Unknown User

Kinoplakat Unknown User

Ein Video ist schnell ins Internet übertragen. Und dann? Der Uploader findet es witzig und der Vorgeführte nicht. Im schlimmsten Fall geht es um Demütigung und Rache. So auch in "Unknown User". Ein im Internet verbreitetes Video und seine ungeahnten Folgen. Der ungewöhnlich umgesetzte Film nutzt die Möglichkeiten des Horrors und des Internets - doch nicht die des Kinos.

Die Geschichte eines Rachevideos im Netz beginnt nicht mit Vorsatz, sondern aus Übermut. Für die darin zur Schau gestellte Laura ist es so schlimm, dass sie deswegen Selbstmord begeht. Ein Jahr später kommen ihre ehemaligen Freunde für einen Plausch am Computer zusammen. Und plötzlich taucht ein siebter User auf, der nicht deaktiviert werden kann und zu allem Überfluss behauptet, die tote Laura zu sein. Die Freunde rätseln und versuchen Laura abzuschütteln; doch nichts hilft. Schlimmer noch: Diesen Abend wird keiner überleben.

Kritik

Der Auftakt des Filmes ist originell. Der Zuschauer schaut Blaire (Shelley Hennig) über die Schulter, während sie am Bildschirm mit ihrem Freund plaudert. Die Kamera zeigt das Geschehen als Blick auf den Monitor der jungen Frau und auch sie selbst taucht nur als kleines Fenster auf dem Monitor auf. Diese Kameraeinstellung behält der Film bis zum Abspann durchgängig bei. Die Ego-Perspektive ist mutig und ungewöhnlich. Und für Menschen, die viel am Bildschirm arbeiten oder spielen nicht ungewöhnlich. Doch sie lässt die Möglichkeiten des Kinos außen vor, denn der Raum und die Tiefe bleiben ungenutzt. Mich hat das flache Bild nach wenigen Minuten genervt.

Wie auch die Stilmittel, die den Eindruck des Geschehens in Echtzeit verstärken sollen. Es kommt es zu Bildstörungen und Aussetzern. Dass selbst die Filmmusik von der Festplatte geladen wird ist so konsequent wie anstrengend. Und auch die (unrealistischen) Tastatur- und Systemgeräusche nerven. Unglaubwürdig ist der Umstand, dass es trotz der vielen Texteingaben nur ganz selten zu Tippfehlern kommt. Die Eindeutschung erfolgt konsequent: Die Bildschirmtexte und Eingabemasken sind alle in Deutsch.

Für den Film spricht, dass 2015 das Thema des Internet-Rache-Videos noch relativ unverbraucht ist. Die klassische Ausarbeitung des Horrors spricht nicht für ihn. Dem Zuschauer bietet man eine hanebüchene Erklärung für die Vorgänge an. Stilgerecht als Bildschirmtext. Auf der Grundlage dieser Erklärung sterben dann die Menschen. Das zieht weniger ins Geschehen als in anderen Horrorfilmen, weil es in einem kleinen Fenster abläuft und nur Sekunden dauert. Gern genutzte Stilelemente wie Erschrecken entfallen. Und auch die Identifikation mit den Darstellern fällt schwer, weil die gewählten Stilmittel eine Distanz zu ihnen schaffen.

Fazit
Es ist lobenswert, dass ein Hollywoodstudio experimentiert. Doch bereits nach wenigen Minuten ist der Reiz des Neuen verpufft. Nun geht es belanglos dahin und für einen Horrorfilm zu spannungsarm.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Unfriended
Land: USA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 82
Genre: HorrorMystery
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 16.07.2015
Heimkino: 07.01.2016

Regie: Levan Gabriadze
Drehbuch: Nelson Greaves • Michael Mann

Schauspieler: Heather Sossaman (Laura) • Matthew Bohrer (Matt) • Courtney Halverson (Val) • Shelley Hennig (Blaire) • Moses Storm (Mitch) • Will Peltz (Adam) • Renee Olstead (Jess) • Jacob Wysocki (Ken) • Mickey River (Dank Jimmy) • Cal Barnes (Rando Pauls) • Christa Hartsock (Chatterin)

Produktion: Nelson Greaves • Timur Bekmanbetov
Szenenbild: Heid Koleto
Kostümbild: Veronika Belenika
Maskenbild: Erica Akin
Kamera: Adam Sidman
Schnitt: Parker Laramie • Andrew Wesman

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Bild: Universal Pictures International

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