Die Arthussage als Actiondrama. Entstaubt und aufpoliert endet sie als Actiondrama aus Hollywood. Begleite King Arthur auf seinem Weg, der ihn zum Helden macht.
Nach dem Erfolg vom "Fluch der Karibik" schickt Produzent Jerry Bruckheimer ("Bad Boys 2") den nächsten historischen Film ins Rennen. Keine Fantasie-Produktion soll es sein, sondern eine möglichst historiengetreue Abhandlung des Mythos um König Arthur. Schnickschnack ist Tabu. Mit Liebe zum Detail ist der Film ausgestattet, allerdings hat die Gesichtstreue ihre Grenzen, denn niemand vermag zu sagen, wenn genau König Arthur lebte, beziehungsweise, ob er überhaupt existierte. Deshalb setzt das Produktionsteam die Schlacht um den Hadrians Wall als Fixpunkt. Dieses fast 120 Kilometer lange Bollwerk schützte Britannien im Norden gegen Feinde. Zu Arthurs Zeit hauptsächlich gegen die Sachsen.
Bruckheimers Held ist halb Brite halb Römer. Aber wohl nicht nur deshalb zieht es ihn nach Italien zurück: Das Wetter in Britannien ist eine trübe Mischung aus Niederschlag und Nebel. Dem tragen die eingefangenen Bilder deutlich Rechnung. Bevor der zukünftige König und seine Mannen nach Rom zurückkehren dürfen, müssen sie einen letzten Auftrag erledigen. Ein Verwandter des Papstes soll evakuiert werden, bevor die Barbaren das Land überrennen. Der Adelige unterhält einen eigenen Folterkeller, aus dem Arthur die schöne Guinevere errettet, die angehende Königin der Pikten. Ihr Vater ist der bereits zu Lebzeiten legendäre Merlin, dieses Mal Wahrsager, Prophet und Anführer seines Volkes. Mit vereinten Kräften schlagen Römer und Pikten die angreifenden Sachsen zurück. Dazu gibt es eine kleine Portion Lovestory zwischen Arthur und Guinevere. Die Beziehung zwischen Lancelot und Guinevere, die die Sage kennt, spart der Film aus. Nach dem Sieg akzeptiert Arthur das Erbe und besteigt den Thron von Britannien.
Kritik
König Arthur ist noch kein fertiger Held. Man begleitet ihn bei seinem Werdegang, teilt die Seelenqualen. In dieser Hinsicht erinnert der Film an "Troja", bei dem ebenfalls das Seelenleben der Helden im Vordergrund steht. Etwas eigenwillig mutet der Tick an: Jedermann kommt zum Obersten gelaufen und klagt ihm seine Wehwehchen. Das lässt King Arthur sehr menschlich erscheinen, wirkt gleichzeitig befremdend. Am Ende ist aus dem Gebeutelten ein heroischer Mann gereift. Allerdings kommt man nicht mehr in den Genuss dessen, denn damit endet der Film. Wer möchte im Kino Helden sehen, die noch keine sind? Gut, ich will nicht verschweigen, dass ausreichend gekämpft wird. Wobei die Kämpfe jedoch so sauber ablaufen, dass "King Arthur" ab 12 Jahren freigegeben ist.
Ganz so schnell, wie in der Kurzfassung, spult der Film seine Handlung nicht ab. Es passiert insgesamt nicht viel, aber das, was passiert, wird kräftig ausgewalzt: Eine wahre Bilderflut bricht über den Zuschauer herein. Die Kulissen sind gut realisiert, Kostüme schön gestaltet. Dennoch bleibt das Gezeigte seelenlos.
Die Besetzung dominieren europäische Schauspieler. Am bekanntesten dürfte Keira Knightley sein. Sie kommt offensichtlich am besten mit der Regie klar. Bedauerlicherweise führt Antoine Fuqua führte seine Darsteller nicht gut. Die meisten spielen die gesamte Zeit mit einem Gesichtsausdruck beziehungsweise mit einer Masche. Clive Owen trägt ein zerknirschtes Gesicht zu Markte, das Du vielleicht aus "Jenseits aller Grenzen" bereits kennst. Keine völlige Fehlbesetzung, aber die Hauptrolle eines Epos sollte mehr ausdrücken. Ioan Gruffud ("The Gathering") hält die gesamte Zeit den Kopf wie zum Angriff gesenkt, funkelt wild in die Gegend. Ray Winstone ("Letzte Runde") gibt den starken Mann, der entweder Zoten reißt oder herumbrüllt, sobald es emotional wird. Das ist durchaus symptomatisch für männliche Schauspieler, dass sie schreien, anstatt Gefühle zu zeigen. Auch Til Schweiger zeigt nur einen Gesichtsausdruck.
Alles in allem ist "King Arthur" pompöses Kino, um nicht zu sagen Actiondrama. Die groben historischen Fakten stimmen, der Rest entstammt Hollywoods Fantasie. Ob Du es sehen möchtest, wie harte Männer gegen die eigenen Dämonen (welch schönes Modewort) kämpfen, musst Du selbst entscheiden.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 126
Genre: Abenteuer • Action • Biografie • Drama • Helden • Historie
Verleih: Buena Vista
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 19.08.2004
Heimkino: 13.01.2005
Regie: Antoine Fuqua
Drehbuch: David Franzoni
Schauspieler: Clive Owen (König) • Keira Knightley (Guinevere) • Ioan Gruffudd (Lancelot) • Stephen Dillane (Merlin) • Stellan Skarsgård (Cerdic) • Ray Winstone (Bors) • Hugh Dancy (Galahad) • Til Schweiger (Cynric) • Mads Mikkelsen (Tristan) • Ray Stevenson (Dagonet) • Ken Stott Marius Honarius) • Charlie Creed-Miles (Ganis) • Joel Edgerton (Gawain) • Sean Gilder (Jols) • Ivano Marescotti (Bishop Germanius)
Produktion: Jerry Bruckheimer
Szenenbild: Paul Cross • Dan Weil
Kostümbild: Penny Rose
Maskenbild: Ailbhe Lemass
Kamera: Slawomir Idziak
Musik: Hans Zimmer
Schnitt: Conrad Buff IV • Jamie Pearson
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Bild: Buena Vista