Die Biografie über Elizabeth Miller (1907 bis 1977) greift eine kurze Zeit aus dem Leben und der Karriere der Frau heraus, die als Lee Miller eine bekannte Künstlerin gewesen ist. Ihre Karriere begann als Mannequin, danach arbeitete sie als Fotografin und Fotojournalistin.
Zunächst fällt es Lee, wie sie genannt wird, nicht leicht, ihre Fotos zu verkaufen. Die britische Vogue ist interessiert, aber die Ressourcen sind im Zweiten Weltkrieg knapp und es ist unklar, ob für die kommende Ausgabe genug Papier zur Verfügung steht. Die Menschen sollen unterhalten werden und durchhalten, die nächste Ausgabe erscheint und darin die Fotos von Lee Miller. Weil die Briten es nicht erlauben, dass Frauen an der Front fotografieren, setzt Lee darauf, dass sie Amerikanerin ist und reist an die Front. Sie hält das Grauen des Krieges in Frankreich fest und dokumentiert, was nach der Öffnung der deutschen Konzentrationslager zu sehen ist.
Kritik
Die klassische Dramaturgie beginnt mit einem Interview. Ein junger Mann befragt die gealterte Lee Miller, die auf die Fragen unwirsch reagiert und nur widerwillig in die Vergangenheit abtaucht. Es folgt eine kurze Einführung, die Lee in Künstlerkreisen zeigt. Dort lernt sie ihren späteren Ehemann Roland kennen. Es folgt eine Phase, während der Lee als Kriegsfotografin arbeitet. Andere Stationen des Lebens entfallen, bekannte Namen bekommen keinen Raum.
Kate Winslet als Lee Miller steht stets im Mittelpunkt des Geschehens. Trotzdem ist es kein Personen-Film, sondern ein Film über Situationen, in die die Titelheldin gerät. Das ermöglicht es dem biografischen Drama bedrückende Szenen zu zeigen. Kate Winslet spielt mit wenig Bandbreite und das Publikum lernt die Frau, die so viel mit eigenen Augen gesehen hat, kaum kennen. Erst gegen Ende des Films wird es emotional. Es folgen einige Allgemeinplätze und Lee zeigt Emotionen, die sie bis dahinter hinter Kettenrauchen und dem Konsum von Hochprozentigem versteckt hat. Aus dem Hintergrund Erzähltes wird nicht eingeflochten. So war die als getriebene Frau dargestellte Lee Miller wahrscheinlich nicht nur zielstrebig, sondern auch lebenshungrig und innerlich angespannt. Schade, dass hier Chancen verschenkt werden.
Lees jahrelanger Freund und Kollege Davy darf ebenfalls erst spät Inneres nach außen kehren, sagt sinngemäß "es sind meine Leute". Damit meint er, dass viele von den Nazis ermordete Menschen jüdischen Glaubens waren. Einen Satz dieser Art hatte der Kritiker erwartet, seitdem der Mann sich als David Scherman vorgestellt hatte. Davon abgesehen hat die Biografie zu David Edward Scherman nicht viel zu sagen. Aus dem Fotojournalisten wird im Film ein Handlanger für Lee.
Fazit
"Die Fotografin" ist eine filmische Biografie und arbeitet eine kurze Zeitspanne ab, legt den Schwerpunkt auf die Zeit, in der Miller als Kriegsfotografin das Grauen festhält, das sie mit eigenen Augen erlebt. Es ist schade, dass die konventionelle Handschrift durch ihre Herangehensweise viel Potenzial verschenkt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: Irland
Jahr: 2023
Laufzeit ca.: 117
Genre: Biografie • Drama • Historie
Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 19.09.2024
Regie: Ellen Kuras
Drehbuch: Liz Hannah • Marion Hume • John Collee • Lem Dobbs
Literaturvorlage: Antony Penrose
Schauspieler: Kate Winslet (Lee Miller) • Alexander Skarsgård (Roland Penrose) • Andy Samberg (David E. Scherman) • Andrea Riseborough (Audrey Withers) • Marion Cotillard (Solange D'Ayen) • Josh O'Connor (Antony Penrose) • Noémie Merlant (Nusch Eluard) • James Murray (Colonel Spencer) • Samuel Barnett (Cecil Beaton) • Enrique Arce (Pablo Picasso) • Arinzé Kene (Major Jonesy) • Patrick Mille (Jean D'Ayen)
Produktion: Lauren Hantz • Troy Lum • Andrew Mason • Marie Savare • Kate Solomon • Kate Winslet
Szenenbild: Gemma Jackson
Kostümbild: Michael O'Connor
Maskenbild: Zsuzsanna Dezs • Annamária Dunai • Judit Halász • Judit Hornyák • Nikolett Kerselits • Zsanett Lázár • Lilla Obendorfer • Ivana Primorac
Kamera: Pawel Edelman
Musik: Alexandre Desplat
Schnitt: Mikkel E.G. Nielsen
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Bild: Studiocanal