Der Schatten von Caravaggio

Kinoplakat Der Schatten von Caravaggio

Ein begnadeter Künstler zu sein, bedeutet nicht, mit einem Freibrief zu leben. Das allzu freizügige Leben des Meisters ruft nicht nur Neider und Moralapostel auf den Plan. Das Drama lässt beide Seiten zu Wort kommen.

Ist die Gesellschaft bereit, die Leidenschaften eines Künstlers zu tolerieren, wenn der sie nicht nur als Kunst, sondern auch im Privaten auslebt? Der Papst hat die undankbare Aufgabe übernommen, über Michelangelo Merisi zu urteilen. Ist Merisi ein Mörder oder hat er in Notwehr gehandelt? Der Papst wünscht eine diskrete Ermittlung und beauftragt Ombra den Fall zu untersuchen und ein Urteil zu fällen. Ombra, der Caravaggio wie ein Schatten folgen wird, ist allerdings voreingenommen und erreicht seine Zeugenaussagen auch unter Folter. Derweil hält der Film Rückschau auf das Leben und das Werk von Michelangelo Merisi, der auch als Caravaggio bekannt ist.

Kritik

Das biografische Drama lässt Wegbegleiter und Zeitzeugen beiderlei Geschlechts zu Wort kommen. Es wird über den Künstler berichtet, der zudem auch persönlich auftritt. Caravaggio ist zweifelsohne überaus begabt, doch sein Lebenswandel und seine Vorliebe am Rande der Gesellschaft lebende Personen als Heilige zu verewigen missfallen. Während einige Kirchenvertreter seine Werke als große Kunst verehren, würden andere Kirchenmänner sowie konkurrierende Maler ihn am liebsten in der Hölle brennen sehen. Caravaggio kämpft jedoch nicht nur gegen Neider und Widersacher.

Inszeniert wurde das Drama als naturalistisches Kammerspiel. Selten verlässt die Kamera die von Kerzen ausgeleuchteten Räume, die im besten Fall wie ein Gemälde eingerichtet sind. Die Personen sprechen wie im Theater, in den Rededuellen erfolgen die Schlagabtäusche leider meist zu schnell, wodurch sie künstlich klingen. Gelungen ist an der Dramaturgie, dass das Grundthema Anklage und Verteidigung lautet, das bedauerlicherweise erst gegen Ende des Films so richtig packt. Bis dahin wird dem Film der eigene Anspruch zum Problem. Einerseits möchte die Handlung intellektuelles Publikum ansprechen, thematisiert die Sichtweisen des Künstlers, springt in den Kapiteln und erzählt nicht chronologisch. Allerdings hat der Anspruch Grenzen, eine detaillierte Deutung der Gemälde bleibt die Ausnahme. Was schade ist. Neben Kunstinteressierten soll eine breite Zielgruppe am Geschehen Gefallen finden, wozu es etwa die angeprangerte Fleischeslust zeigt. Zudem schwingt der Eindruck mit, dass es möglichst bunt zugehen soll und so, wie sich die breite Masse das Leben im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert vorstellt.

Die Hauptrollen überzeugen nur bedingt. Sie sind, wie alle Rollen des Films, nach Typ besetzt. Der eckige, schlanke Louis Garrel als Ombra und der kleinere, rundliche Riccardo Scamarcio als Caravaggio bilden bereits optisch Gegensätze. Garrels Spiel fehlt es an Bandbreite. Scamarcio nimmt den Kritiker nicht für sich ein und er reißt nicht mit. Es fällt schwer zu glauben, dass ihm Frauen und Männer gleichermaßen und in großer Zahl verfallen. Isabelle Huppert als Costanza Sforza Colonna überrascht mit ihrem ungekünstelten Spiel. Insgesamt bleiben die Figuren, den naturalistischen Kulissen zum Trotz, künstlich.

Fazit
Etwas weniger eigener Anspruch hätte dem ambitionierten Werk wohl gutgetan. So steht zu vermuten, dass es weder ein breites Publikum noch Kunstinteressierte besonders anspricht. Der Stil weiß zu gefallen, erinnert an "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" erreicht jedoch dessen Qualität der Bildsprache nicht.

Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Original Filmtitel: L'ombra di Caravaggio
Land: FrankreichItalien
Jahr: 2022
Laufzeit ca.: 119
Genre: BiografieDramaHistorie

Verleih: Wild Bunch
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 12.10.2023

Regie: Michele Placido
Drehbuch: Sandro Petraglia • Michele Placido • Fidel Signorile

Schauspieler: Riccardo Scamarcio (Caravaggio) • Louis Garrel (Ombra) • Isabelle Huppert (Costanza Sforza Colonna) • Micaela Ramazzotti (Lena Antonietti) • Tedua (Cecco) • Vinicio Marchioni (Giovanni Baglione) • Lolita Chammah (Anna Bianchini) • Moni Ovadia (Filippo Neri) • Brenno Placido (Ranuccio) • Lorenzo Lavia (Orazio Gentileschi) • Gianluca Gobbi (Scipione Borghese) • Gianfranco Gallo (Giordano Bruno)

Produktion: Federica Vincenti
Szenenbild: Tonino Zera
Kostümbild: Carlo Poggioli
Maskenbild: Diego Avolio • Manuela Caredda • Aurora Gambelli • Luigi Rocchetti • Francesco Scaramella • Mauro Tagliaventi • Laura Tonello
Kamera: Michele D'Attanasio
Musik: Umberto Iervolino • Federica Vincenti
Schnitt: Consuelo Catucci

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Bild: Wild Bunch

1 customer review

Befriedigend
10.10.23
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