Mundart-Komödie aus dem hohen Norden. Die Idee klingt gefällig. Eine Gruppe von ausländischen Facharbeitern kommt nach Ostfriesland, um dort die deutsche Sprache zu lernen und auf den Integrationstest vorbereitet zu werden.
Doch sie haben nicht mit Uwe Hinrichs (Dieter Hallervorden) gerechnet. Der will die Ausländer zunächst vertreiben und lässt sich dann auf einen Kuhhandel ein: Er soll Deutsch unterrichten. Das tut er auch und lehrt Plattdeutsch.
Kritik
"Ostfriesisch für Anfänger" ist nett gedacht und schlecht gemacht. Das liegt zum Löwenanteil an dem mangelnden Inhalt. Anstatt die Kulturen aufeinanderprallen zu lassen, liegt der Fokus auf Dieter Hallervorden in seiner Rolle des stoischen Alten. Er tritt wie eine Mischung aus Eremit und Theatergott auf. Da er Bandbreite und Ausdruck vermissen lässt, trägt er die Hauptrolle nicht und in der ernsten Rolle überzeugt er nicht. Sein norddeutscher Dialekt klingt aufgesetzt und nicht nach norddeutschem Platt.
Doch nicht nur seiner Figur mangelt es an Ausbau, sondern dem gesamten Film. Von den angereisten Ausländern bekommt nur David Ali Hamade als Abdullelah eine kleine Rolle spendiert. Der Rest der Truppe ist auf Statisten reduziert. Den Extremfall stellt Nicolas Buitrago dar. Der hat den gesamten Film über keinen Text und erst im Abspann darf er einige Sätze sprechen. Die unglaubwürdige Liebesgeschichte zwischen Victoria Trautmannsdorff und Holger Stockhaus entbehrt der Grundlage wie auch der Ausführung. Und ganz nebenbei wird die Möglichkeit für die Schönheit des Landes und des Wattenmeeres zu werben in den Sand gesetzt, denn dazu braucht es mehr als einen romantischen Sonnenuntergang und eine Wattwanderung.
Letztlich verschenkt das Drehbuch seine Möglichkeiten, denn manche Ideen gefallen. So lässt Uwe Abdullelah Krabben puhlen und der ist darin schneller als Uwe, weil er in seiner Heimat ebenfalls Krabben puhlen musste. Das erklärt er mit dem Lohngefälle. Leider sind solche kleinen Sticheleien Mangelware. Die meiste Zeit geht es grob daher. Die holperige Auflösung des Ganzen passt nahtlos in den einfallsarmen Film.
Obwohl ich als gebürtiger Niedersachse Ostfriesisch weder spreche noch verstehe, habe ich keine Probleme den Dialekt des Films zu verstehen. Ich beschreibe ihn als stark dialekt gefärbtes Norddeutsch. Einige Kollegen in München konnten den Film teils nicht verstehen und waren deshalb nach der Pressevorführung verärgert.
Fazit
Dem Film "Ostfriesisch für Anfänger" mangelt es am Grundsätzlichen. Inhaltlich wie auch bildlich macht er den Eindruck eines Fernsehfilms. Im Kino habe ich bis zum Ende durchgehalten, vor dem Fernseher hätte ich umgeschaltet.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30%
Jahr: 2016
Laufzeit ca.: 91
Genre: Heimat • Komödie
Verleih: Universum Film
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren
Kinostart: 27.10.2016
Heimkino: 12.05.2017
Regie: Gregory Kirchhoff
Drehbuch: Sönke Andresen • Franziska An der Gassen
Schauspieler: Dieter Hallervorden (Uwe Hinrichs) • Holger Stockhaus (Dietmar Holthagen) • Victoria Trauttmansdorff (Vroni Lautenschläger) • David A. Hamade (Abdullelah) • Philippe Graber (Bernd Meyer-Fröhlich) • Michael Davies (Feelgood) • Janina Elkin (Svetlana) • Trang le Hong (Liantang) • Nicolas Buitrago (Carlos) • Uke Bosse (Schlüter) • Anna Böttcher (Prüferin) • Wilfried Dziallas (Fiete) • Dagmar Leesch (Dörte) • Kailas Mahadevan (Özkan)
Produktion: Franziska An der Gassen • Benjamin Seikel
Szenenbild: Sabine Dotzauer
Kostümbild: Stefanie Jauß
Kamera: Dino von Wintersdorff
Schnitt: Jan Ruschke
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Bild: Universum Film