Im mittelalterlichen Schottland herrscht Bürgerkrieg. In blutigen Kämpfen wird um die Macht gerungen. Macbeth (Michael Fassbender) gelingt es die Entscheidung zugunsten seines Königs herbeizuführen. Dafür wird ihm Dank und Ruhm zuteil. Doch das genügt ihm nicht. Er will selbst König sein - und damit eine seltsame Prophezeiung wahr werden lassen. Unterstützt und angestachelt von seiner Frau (Marion Cotillard) ermordet Macbeth seinen König und begeht damit die erste von vielen Bluttaten.
Kritik
Die Hoffnung, dass die Aufbereitung als Film Shakespeares Tragödie leichter zugänglich macht, als klassiches Theater, erfüllt die Verfilmung aus dem Jahr 2015 nicht. Eine bleierne Schwere liegt über ihr und macht sie schwer verdaubar. Dies verstärken die Figuren, die wie in einer Oper mehr Rollenbilder als Charaktere sind. Kino für Anspruchsvolle, das ein Hybrid aus Theater und Kino ist, ein Film von naturalistischer Künstlichkeit.
Vom Theater übernimmt er die (gedrechselten) Dialoge und präsentiert sie vor naturalistischer Kulisse. Was jedoch nicht in Naturalismus mündet, sondern verfilmtes Theater ist, mit dem Schwerpunkt des Vortragens. Was im Theater seine Berechtigung hat, weil der Zuschauer vom Schauspieler distanziert ist, gilt im Kino nicht. Die Nähe der Filmkamera, die den Zuschauer zum unsichtbaren Dritten macht, lässt die langen Monologe über das Innen- und Seelenleben der Figuren fraglich erscheinen. Was der Film teils wieder einschränkt: Bei den Männern ist es so, dass sie auf dem Schlachtfeld mit verschmierten Gesichtern gezeigt werden, die wie Masken wirken und einen Teil der Mimik verschlucken.
Die Begrenzung der Theaterbühne lässt der Film wegfallen. Doch Macbeth ist nicht naturalistisch, denn die vielen Außenaufnahmen werden einer Stilisierung unterworfen. Entweder ist die Landschaft in bleierne Farbverfälschung getaucht oder es ist nebelig beziehungsweise dunkel. Das unterstreicht den ausgesprochen dunklen Charakter des Films, indem es im übertragenen Sinn keinen Lichtblick gibt. Für den Zuschauer ist die permanente Schwere auf die Dauer anstrengend.
Bei den Darstellern steht weniger das Schauspielen im Vordergrund, als das Vortragen der (langen) Monologe. Die künstlerische Entscheidung dies statisch zu inszenieren gefällt mir nur bedingt, weil die Darsteller zu sehr hinter den Text zurücktreten. Beim Sehen des englischen Originals muss ich sehr aufpassen, um das Englisch aus Shakespeares Zeiten zu verstehen. Teils bin ich auf die Untertitel angewiesen, weil der schwere schottische Dialekt nicht zu verstehen ist. Wie die deutsche Synchronfassung klingt, kann ich nicht beurteilen. Auch nicht, an welchen Stellen das Stück gekürzt wurde. Ich gehe deshalb von einer Kürzung aus, weil die Handlung wiederholt springt.
Fazit
Die Stilisierungen des Kunstfilms gefallen mir zum Teil. Die Zeitlupe überrascht, indem sie Nähe vermittelt. Ansonsten ist mir die Schwere zu viel des Guten. Die Möglichkeit das Ehepaar Macbeth als ein Paradebeispiel für die Gier nach Macht und dem Zerbrechen daran zu inszenieren wird nur bedingt genutzt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 113
Genre: Drama • Historie • Krieg
Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 29.10.2015
Regie: Justin Kurzel
Drehbuch: Jacob Koskoff • Michael Lesslie • Todd Louiso
Schauspieler: Michael Fassbender (Macbeth) • Marion Cotillard (Lady Macbeth) • Paddy Considine (Banquo) • Lochlann Harris (Fleance) • Kayla Fallon (Hexe) • Lynn Kennedy (Hexe) • Seylan Baxter (Hexe) • Amber Rissmann (Hexe) • Scot Greenan (Soldat) • Hilton McRae (Macdonwald) • David Thewlis (Duncan) • David Hayman (Lennox) • Jack Reynor (Malcolm)
Produktion: Iain Canning • Laura Hastings-Smith • Emile Sherman
Szenenbild: Fiona Crombie
Kostümbild: Jacqueline Durran
Maskenbild: Jenny Shircore
Kamera: Adam Arkapaw
Musik: Jed Kurzel
Schnitt: Chris Dickens
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Bild: Studiocanal