100 Schritte

Kinoplakat 100 Schritte

Dramatisierte Film-Biografie über Giuseppe Impastato, der engagiert gegen die Mafia kämpfte und von ihr ermordet wurde. Giuseppe "Peppino" Impastato ist noch ein Kind, als sein Onkel ermordet wird. Niemand in der Familie will den Grund kennen. Dabei ist die Antwort einfach: Der Onkel gehörte zur Mafia und fiel einem internen Machtkampf zum Opfer. Am hartnäckigsten schweigt Peppinos Vater. Der weiß sein Leben lang von nichts und will nur still seine Pizzeria betreiben, doch hat er im Hintergrund stets diskrete Männer.

"Kannst du gehen und zählen?", fragt Peppino seinen Bruder. Also gehen die Jugendlichen nachts die Straße hinab und zählen. "100 Schritte" sind es bis zum Haus von Don Tano. Vor dem Haus angekommen, schreit Peppino seinen Hass auf die Mafia heraus. Er "schreit" noch oft im Film, wenn auch nicht immer mit der Stimme. Mal lässt er Flugblätter drucken, dann protestiert er mit Straßentheater, bis er einen Radiosender aus der Taufe hebt und gemeinsam mit seinen Freunden, die auch sein Mitstreiter sind, die Mafia in aller Vehemenz anklagt.

Peppinos Mutter ist besorgt um den Jungen, während sein Vater sich in stille Verzweiflung flüchtet, denn er steht zwischen dem geliebten Sohn und der Mafia, die ihn regelmäßig zu Rechenschaftsberichten zitiert. Was Peppino nicht weiß: Sein Vater ist der letzte Schutz, den er noch hat, denn ohne den Vater hätte die Mafia ihn längst beseitigt. Doch Peppino ist auf diesem Auge blind. Er eifert und eifert ... Nachdem sein Vater bei einem Autounfall ums Leben kommt, eskaliert die Situation. Don Tano holt sich im Restaurant der Familie einen Kaffee und meint, hiermit seien alle Rechnungen beglichen. Peppino versteht den Hinweis nicht. Er kandidiert für ein politisches Amt und wird kurz darauf von der Mafia brutal ermordet.

Kritik

"100 Schritte" verzichtet auf Maschinenpistolen und effektheischende Gewalt. Stattdessen wird Peppino deutlich als Gutmensch dargestellt, um nicht Heiliger zu sagen. Nicht nur die Demonstration nach seiner Ermordung wirkt überzogen, der gesamte Film ergeht sich in manieriertem Pathos. Das geht nicht immer gut: Peppinos Feuereifer schlägt stellenweise um und der Held erinnert an einen kleinen kläffenden Hund, der kläfft, sich aber nie getrauen würde zuzubeißen.

Das Gewicht des Films liegt nicht auf den Taten der Mafia, sondern auf den innerfamiliären Konflikten. Die Mafia wird nur am Rand charakterisiert. Man sieht Versammlungen schweigender Männer, die auf den Vater vielsagende Blicke werfen - mehr nicht. Leider kommen aber ausgerechnet die innerfamiliären Konflikte zu kurz. Peppinos Vater ergeht sich in Schweigen, sammelt aber heimlich alle Schriftstücke des Sohnes. Ist er also mit dem Verhalten des Sohnes einverstanden? Hält er es für richtig oder für falsch? Der Zuschauer erfährt es nicht.
Auch Peppinos Bruder spielt nur am Rand eine Rolle. Klar dargestellt wird die Verehrung, die Peppino für seine Mutter empfindet (wir sind in Italien). Als in den späten Sechzigern die Hippies in Italien einfallen, versuchen sie Peppinos Radiosender für ihre Zwecke zu nutzen - der Film knüpft nun auch diese Problematik auf. Zu wirklichem Tiefgang kann er sich auch in dieser Hinsicht nicht entscheiden. Und das Ansinnen des Regisseurs bleibt unklar. Insgesamt bietet mir der Film zu viel an Heldenverehrung und zu wenig Ausleuchtung der eigentlichen Schwerpunkte.

Fazit
Dem Film gerecht zu werden ist schwierig, weil ihn Italiener und politisch Interessierte sicherlich anders sehen als ich. Als Vergangenheitsbewältigung und Politfilm hat er seine Berechtigung. Als Spielfilm ist er schwach.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: I cento passi
Land: Italien
Jahr: 2000
Laufzeit ca.: 104
Genre: Biografie • Drama
Verleih: Schwarz-Weiss Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 28.08.2003
Heimkino: 27.01.2006

Regie: Marco Tullio Giordana
Drehbuch: Claudio Fava • Monica Zapelli • Marco Tullio Giordana

Schauspieler: Luigi Lo Cascio (Peppino Impastato) • Luigi Maria Burruano (Luigi Impastato) • Lucia Sardo (Felicia Impastato) • Paolo Briguglia (Giovanni Impastato) • Tony Sperandeo (Gaetano Badalamenti) • Andrea Tidona (Stefano Venuti) • Claudio Gioè (Salvo Vitale) • Domenico Centamore (Vito) • Ninni Bruschetta (Cugino Anthony) • Paola Pace (Cosima) • Pippo Montalbano (Cesare Manzella) • Aurora Quattrocchi (Signora Manzella) • Gaspare Cucinella (Zio Gasparo) • Dario Veca (Cugino Paolo Schillirò) • Simona Cavalieri (Felicetta)

Produktion: Fabrizio Mosca
Szenenbild: Franco Ceraolo
Kostümbild: Elisabetta Montaldo
Kamera: Roberto Forza • Stefano Paradiso
Musik: Giovanni Sollima
Schnitt: Roberto Missiroli

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Bild: Schwarz-Weiss Filmverleih

1 customer review

befriedigend
28.08.03
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