Troja

Kinoplakat Troja

Wolfgang Petersen inszeniert einen soliden Kostümfilm mit Helden wie du und ich. Vor naturalistischer Kulisse lässt Warner Bros. den Trojanischen Krieg auferstehen. Die grundlegenden Motive aus der griechischen Mythologie werden dazu neu interpretiert und das Geschehen auf eine leichtverständliche Version eingedampft, bei der die Komplexität der Sage leider auf der Strecke bleibt. So wird aus dem Schafhirten Paris (Orlando Bloom) ein Casanova, mit dem die schöne Helena durchbrennt, weil es ihr nach heißen Liebesnächten gelüstet.

Ihr rechtmäßiger Ehemann Menelaos, König von Sparta sinnt auf Rache. Was seinem Bruder, dem machtgierigen König Agamemnon (Brian Cox) recht ist, denn er träumt von der Weltherrschaft und sieht eine günstige Gelegenheit um Troja zu unterwerfen. Vor den dicken Mauern der uneinnehmbaren Stadt dauert die Belagerung im Mythos mehr als zehn Jahre an. Im Film sind es nur wenige Tage. Erst die List mit dem trojanischen Pferd wird Troja zu Fall bringen. Dazwischen ist genügend Raum für das Seelenleben der gebeutelten Helden. Der trojanische Held Hektor (Eric Bana) zum Beispiel würde lieber mit Frau und Kind in Frieden alt werden. Sein Gegenspieler der Held Achilles (Brad Pitt) hat hingegen nur die Ehre im Sinn. Er ist bereit zu sterben, wenn dafür sein Name bis in alle Ewigkeit mit dem trojanischen Krieg in Verbindung gebracht wird.

Kritik

Hollywood liebt die griechische Mythologie und ihre Archetypen. Liebe, Verrat, Kameradschaft, Heldentum und Gottesfurcht - die Liste der Motive ließe sich fortsetzen. In der jetzigen abgespeckten Version fehlen die griechischen Götter gänzlich und mit ihnen ihre Intrigen und ihr Partei ergreifen. Das Ergebnis ähnelt dem Versuch eine Geschichte über das Automobil zu drehen, ohne dabei Autos einzusetzen. Es ist machbar, aber es fehlt etwas. Zudem sind auch die Helden keine klassischen Heroen. Hektor steht die Sorge ins Gesicht geschrieben, während Achilles Albträume plagen, in denen erschlagene Männer im Hades auf ihn warten. Statt Heldentaten zu vollbringen, frönt er dem Sex. Die Achillesferse ist ihm geblieben. Wie im Mythos wird ihn der Pfeil des Paris zu Fall bringen. Was der Film nicht erklärt: Seine Mutter badete im Fluss Styx, um das Kind unverwundbar zu machen und hielt ihn dabei an der Ferse fest.

Die Motive der Männer sind einfach: Ruhm, Ehre oder Habgier. Die Rollen der Frauen reduzieren sich auf Schönheit, Betroffenheit sowie Anwesenheit. Wolfgang Petersen schuf damit eine Zweiklassen-Gesellschaft. Männliche Schauspieler erhalten als Könige und Helden eine Charakterisierung; für die Frauen reicht es weinen zu können.
Die Darstellung erfolgt prüde und sauber. Nacktheit wird nur angedeutet: Unbekleidete Frauen werden bis zu den Schulterblättern gezeigt, während die Herren der Schöpfung, mit Stolz geschwollenen Brüsten, beweisen dürfen, dass sie die Monate vor dem Dreh im Fitnessstudio verbrachten. Trotz allen Schlachtgetümmels, Hauen und Stechens überwiegen akustische Verwundungen: Die Schwertstiche erzeugen ein Geräusch wie das Durchschreiten von Matsch; selbst durchstochene Körper bluten nicht.

Die Schauspieler vollbringen durch die Bank keine Glanzleistungen, was auf mangelnde Führung durch den Regisseur hindeutet. Fast ausnahmslos bieten sie nur zwei bis drei verschiedene Gesichtsausdrücke. Brad Pitt als Achilles setzt auf den bösen Blick. Eric Bana als Hektor erdrücken die Sorgen. Peter O'Tool als König Priamos spielt durchgängig mit tränenfeuchten Augen. Orlando Bloom als Paris hinterlässt ebenso wenig einen bleibenden Eindruck wie die weiblichen Rollen.

Die Kameraführung ist gut. Die Bilder sind groß. Die Tricks unterstreichen die monumentale Atmosphäre des Films. Der Soundtrack erinnert sehr an "Dead Can Dance" und fällt mit der klagenden Frauenstimme etwas monoton aus. Alles in allem eine solide Produktion, die nicht der große Wurf ist, der es werden sollte. Weder ist "Troja" sonderlich werkgetreu noch über Gebühr fesselnd oder atemberaubend. Die Helden agieren zu menschlich und zu wenig heldenhaft. Kämpfe sind sauber in Szene gesetzt, ohne wirklich mitzureißen. Den Liebesgeschichten fehlt es an Feuer, um zu ergreifen. Im Ergebnis das, was man von Wolfgang Petersen erwarten konnte: Ein handwerklich solider Kostümfilm.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: Troy
Land: USA
Jahr: 2004
Laufzeit ca.: 163
Genre: ActionHeldenHistorieKostümKrieg
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 13.05.2004
Heimkino: 17.09.2004

Regie: Wolfgang Petersen
Drehbuch: David Benioff

Schauspieler: Brad Pitt (Achilles) • Eric Bana (Hektor) • Orlando Bloom (Paris) • Diane Kruger (Helena) • Brian Cox (Agamemnon) • Sean Bean (Odysseus) • Brendan Gleeson (Menelaos) • Peter O'Toole (Priamos) • Rose Byrne (Briseis) • Saffron Burrows (Andromache) • Julie Christie (Thetis) • James Cosmo (Glaucus)

Produktion: Wolfgang Petersen • Diana Rathbun • Colin Wilson
Szenenbild: Nigel Phelps
Kostümbild: Bob Ringwood
Maskenbild: Paul Engelen
Kamera: Roger Pratt
Musik: James Horner
Schnitt: Peter Honess

Anzeige

Kinoplakat Troja Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Warner Bros.



1 customer review

befriedigend
13.05.04
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.