Königreich der Himmel

Kinoplakat Königreich der Himmel

Ridley Scott liefert großes Monumentalkino ab. Die Bilder versetzen den Zuschauer in die exotische Welt der Kreuzritter. Der Inhalt des epischen Dramas weißt allerdings Schwächen auf.

Balian (Orlando Bloom) ist ein Hufschmied, den das Schicksal als Helden auserkoren hat. Er hat sein Kind verloren und durch Selbstmord die Frau. Da käme das Angebot eines Fremden gerade recht. Godfrey of Ibelin (Liam Neeson) behauptet, sein leiblicher Vater zu sein und bietet an, ihn mitzunehmen nach Jerusalem. Der Absage folgt eine Zusage, nachdem Balian in einem Wutanfall den Priester des Dorfes ermordet hatte. Für das Verbrechen wird er jedoch nicht zur Verantwortung gezogen, weil ihn die neuen Kameraden schützen. In diesem Kampf trifft seinen Vater ein Pfeil, der ihn später das Leben kosten soll. Indirekt hat Balian also den Tod des Vaters zu verantworten, was ihn nicht davon abhält, dessen Erbe anzutreten. Er wird zum Ritter geschlagen und setzt die Mission fort: Den Frieden Jerusalems mit dem eigenen Leben zu schützen.
Eine heikle Aufgabe, denn der Friede hängt an einem seidenen Faden, sprich, er ruht auf den Schultern des herrschenden Königs Baldwin IV (Edward Norton). Der ist von Lepra derartig gezeichnet, dass er sein Gesicht hinter einer Maske verbergen muss. Für seinen Gegenspieler Saladin (Ghassan Massoud) ist klar, dass Jerusalem mit dem Tod des Königs untergeht. Doch der listige Fuchs wartet nicht tatenlos ab, sondern setzt auf Verrat.

Auf diese spannungsgeladene Ausgangslage setzt der Film die Liebesgeschichte zwischen Sybilla, der Schwester des Königs (Eva Green), und Balian. Schon bei ihrer ersten Begegnung verlieben sie sich ineinander, doch die Prinzessin ist mit dem machtgierigen Guy de Lusignan liiert, den sie gegen ihre Überzeugung heiratete. Der aufrichtige Balian wiederum lehnt einen Vorschlag des königlichen Beraters Tiberias (Jeremy Irons) ab. Er ist nicht einverstanden, seinen Nebenbuhler einfach umbringen zu lassen, um Sybilla heiraten zu können. Balians große Stunde schlägt, als der verblendete Guy de Lusignan in eine aussichtslose Schlacht gegen die muslimischen Angreifer zieht. Der Hufschmied erweist sich als brillanter Taktiker und schafft es einige Tage lang, den Angriff gegen Jerusalem zurückzuschlagen. Doch am Ende kapituliert die Stadt vor der Übermacht.

Kritik

In den letzten Anläufen konnte das Monumentalkino nicht überzeugen. "Troja" und "King Arthur" legten ihren Schwerpunkt auf die Innenschau des Helden, vernachlässigten das Heldentum. Insofern erscheint "Königreich der Himmel" zunächst wie die ersehnte Versöhnung des Kinos mit dem Genre. Regisseur Ridley Scott versucht sich an einer klassischen Erzählung mit modernen Stilmitteln. Doch dann entpuppt sich der Film in einigen Punkten enttäuschend.

Verwundert die Besetzungsliste beim Lesen, so offenbart sie beim Sehen: Dem Film fehlen die Stars, deren Namen bereits ins Kino ziehen. Das ist für den Zuschauer weniger wichtig als vielmehr für den Verleih. Für Cineasten ist entscheidend, was der Regisseur seinen Darstellern entlockt. Und das enttäuscht mich schon etwas. Die Idee, Orlando Bloom als Zugpferd einzuspannen ist nachvollziehbar, nach seinen Auftritten im "Herrn der Ringe", "Fluch der Karibik" und "Troja", aber keine glückliche Entscheidung, denn er zeigt zu wenig Charisma und Ausstrahlung. Wie bereits in "Fluch der Karibik" schlüpft er in die Rolle des Hufschmieds und bleibt dabei derartig blass, dass es seltsam anmutet, dass ihm die Jerusalemer in den Krieg folgen. Der Rest der Besetzung spielt auch nicht zu Höchstleistungen auf. An Eva Green ("Die Träumer") sehen die Kostüme wie aus 1000 und einer Nacht aus, doch die Ausstrahlung einer Märchenprinzessin fehlt ihr. So verwundert es, wie emotionslos sie hinnimmt, dass ihr Geliebter auf dem Schlachtfeld anscheinend stirbt. Jeremy Irons ("Der Kaufmann von Venedig") rettet sich (in der englischen Fassung) in das Rezitieren von Shakespeareversen. Brendan Gleeson sieht nicht nur fast genauso aus wie in "Troja" er spielt auch dieselbe Rolle. Die besten Eindrücke liefern Edward Norton, der unter einer Maske spielt und Ghassan Massoud mit seinen funkelnden Blicken ab. Insgesamt machen die Darsteller den Eindruck, als versuchten sie die Rolle nach besten Kräften zu füllen.

