Lola und Bilidikid

Kinoplakat Lola und Bilidikid

Ein Mann ist ein Mann, auch wenn er mit anderen Männern schläft - aber er darf dabei nicht in sich eindringen lassen - findet Bilidikid; ein Macho wie er im Bilderbuch steht.

Dass er seine eigene Sexualität nicht akzeptieren kann und den Hass, den er auf sich selbst entwickelt auf andere projiziert, bemerkt er nicht. Im Gegenteil. Dass sein Freund als Lola der Transvestit auftritt, ist sicher nicht zuletzt der Verdienst von Bilidikid, denn der träumt davon normal zu sein wie alle anderen - mit Familie und Kindern. Dazu müsste sich Lola bloß den Schwanz abschneiden lassen, das kostet in der Türkei nur 3.000 Mark und dann könnten sie dort glücklich werden. Doch Lola weiß, dass Bilidikid ihn dann nicht mehr lieben würde, denn er liebt Männer und nach der Operation wäre Lola kein Mann mehr, sondern eine Frau. Eine bittere Erkenntnis für Lola: Es ist nicht einfach einen Westernhelden zu lieben.

Lolas jüngerer Bruder Murat ist ebenfalls schwul und steht gerade vor seinem Coming-out. Das will der älteste Sohn der Familie, Osman, auf jeden Fall verhindern. Er setzt alles daran Murat auf den richtigen Weg zu bringen und ihm Frauen schmackhaft zu machen. Erst spät im Film stellt sich heraus, dass auch Osman schwul ist und sich an Lola verging, ehe er ihn aus der Familie verstieß. Und dass nun ausgerechnet Lola und Murat aufeinandertreffen, kann Osman nicht verkraften. Es kommt zur Kurzschlusshandlung.

Parallel dazu gibt der Film Einblicke in die eigenwillige Beziehung zwischen Eskender und Friedrich. Was als Beziehung zwischen Stricher und Freier beginnt, erwächst sich fast zur Liebe, aber auch Eskender kann nicht zu seinem Schwulsein stehen, als Mann und Macho. Er ringt mit sich - doch bleibt der erwartete Durchbruch aus.

Kritik

Nach dem Sehen des Films stelle ich mir einige Fragen: Warum isolieren sich die Figuren in dem Film derartig anstatt an Gleichgesinnte heranzutreten, die mit ihrem Schwulsein lockerer umgehen? Worin wurzelt dieser zermürbende Machokult? Der Film gibt darauf keine Antworten und hängt zu sehr an der einen Problematik. Schön wäre es, untersuchte der Film die Familienstrukturen noch etwas genauer. Leider wird beispielsweise Friedrichs Mutter, die über alles den Mantel des Schweigens hüllt, nur wenig porträtiert.
Auch Murats Mutter ergeht es nicht viel besser. Strukturen werden angedeutet und nicht vertieft. Wie wird die Mutter mit dem Wissen drei schwule Söhne zu haben umgehen? Am Schluss des Filmes darf sie die Wohnung verlassen und ihr Kopftuch auf offener Straße herunterreißen. Was kommt nach dem Protest?

Insgesamt wirkt der Film dicht, wenn auch die Konstellation der drei schwulen Brüder etwas aufgesetzt ist, ebenso wie der Showdown in dem die bösen Schläger, die die "guten" schwulen Türken den gesamten Film über bedrohen, geläutert beziehungsweise in den verdienten Tod geschickt werden. Diese Szene mit zu viel Blut passte besser in einen Action-Film. Der Handlungsort Berlin lässt den Film nahe erscheinen und trotz der Schwachpunkte ist er interessant.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: Deutschland
Jahr: 1999
Laufzeit ca.: 91
Genre: DramaLGBT
Stichwort: gay
Verleih: DCM Film Distribution
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 18.02.1999

Regie: Kutlug Ataman
Drehbuch: Kutlug Ataman

Schauspieler: Gandi Mukli (Lola) • Baki Davrak (Murat) • Erdal Yildiz (Bilidikid) • Inge Keller (Ute) • Michael Gerber (Friedrich) • Murat Yilmaz (Iskender) • Hasan Ali Mete (Osman) • Hakan Tandogan (Fatma Souad) • Cihangir Gümüstürkmen (Lale Lokum) • Celal Perk (Sehrazat) • Mesut Ozdemir (Kalipso) • Ulrich Simontowitz (Mann in Tiergarten) • Willi Herren (Rudy) • Mario Irrek (Hendryk) • Jan Andres (Walter)

Produktion: Martin Hagemann
Szenenbild: John Di Minico
Kostümbild: Ulla Gothe
Maskenbild: Axel Zornow
Kamera: Chris Squires
Musik: Arpad Bondy
Schnitt: Ewa J. Lind

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Bild: DCM Film Distribution

1 customer review

befriedigend
18.02.99
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