Halloween

Kinoplakat Halloween

Wenn ein Mensch 40 Jahre lang auf die Erlösung warten muss, dann liegen die Nerven blank. So ergeht es auch Laurie Strode, die 1978 zum ersten Mal auf den irren Killer Michael Myers traf, nachdem der aus einer Anstalt entkommen konnte. Jetzt ist er wieder auf freiem Fuß und der Albtraum geht weiter.

Noch ist Myers Insasse eines Gefängnisses für psychisch kranke Straftäter, wo ihn zwei Podcaster aufstöbern, die an einer Reportage über den Fall arbeiten. Doch Michael Myers dreht ihnen lediglich den Rücken zu. Gesprächiger ist sein behandelnder Arzt, der eine Faszination für Michael Myers die Inkarnation des Bösen empfindet.
Die aufdringlichen Reporter versuchen ihr Glück an anderer Stelle und bitten Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) um ein Interview. Die ist kurz angebunden und die Podcaster ziehen fast unverrichteter Dinge wieder ab, haben trotzdem ihre Rollen erfüllt, indem sie den Fall und die Hintergründe aufgerollt haben. Danach macht Michael Myers mit ihnen kurzen Prozess. Das ist möglich, weil er zwischenzeitlich fliehen konnte. Jetzt will er endlich sein Lebenswerk vollenden und Laurie Strode töten. Die hat vierzig Jahre für diesen Tag gebetet, weil ihr einziger Gedanke um eines kreist: Mein Lebensziel erreichen und Michael Myers töten.

Kritik

Die Ausgangslage des Films klingt spannend. Zwei angeschlagene Menschen hoffen seit vier Jahrzehnten darauf den anderen umzubringen. Einer ist psychisch krank, der andere psychisch angeschlagen. Am Jahrestag kann der Täter entkommen und zieht los. Das ruft die Idee wach, dass der Film auf ein langes Kräftemessen hinauslaufen wird. Doch die Handlung hat anderes im Sinn. Auf ein Katz- und Mausspiel setzt sie nicht. Sie lässt außer Acht, dass der jetzige Film die mittlerweile elfte Verwurstung des Stoffes ist. Was ein gutes Zeichen sein kann, denn es gibt die Fälle, in denen der Neustart einer Serie gelingt. Dazu später mehr.

Im Detail betrachtet enttäuscht an Halloween des Jahres 2018 leider einiges. In erster Linie weiß das einfach gehaltene Drehbuch nicht zu gefallen. Dem Täter fehlt die Motivation. Es gelingt nicht darzustellen, dass Michael Myers Lust am Töten empfindet, denn weder die Körpersprache noch sein Gesicht drücken dies aus. Sein Kopf ist von einer Maske bedeckt. Diese hat die Funktion Angst und Schrecken zu verbreiten und sie nimmt dem Schauspieler die Möglichkeit mit dem Gesicht zu schauspielen. Den Umstand wiegen die Kommentare des Arztes nicht auf, der aussagen soll, was der Film anderweitig nicht transportiert.

Die Spannung leidet unter dem Umstand, dass es keinen gewohnten Spannungsbogen gibt, weil der Nervenkitzel nur in Spitzen auftritt und jeder Spannungsspitze eine Szene folgt, die spannungsarm ist. Es geht mit Nichtigkeiten weiter, bis Myers sein nächstes Opfer erwischt. Wobei die Vielzahl der Tötungen den Film nicht adelt, denn der Horror ist Fließbandarbeit. Myers Auftreten kann als zielstrebig gedeutet werden oder als schlecht inszeniert, denn er tötet wahllos. Das passt zu dem überzogenen Stil, der versucht alles zu überhöhen. Auch die Darsteller übertreiben in ihren Rollen und den Spielszenen.
Eigenartig ist die Gewichtung des Drehbuchs. Die Einführung durch die Podcaster ist zu lang. Die zwei sorgen für einen modernen Anstrich und liefern Myers seine Maske. Danach sind sie unter den ersten Opfern. Wendungen treten ein ohne dass die Handlung sie begründet. Beispielsweise dient die aufgesetzte Eifersuchtsszene dazu, das Handy in der Pampe landen zu lassen, damit die Enkelin nicht per Anruf gewarnt werden kann. Die folgt ihrem Schulkameraden auf dem Nachhauseweg auf eine Abkürzung, auf der zufällig Michael Myers lauert.

