ist. Es wird im Film betont, dass sie nur vorübergehend in Großbritannien leben sollen. Eine beträchtliche Anzahl ist jedoch geblieben und es wäre interessant zu erfahren, was das mit den Menschen gemacht hat, wie sie neue Wurzeln schlugen und wie die Familien und insbesondere die Eltern damit umgegangen sind, die ihre Kinder in Sicherheit wussten und sie dafür weggeben mussten. Ermüdend sind die abgegriffenen Dialoge. Das Lokalkolorit wiederum gefällt.

Fazit
Routiniert, glatt. Schade um das verschenkte Potenzial der Geschichte und der Kreativen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Großbritannien
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 113
Genre: DramaHistorie

Verleih: SquareOne
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 28.03.2024

Regie: James Hawes
Drehbuch: Lucinda Coxon • Nick Drake
Literaturvorlage: Barbara Winton

Schauspieler: Anthony Hopkins (Nicky Winton) • Lena Olin (Grete Winton) • Johnny Flynn (Nicky Winton) • Helena Bonham Carter (Babi Winton) • Tim Steed (Bernard) • Matilda Thorpe (Nina) • Daniel Brown (Frank) • Alex Sharp (Trevor Chadwick) • Jirí Simek (Rudi) • Romola Garai (Doreen Warriner) • Barbora Váchová (Monika Holub) • Juliana Moska (Hana Hejdukova)

Produktion: Iain Canning • Guy Heeley • Joanna Laurie • Emile Sherman
Szenenbild: Christina Moore
Kostümbild: Joanna Eatwell
Maskenbild: Jean Carlos de Blas • Linda Eisenhamerova • Karen Hartley • Fiona Matthews • Gabriela Polakova • Rick Strickland
Kamera: Zac Nicholson
Musik: Volker Bertelmann
Schnitt: Lucia Zucchetti

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Bild: SquareOne

1 customer review

Befriedigend
28.03.24
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