Cadillac Records

Kinoplakat Cadillac Records

Der Film "Cadillac Records" erzählt aus der Geschichte eines amerikanischen Musiklabels, das zwar von zwei Weißen geführt wurde, aber dem Rassismus zum Trotz, den Schwerpunkt auf Blues legte und schwarze Künstler unter Vertrag hatte. Ein Label, das zu Anfang den Zeitgeist traf, aber später den Anschluss verlor. Zu der spannenden Ausgangslage kommen gute Darsteller.

Nicht nur die Geschichte eines einzelnen Menschen, sondern gleich eines Plattenlabels samt seiner wichtigsten Künstler zu erzählen ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Zumal der Film "Cadillac Records" die Geschichte von Chess Records erzählt. Dem Label, das im Film in Anspruch nimmt, den Blues weltberühmt gemacht zu haben und damit Wegbereiter gewesen zu sein für spätere Stilrichtungen wie R'n'B, Rock'n'Roll und Hip-Hop.

Die Handlung reicht von der Firmengründung 1950 bis zum Verkauf 1969. In dieser Zeit machte das Label einen raketenhaften Aufstieg und einen kometenhaften Fall durch. Obwohl Chess Records den Brüdern Leonard und Phil Chess gehörte, tritt Leonard Chess, gespielt von Adrien Brody, in den Vordergrund. Er begann seine Karriere als Besitzer eines kleinen Clubs und verstand es ebenso gut neue Musiker für seine Firma anzuwerben, wie er es auch verstand Radio-DJs zu schmieren, die die Musik seines Labels spielten und damit Chess Records und seine Künstler reich und berühmt machten. Das Label hatte Künstler wie Muddy Waters, Little Walter und Etta James unter Vertrag. Der Filmtitel bezieht sich auf die Marotte des Chefs jedem seiner Künstler, der einen Nummer-1-Hit schaffte, einen Cadillac zu schenken.

Wenn man dem Film Glauben schenkt, dann hat sich im Musikbusiness nicht viel geändert. Bereits damals, als es noch Schallplatten gab, kamen nicht alle Künstler mit ihrem Erfolg gleich gut zurecht. Während einige geerdet blieben, schwebten andere in höheren Sphären, die sie nicht zuletzt Alkohol und Drogen zu verdanken hatten. Es gab Groupies, Seitensprünge und uneheliche Kinder. Die Künstler untereinander waren sich nicht immer grün. Wiederholt kam es zu offener Rivalität (im Tonstudio). Zudem machte den farbigen Künstlern der Rassismus zu schaffen. So gab es beispielsweise Konzerte, bei denen schwarze und weiße Zuschauer getrennt waren. Und wenn weiße Fans zu den farbigen Musikern auf die Bühne stürmten, dann schritt die Polizei ein.

Kritik

"Cadillac Records" ist aufgezogen wie ein Spielfilm. Der Zuschauer ist stets der unsichtbare Dritte im Raum und Beobachter des Geschehens. Die Geschichte wird in Sprüngen erzählt, was nicht zuletzt an der Fülle des Materials liegt. Den Schwerpunkt bildet über weite Strecken Musik. Nicht wie meist üblich als Untermalung, sondern als Hauptsache. Aus diesem, wie auch dem folgenden Grund, kommt die Spielfilmhandlung zu kurz.

Das zugrundeliegende Konzept ist eher ein Drehbuch für eine Dokumentation, als für einen Spielfilm. Wie bei Dokumentarfilmen üblich, bewahrt der Film stets eine Distanz zum Geschehen. Stellt nicht die Ausarbeitung der behandelten Figuren und die Interpretation ihres Handelns in den Vordergrund, sondern arbeitet die wichtigsten Stationen des Themas ab. Das ist einem naturalistisch angelegten Film abträglich, weil auch der Zuschauer auf Distanz gehalten wird. Denn das Seelenleben der Figuren, wie auch Problemstellungen und Konflikte werden nur angeschnitten und gestreift.

Auch die Zeichnung der Figuren fällt für einen Spielfilm zu vage aus. So bleibt beispielsweise unklar, ob Leonard Chess die Musik und seine Musiker wirklich mochte und sie deshalb förderte oder einfach nur als Geschäftsmann den richtigen Riecher hatte? Außerdem hätte mich interessiert, wie er als Weißer, der ja von farbigen Künstlern profitierte, zum Rassismus stand? Im Film steht nur fest, dass Leonard eine zweischneidige Figur war, denn er war zwar ein kumpelhafter Typ, der seine Musiker wie Freunde oder gleichwertige Partner behandelte, was ihn nicht daran hinderte, sie zu übervorteilen. Nach seinem Tod stellte sich heraus, dass er seine Musiker zwar gut bezahlt hatte, aber um einen Teil ihrer Tantiemen betrogen.

Fazit
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass aus dem Drehbuch besser ein Dokumentarfilm als ein Spielfilm geworden wäre. Da hätte es gepasst, dass viel Wert auf die Musik sowie die Vermittlung von Fakten gelegt wird, während die Darstellung von Persönlichkeiten in den Hintergrund tritt. So ist "Cadillac Records" eine stilsichere und gleichzeitig emotional flache Zeitreise geworden, die nicht wirklich zu fesseln vermag, trotz der fantastischen Musik.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 109
Genre: BiografieDramaMusik
Verleih: Sony Pictures
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 23.04.2009
Heimkino: 01.10.2009

Regie: Darnell Martin
Drehbuch: Darnell Martin

Schauspieler: Adrien Brody (Leonard Chess) • Jeffrey Wright (Muddy Waters) • Gabrielle Union (Geneva Wade) • Columbus Short (Little Walter) • Cedric the Entertainer (Willie Dixon) • Emmanuelle Chriqui (Revetta Chess) • Eamonn Walker (Howlin' Wolf) • Mos Def (Chuck Berry) • Beyoncé Knowles (Etta James)

Produktion: Andrew Lack • Sofia Sondervan
Szenenbild: Linda Burton
Kostümbild: Johnetta Boone
Maskenbild: Marjorie Durand
Kamera: Anastas Michos
Musik: Terence Blanchard
Schnitt: Peter C. Frank

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Bild: Sony Pictures

1 customer review

befriedigend
23.04.09
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