Ärgerlich ist die Unentschlossenheit der Story. Sie trägt die Ansätze eines Dramas und zeigt die Folgen auf, die eingetreten sind, weil Laurie Strode in Angst gelebt hat. Ihre Neurosen haben das Verhältnis zu ihrer Tochter zerrüttet. Das ist jedoch nicht der Schwerpunkt des Films. Im Mittelpunkt steht auch nicht Michael Myers, denn die Studie eines kranken Hirnes ist es nicht.
Und es ist auch nicht das Hinarbeiten auf ein großes Finale, weil die zwei Kontrahenten ihre Kräfte nur kurzfristig messen. Ein blutiger Schocker ist es ebenfalls nicht. Das Töten wird an den meisten Stellen nicht gezeigt. Was der Freigabe geschuldet sein kann. Denkbar ist, dass die Kinofassung geschnitten ist und auf DVD eine andere Fassung erscheint. In den wenigen Ausnahmen, in denen der Tathergang gezeigt wird, fällt er brutal aus. Am besten passt der Film "Halloween" in die Kategorie Horror-Fast-Food.

Logik ist Fremdwort, wie in so vielen Horrorfilmen. Man muss es als Zuschauer akzeptieren, dass Menschen sehenden Auges in Fallen tappen. Die Polizisten etwa sind durchgängig so begriffsstutzig, dass ihre Dummheit sie das Leben kostet. Die Logik in "Halloween" ist jedoch nicht nur einmal haarsträubend, sondern durchgängig. Ein Bus voller Schwerverbrecher fährt ohne begleitende Eskorte durch die Gegend. Wie nicht anders zu erwarten gelingt den Straftätern die Flucht. Laurie Strode hat ein einsames Haus im Wald bezogen und zur Festung ausgebaut. Auf dem Dach sind Flutlichter angebracht. Die bleiben in der Nacht ausgeschaltet, in der die Familie weiß, dass sie angegriffen wird. Im spannenden Finale tapert Laurie minutenlang durch die dunklen Räume ihres Hauses und wirft die Frage auf, warum sie einen Schutzkeller gebaut hat, wenn sie den im Notfall nicht nutzt, sondern nach wenigen Minuten wieder verlässt?
Ein anderes Haus hat im Vorgarten einen Bewegungsmelder, der den Garten erleuchtet. Aber nicht, solange Michael Myers hinter sein Opfer schleicht. Erst während der anschließenden Verfolgungsjagd funktioniert der Bewegungsmelder wieder. Apropos: Es erstaunt, dass Michael Myers einerseits schwerfüßig durch die Gegend stapft und es ihm trotzdem wiederholt gelingt unbemerkt hinter sein Opfer zu gelangen.

Fazit
Der Film "Halloween" macht auf mich den Eindruck, dass er mit seinem überzogenen Stil von inhaltlichen Schwächen ablenken will. Was ihm nicht gelingt. Das Tempo, mit dem Myers mordet, mag dem Tempo entsprechen, in dem das Drehbuch entstanden ist. Als Neustart einer Serie unwahrscheinlich.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 109
Genre: HorrorSpannung
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 25.10.2018
Heimkino: 28.02.2019

Regie: David Gordon Green
Drehbuch: Jeff Fradley • Danny McBride • John Carpenter • Debra Hill

Schauspieler: Jamie Lee Curtis (Laurie Strode) • Judy Greer (Karen) • Andi Matichak (Allyson) • James Jude Courtney (Shape) • Nick Castle (Shape) • Haluk Bilginer (Dr. Sartain) • Will Patton (Officer Hawkins) • Rhian Rees (Dana Haines) • Jefferson Hall (Aaron Korey) • Toby Huss (Ray) • Virginia Gardner (Vicky) • Dylan Arnold (Cameron Elam)

Produktion: Malek Akkad • Jason Blum • Bill Block
Szenenbild: Richard A. Wright
Kostümbild: Emily Gunshor
Maskenbild: Sandra S. Orsolyak
Kamera: Michael Simmonds
Musik: John Carpenter • Cody Carpenter • Daniel Davies
Schnitt: Tim Alverson

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Bild: Universal Pictures International

1 customer review

befriedigend
18.10.18
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