Roberto Benigni's Pinocchio

Kinoplakat Pinocchio

Eine Verfilmung des italienischen Kinderbuches mit Schauspielern und Roberto Benigni in der Hauptrolle.

Als Kind hatten meine Schwester und ich einen kleinen Schallplattenspieler, auf dem wir mit Vorliebe Märchenschallplatten hörten. Der Plattenspieler bestand aus einem grauen Koffer, dessen Deckel aufgeklappt wurde. An der Front saßen einige Bedien-Knöpfe und der Lautsprecher. Eine der Schallplatten erzählte das Märchen von Pinocchio. Besonders imposant fand ich die Fee mit den blauen Haaren.

In Roberto Benignis Film gibt es natürlich auch eine Fee (Nicoletta Braschi), die den Film eröffnet. In einer schönen Sequenz fährt sie mit ihrer Kutsche, von weißen Mäusen gezogen, durch die Straßen. Was dann folgt lässt sich nicht als klassische Verfilmung bezeichnen. Ein hüpfender Baumstamm springt durch die Straßen und beginnt Schabernack zu treiben. Der alte Schreiner Gepetto (Carlo Giuffre) schnitzt aus dem Baum eine Holzpuppe, die schon währenddessen lebt. Weil sie aus Pinienholz besteht, nennt er sie Pinocchio. Der Puppen-Junge (Roberto Benigni) ist ein überdrehtes Kind, das seinem Vater nicht gehorcht, sondern von morgens bis abends nur Flausen im Kopf hat. Leider hat er auch viel Pech und gerät an die falschen Freunde, wie den Fuchs und den Kater oder später an seinen Kameraden Docht (Kim Rossi Stuart).

Kritik

Es muss nicht immer Hollywood sein, mit seinem Hang zum Puderzucker. Es gibt viele schöne Märchenverfilmungen aus Tschechien, die mit wenig Geld und einfachen Mitteln verzaubern. "Roberto Benigni's Pinocchio" erinnert nicht an die genannten Produktionen. Sein Film ist weder Kitsch noch Zauber. In einem Interview sagte Benigni, er habe den Film seit 20 Jahren drehen wollen. Besser wäre es gewesen, er hätte den Traum aufgegeben, denn es ist nicht überzeugend einen fünfzig Jahre alten Mann mit Stirnglatze in einem Kasperle-Kostüm und einem komischen Party-Hütchen auf dem Kopf durch einen Film hüpfen und springen zu sehen. Auch die restlichen Figuren werden von maskierten, verkleideten Menschen gespielt.

Der moralische Zeigefinger wird unerträglich hoch gehalten. Pinocchio will, was alle Kinder wollen: spielen und nicht die Schulbank drücken. Im Film wird er dafür hart bestraft. Die Katze und der Fuchs erhängen ihn an einem Baum, vor einem riesigen, leuchtenden Vollmond. Werktreue hin oder her - was hat eine solch grausame Szene in einem Kinderfilm zu suchen? In einer späteren Szene erscheint Pinocchio vor seiner Fee in Ketten, welche die Hände fesseln, mit einem großen Stachelhalsband um den Hals, weil er zuvor als Hofhund diente und mit einem Fuß schleppt er ein Fangeisen mit. Die Fee befreit ihn nicht, sondern hält ihm eine Moralpredigt. Ich darf doch fragen, welche Art von Fantasien Regisseur und Hauptdarsteller Benigni in dieser seltsamen Szene auslebt? Zumal die blaue Fee von seiner Ehefrau gespielt wird.
Der zweite Moralapostel des Films ist die Grille (Guiseppe Barra), die gebetsmühlenartig wiederholt: wer immer nur spielen will und nicht brav in die Schule geht, wird ein Esel. Wer seine Eltern belügt, der hat es nicht besser verdient als Pinocchio, der seelische Grausamkeiten erleiden muss, wenn er am Grab der guten Fee trauert, die sterben musste, weil Pinocchio ungehorsam war.
Kinder, die diesen Käse trotz der unablässigen Wiederholung nicht glauben wollen, bekommen zum Schluss einen sterbenden Esel vorgeführt, der früher mal ein Junge war, der statt in die Schule zu gehen lieber ins Spielzeugland ging. Der Esel ist Pinocchios ehemaliger Kamerad Docht. Pinocchio hingegen kann sein Leben retten, indem er bis zur körperlichen Erschöpfung auf einem Bauernhof arbeitet und nachts im Dunkeln noch Weidenkörbe flicht.

Fazit
Der Film verschenkt viele Möglichkeiten. Das Gewicht liegt zu sehr auf Pinocchio und der blauen Fee, vernachlässigt die restlichen Figuren des Films. Gerade für Kinder wäre es schön gewesen, die Rollen der Tierfiguren mehr auszuschmücken und ihnen mehr Raum zu geben. Wenngleich der Film Pinocchio die gesamte Filmlänge über begleitet, baue ich keine Beziehung zur Figur auf. Die schönen Landschaftsaufnahmen werden aufgrund des stetigen Gezappels zu Kulissen degradiert.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Original Filmtitel: Pinocchio
Land: DeutschlandFrankreichItalien
Jahr: 2002
Laufzeit ca.: 108
Genre: AbenteuerFamilieKomödie
Verleih: Universum Film
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 13.03.2003
Heimkino: 08.12.2003

Regie: Roberto Benigni
Drehbuch: Roberto Benigni • Vincenzo Cerami

Schauspieler: Roberto Benigni (Pinocchio) • Nicoletta Braschi (Blaue Fee) • Mino Bellei (Medoro) • Carlo Giuffrè (Geppetto) • Guiseppe Barra (Grille) • Franco Javarone (Feuerschlucker) • Max Cavallari (Kater) • Bruno Arena (Fuchs) • Corrado Pani (Richter) • Kim Rossi Stuart (Lucignolo) • Luis Molteni (Pfefferkuchenmann) • Alessandro Bergonzoni (Zirkusdirektor)

Produktion: Gianluigi Braschi • Nicoletta Braschi • Elda Ferri
Szenenbild: Danilo Donati
Kostümbild: Danilo Donati
Maskenbild: Vincenzo Mastrantonio
Kamera: Dante Spinotti
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Simona Paggi

Anzeige

Kinoplakat Pinocchio Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Universum Film

1 customer review

ausreichend
13.03.03
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.