"Mit meinen 85 Jahren habe ich ein Alter erreicht, in dem ich zurückblicken und Schlüsse aus meinen Taten ziehen kann. Mein Grundsatz lautet, versuche zu lernen, versuche zu verstehen, was passiert ist. Lerne deine Lektion und gib sie weiter." Robert S. McNamara
Die USA sind als Nation sehr jung und kriegerisch. McNamara wurde unter John F. Kennedy zum Verteidigungsminister der USA berufen. Er blieb sieben Jahre im Amt und fällte ebenso einschneidende wie wichtige Entscheidungen etwa während des Vietnamkriegs. Auch im hohen Alter ist er noch mit Leib und Seele Politiker, nutzt den Film für seine Eigendarstellung. Er sagt sinngemäß, einer seiner Grundsätze laute, nur auf Fragen zu antworten, die ihm gelegen kommen. Das beschreibt treffend das große Manko des Films: McNamara spricht keine Silbe, die nicht auf seiner Linie liegt. Der Interviewte beherrscht des Weiteren die Kunst, nicht die Wahrheit zu sagen, ohne zu lügen. Der alte Hase erinnert sich zudem auffällig selektiv. So sind ihm die Geschehnisse eines Tages in Erinnerung geblieben, an dem er erst 2 Jahre alt war, aber er kann (oder will) nicht sagen, ob er den Befehl für den Einsatz von Agent Orange gab. Leider bleibt der Interviewer diesbezüglich zu unkritisch, hakt kaum bis gar nicht nach. Die Zahl der moralischen Fragen ist gering, zudem werden sie erst sehr spät behandelt. Was mich an dem Film außerdem stört ist die Musik von Philip Glass, die versucht aus dem Ganzen ein Happening zu machen.
Fazit
Wer von dem Film keine weltbewegenden Eingeständnisse oder Erkenntnisse erwartet, kommt vielleicht auf seine Kosten. Für meinen Geschmack zu viel Selbstdarstellung und zu wenig Greifbares.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Jahr: 2003
Laufzeit ca.: 106
Genre: Dokumentarfilm
Verleih: Schwarz-Weiss Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 30.09.2004
Heimkino: 05.04.2005
Regie: Errol Morris
Mit: Robert S. McNamara
Produktion: Julie Ahlberg • Errol Morris • Michael Williams
Szenenbild: Ted Bafaloukos • Steve Hardie
Maskenbild: Donyale McRae • Maria Scali
Kamera: Bob Chappell • Peter Donahue
Ton: Terry Laudermilch
Musik: Philip Glass
Schnitt: Doug Abel • Chyld King • Karen Schmeer
Anzeige