Wenn Poeten die Kraft haben, eigene Welten zu schaffen, dann kann das zu den seltsamsten Auswüchsen führen, wenn die Grenzen zwischen Realität und Fantasie aufweichen.
Für Jennifer Lawrence ist das Haus ein Traum und sie steckt ihre ganze Kraft hinein, um es in ein Paradies zu verwandeln. Derweil laboriert ihr Partner der Schriftsteller (Javier Bardem) an einer Schreibblockade. Eines Abends platzt ein Fremder in das Haus und wird von ihm herzlich aufgenommen, derweil sie auf Distanz geht. Der Fremde zieht eine Ehefrau sowie zwei streitende Söhne nach sich. Am Ende kommt es zum Mord. Noch einmal tauchen die Störenfriede auf und halten ihre Trauerfeier ausgerechnet im Haus ab. Dann ist der Spuk vorbei und es zieht wieder Frieden ein. Endlich wird sie schwanger und er überwindet seine Schreibblockade.
Fast neun Monate später kommt es erneut zu einem seltsamen Vorfall. Der Poet lässt sich feiern, während sie erneut versucht ihr Haus und damit ihr Terrain zu verteidigen. Doch die Gäste sind noch hartnäckiger und noch zahlreicher als beim letzten Mal. Die Stimmung beginnt bedrohlich zu werden …
Kritik
"mother!" ist eine Mischung aus den Genres Mystery und Horror. Der Film beginnt wie viele andere Spukhaus-Filme auch. Menschen renovieren ein altes Haus, in diesem Fall nur die Frau. Der Zuschauer merkt, im Gegensatz zu den Personen, schnell, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Dabei führt die Handlung Umgebung und Figuren ein. Es folgen seltsame Geräusche und eine unheimliche Atmosphäre und die erste Invasion, auf die Mann und Frau sehr unterschiedlich reagieren. Der Film nutzt diese auch, um die Andersartigkeit seiner Machart zu betonen. Es geht zunächst nicht um klassischen Horror, sondern um eine Bedrohung. Während sie ihre Beziehung und das Haus in Gefahr sieht und beides zu retten versucht, ergeht er sich zunehmend in Selbstgefälligkeit und Egozentrik.
Was dann folgt, ist einfach zu beschreiben und schwer zu interpretieren. Eine dritte Invasionswelle beginnt und mit ihr ein Bilderrausch, dessen Sinn fast nicht zu entschlüsseln ist. Es gibt Momente, in denen der Poet als neuer Heilsbringer gefeiert wird und Menschen wie die Mitglieder einer Sekte getauft werden und Gottesdienste abhalten. Dann eskaliert die Stimmung zunehmend und gipfelt in Krieg.
Diese Bilderflut kann vielfältig gesehen werden. Etwa als Kampf der Geschlechter. Oder als Gebärneid und als Wettstreit über den Akt der Schöpfung. Während die Frau neues Leben schenkt, schöpft der Schriftsteller im übertragenen Sinn. Insofern ist das Haus sinnbildlich eine Art Gebärmutter. Ich muss allerdings davon abraten meine Interpretation als Inhaltsangabe zu verstehen. Es ist der Versuch einen ausgesprochen visuellen Film in Worte zu fassen. Für mich ist es Kunst, der es genügt sich selbst zu gefallen.
Zur schauspielerischen Leistung möchte ich nur so viel sagen. Es erstaunt, mit welcher Leichtigkeit Michelle Pfeiffer ihre Rolle spielt und welchen Eindruck sie macht. An Jennifer Lawrence fällt mir nicht die darstellerische Leistung auf, sondern die Eigenwilligkeit ihrer Rolle. Neben den Renovierungsarbeiten bleibt ihr genügend Zeit für kunstvolle Hochsteck- und Flechtfrisuren. Selbst nach dem Aufstehen trägt sie bereits einen kunstvollen Flechtzopf. Das restliche Handwerk beeindruckt mich wenig. Die Kamera wirft die Frage auf, ob das Gewackel wirklich nottut? Das Szenenbild ist solide.
Fazit
"mother!" ist zwei in eins. Ein Teil ein durchschnittlicher Mystery-Film. Der zweite Teil dann etwas, dass man als Kunst einordnen soll. Wobei Kunst im Allgemeinen die Eigenheit hat, dass sie im Auge des Betrachters entsteht und nicht jeder sie als solche erkennt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %
Jahr: 2017
Laufzeit ca.: 121
Genre: Drama • Horror • Mystery
Verleih: Paramount Pictures
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 14.09.2017
Heimkino: 25.01.2018
Regie: Darren Aronofsky
Drehbuch: Darren Aronofsky
Schauspieler: Jennifer Lawrence (Mother) • Javier Bardem (Poet) • Ed Harris (Mann) • Michelle Pfeiffer (Frau) • Brian Gleeson (Sohn) • Domhnall Gleeson (Sohn) • Jovan Adepo (Cupbearer) • Amanda Chiu (Damsel) • Patricia Summersett (Consoler) • Eric Davis (Bumbler) • Raphael Grosz-Harvey (Philanderer) • Emily Hampshire (Fool) • Abraham Aronofsky (Wanderer) • Luis Oliva (Idler) • Stephanie Ng Wan (Whisperer) • Stephen McHattie (Zealot)
Produktion: Scott Franklin • Ari Handel
Szenenbild: Philip Messina
Kostümbild: Danny Glicker
Maskenbild: Judy Chin
Kamera: Matthew Libatique
Schnitt: Andrew Weisblum
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Bild: Paramount Pictures