Ärgerlich ist, dass der Film mit der Vorrede eine gute Stunde vertut, ohne darin etwas Greifbares auszusagen. Die Vater-Sohn-Geschichte beispielsweise ist belanglos. Das bessert sich leider mit Fortschreiten der Handlung nicht und es mangelt ihr an Komplexität. Weder baut sie Winkelzüge auf, noch werden die menschlichen Schicksale eingehender beleuchtet. Kaum eine Szene, bei der Du nicht von vornherein ahnst, wie sie ausgeht. Konfliktstoff wird verschenkt, stattdessen baut man auf eine Liebesgeschichte, die, wäre sie Kaffee, nur Muckefuck ergäbe. Eine flache Spannungskurve führt in gleichförmiger Erzählung bis zur finalen Schlacht um Jerusalem, die der Film dann gründlich ausgekostet. Dabei taucht zwangsläufig die Frage auf, inwieweit unterscheidet sich "Königreich der Himmel" von anderen Kriegsfilmen? Bis auf die Kreuzritter kaum und vieles scheint schon einmal dagewesen.
Zugutehalten mag man dem Kriegsfilm, dass er für Völkerverständigung plädiert. Weder die Christen noch die Muslime sind die Bösen. Im Gegenteil: Der muslimische Eroberer richtet, bei seinem ersten Gang durch den eroberten Palast, ein Kreuz auf. Wenig überraschend das Ende: Der Hufschmied zieht sein Handwerk dem Rittertum vor und sahnt selbstredend die Prinzessin ab.

Trotz vieler Mäkelei habe ich auch Gutes zu vermelden. Die Bilder sind ein Augenschmaus. In dieser Hinsicht schöpft "Königreich der Himmel" die Möglichkeiten der Kinoleinwand vollkommen aus. Angefangen beim tristen Frankreich, das in bleierner Farbgebung liegt, über ockerfarbenen Wüstensand bis zum exotischen Jerusalem mit seinen unterschiedlichen Nationen, Farben und Gebäuden versetzt der Film den Zuschauer in eine andere Welt. Besonders beeindruckend fängt die Kamera das Kampfgeschehen ein, das anfangs noch recht unblutig umgesetzt ist und später in einem wahren Gemetzel gipfelt. Untermalt werden die Impressionen, die wahrhaft das Prädikat Monumentalkino verdienen, von einem stimmigen Soundtrack.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Kingdom of Heaven
Land: USA
Jahr: 2005
Laufzeit ca.: 145
Genre: AbenteuerActionDramaHeldenHistorieKrieg
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 05.05.2005
Heimkino: 24.11.2005

Regie: Ridley Scott
Drehbuch: William Monahan

Schauspieler: Liam Neeson (Godfrey de Ibelin) • Orlando Bloom (Balian de Ibelin) • Edward Norton (König Baldwin) • Eva Green (Sibylla) • Brendan Gleeson (Reynald de Chatillon) • Jeremy Irons (Tiberias) • Martin Hancock (Totengräber) • Michael Sheen (Priester) • Nathalie Cox (Balians Frau) • Eriq Ebouaney (Firuz) • Jouko Ahola (Odo) • David Thewlis (Pfleger) • Philip Glenister (Knappe) • Bronson Webb (Lehrling) • Kevin McKidd (englischer Sergeant) • Nikolaj Coster-Waldau (Dorfpolizist) • Steven Robertson (Priester) • Marton Csokas (Guy de Lusignan) • Alexander Siddig (Imad) • Velibor Topic (Almaric) • Michael Shaeffer (Sergeant) • Nasser Memarzia (Würdenträger) • Jon Finch (Jerusalem) • Lotfi Yahya Jedidi (Haushälterin) • Samira Draa (Sibyllas Dienstmädchen) • Ulrich Thomsen (Templer) • Matthew Rutherford (Reiter) • Michael Fitzgerald (Humphrey) • Massoud (Saladin) • Khaled Nabawy (Mullah) • Karim Saleh (Sarazenischer Bote) • Shane Attwooll (Templerritter) • Giannina Facio (Saladins Schwester) • Emilio Doorgasingh (Sarazenischer Ingenieur) • Peter Cant (Bauernjunge) • Angus Wright (Richards Ritter) • Iain Glen (Richard Löwenherz)

Produktion: Ridley Scott
Szenenbild: Arthur Max
Kostümbild: Janty Yates
Maskenbild: Mariam Lee Abounouom
Kamera: John Mathieson
Ton: Tim Gomillion
Musik: Harry Gregson-Williams
Schnitt: Dody Dorn

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Bild: 20th Century Fox

1 customer review

befriedigend
05.05.05
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