Alexander

Kinoplakat Alexander

In Oliver Stones Epos über Alexander den Großen schlägt sich Colin Farrell besser als erwartet. 40 Jahre nach dem Tod Alexander des Großen lässt sein ehemaliger Weggefährte Ptolemaios (Anthony Hopkins), mittlerweile Pharao von Ägypten, das Leben des Verstorbenen aufschreiben. Seine Erzählung macht Geschichte lebendig ... wichtige Stationen aus dem Leben Alexanders des Großen passieren Revue: Von der Kindheit über epische Schlachtengemälde, Freundschaft und Verrat, Seilschaften, Liebe und Tod.

Es soll Zeiten gegeben haben, zu denen Geschichte noch geschrieben wurde. Heutzutage entsteht Geschichte in Hollywood. Allerdings im Jahr 2004 nicht mehr als klassischer Sandalenfilm oder Kostümdrama, sondern als Biopic. In dessen Mittelpunkt steht anstelle des Heldentums das Seelenleben einer Person. Regisseur Oliver Stone mischt dazu gespielte Geschichtsstunden. In langen Monologen doziert Anthony Hopkins über den großen Herrscher oder Angelina Jolie versucht als intrigante Mutter für Spannung zu sorgen. Beide Personen rauben dem Film von dem, was er zu wenig hat: Spannung. Anthony Hopkins' Darstellung erinnert leider an die Filme aus dem Schulunterricht. Angelina Jolie gibt sich Mühe, die Wölfin zu geben, – aber allein das andauernde Hantieren mit den Schlangen verwässert ihre Dialoge, die keine Shakespeare-Qualität aufweisen. Keine geschickte Idee für einen Film, der zur Zähigkeit neigt.

Bei der Ausgestaltung der Innenschau genossen die Drehbuchautoren Narrenfreiheit, denn von den Seelenqualen des Herrschers ist kaum etwas überliefert. So leidet Alexander (Colin Farrell) unter der machtgierigen Mutter (was lange Zeit als Ursprung für männliche Homosexualität galt) sowie dem ungeschliffenen Vater (Val Kilmer), den untreuen Weggefährten oder fallweise der Witterung. Selbst wenn diese Darstellung Alexander den Großen hundertprozentig träfe – wer möchte leidende Helden sehen?

Aus den drei Stunden Spielzeit könnte man durchaus ein Drittel herausschneiden, denn die Handlung kostet ihre Szenen im Übermaß aus. Leider fallen überlieferte Fakten unter den Tisch; die Männerliebe ist nur ein Beispiel. Alexanders Kameraden treten wesentlich schwuler auf, als der Hauptdarsteller selbst, den Ehe und Bettszene in den Stand des Bisexuellen erheben. Zwischen Männern gibt es nicht mehr als Schultermassagen oder einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Das genaue Gegenteil geschah mit Symbolen, die den Film überfrachten. Das Negativste ist, wie bereits genannt, das Gehampel mit den Schlangen, das passt zu Effektkino, doch nicht zum angestrebten Dokumentarcharakter.

Besser gelungen sind die epischen Schlachten. Hier beweist Oliver Stone seine Stärke: Die Kamera ist nah dran am Hauen, Stechen und Sterben. Zartbesaiteten Zuschauern könnten die Nahaufnahmen von durchbohrten Körpern, abgetrennten Gliedmaßen und Blutfontänen allerdings auf den Magen schlagen. Beeindruckend sind daran nicht zuletzt auch die Tierdressuren. Dem Anschein nach müssten Stuntleute und Pferde sich die Hälse gebrochen haben. In einem der gewaltigsten Momente scheut Alexanders schwarzer Hengst vor einem Kampf-Elefanten. Ebenfalls opulent sind Ausstattung und Kostüme sowie die Musik von "Vangelis".

Fazit
Colin Farrell schlägt sich besser, als zu erwarten stand. Gut, seine Frisur sieht kacke aus, doch die schauspielerische Leistung ist gut. Hätten der Regisseur und die Produzenten doch mehr Mut und Augenmaß bewiesen ...
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: Großbritannien USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 176
Genre: ActionBiografieHistorieKostüm
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 23.12.2004
Heimkino: 25.05.2005

Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Oliver Stone • Christopher Kyle • Laeta Kalogridis

Schauspieler: Colin Farrell (Alexander) • Angelina Jolie (Olympias) • Val Kilmer (Philipp) • Anthony Hopkins (Ptolomaios) • Rosario Dawson (Roxane) • Jared Leto (Hephaistion) • Christoph Plummer (Aristoteles) • Erol Sander (Prinz Pharnakes) • Fiona O'Shaughnessy (Schwester) • Connor Paolo (Alexander) • Patrick Carroll (Hephaistion) • Brian Blessed (Trainer) • Peter Williamson (Nearchus) • Morgan Christopher Ferris (Cassander) • Robert Earley (Ptolomaios) • Aleczander Gordon (Perdikkas) • Christopher Plummer (Aristoteles) • Gary Stretch (Cleitus) • Tim Pigott-Smith (Deuter) • Jonathan Rhys Meyers (Cassander)

Produktion: Moritz Borman • Jon Kilik • Thomas Schühly • Iain Smith • Oliver Stone
Kamera: Rodrigo Prieto
Musik: Vangelis
Schnitt: Yann Hervé • Alex Márquez • Thomas J. Nordberg

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Bild: Constantin Film

1 customer review

befriedigend
23.12.04
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