2:37

Kinoplakat 2:37

Ein Gymnasium in Australien. Genau um 2:37 Uhr sickert unter der Tür einer verschlossenen Toilette eine dicke Blutlache hervor. Die entsetzen Schüler und Lehrer haben jeder eine andere Vermutung, wer sich da eingeschlossen haben könnte.

Der Film "2:37" ist das Debüt des australischen Regie-Neulings Murali K. Thalluri. Der 20jährige, der selbst den Selbstmord eines guten Freundes miterleben musste, zeichnet auch für Drehbuch und Produktion verantwortlich. Ein Gymnasium in Australien. Für sieben Kids beginnt der übliche Schultag, doch nur sechs werden den Abend dieses Tages erleben. Entsetzte Schüler und Lehrer hämmern um "2:37" gegen eine verschlossene Toilettentür, unter der eine dicke Blutlache herausquillt. Jeder von ihnen hat eine andere Vermutung, von wem dieses Blut stammen könnte, wer hinter dieser Tür liegen könnte. Als der Hausmeister endlich den Schlüssel bringt und aufschließt, starren alle fassungslos auf das, was sich dahinter verbirgt.

Rückblende zum Morgen. Aus allen Richtungen strömen die Kids in Richtung Schule. So auch die bildhübsche Melody (einfach toll: Teresa Palmer, bekannt aus "Wolf Creek" und "The Grudge 2") und ihr Bruder Marcus (geglücktes Debüt: Frank Sweet). Melody ist unglücklich. Das freundliche, intelligente Mädchen wird vom Vater ständig zurückgewiesen. Für ihn zählt nur sein Sohn Marcus. Und Marcus bewundert seinen Vater, den erfolgreichen Rechtsanwalt. So erfolgreich will er auch werden, mit einem coolen Büro und einem tollen Gehalt. Marcus ist ein Streber, den die anderen nicht mögen. Außer Kelly (absolutes Talent: Clementine Mellor). Das hübsche, aber etwas unscheinbare Mädchen nimmt mit Marcus am Musikkurs teil und versucht immer wieder mit ihm Freundschaft zu schließen. Aber Marcus ignoriert sie mehr oder weniger, und lässt sie einfach stehen.

Dann ist da Sean (gelungenes Debüt: Joel Mackenzie) mit der Wollmütze und den schwarzen Locken. Sean hat sich kürzlich als schwul geoutet, und leidet jetzt unter dem Spott und Hohn seiner Mitschüler. Sie lassen keine Gelegenheit aus, sich über ihn lustig zu machen und ihn zu beleidigen. Sean trägt es äußerlich mit Fassung, aber innerlich kocht es in ihm und er ist ziemlich verzweifelt. Der attraktive Luke (hervorragendes Debüt: Sam Harris) ist die Sportskanone der Schule und wird von allen Mädchen angebetet. Er hat nur ein Berufsziel: Fußballer werden. Und zwar ein berühmter. Der Schönling mit dem tollen Körper und den schlechten Noten - "welcher Fußballer muss schon was von Mathe oder Shakespeare wissen" - hat allerdings ein Geheimnis, das seinem Image als Schul-Macho gehörig schaden könnte: Er ist auch schwul, würde das aber niemals zugeben.

Die hübsche Sarah (in ihrer ersten Rolle: Marni Spillane) weiß davon natürlich nichts. Sie ist über beide Ohren in Luke verliebt und versucht ständig mit ihm zu knutschen. Oder auch noch mehr. Denn Sarah hat keine besonderen Berufswünsche, sie will eigentlich nur heiraten. Am besten Luke, und das möglichst sofort nach dem Schulabschluss. "Uneven" Steven (unglaublich überzeugend: Charles Baird) ist der Außenseiter der Schule. Der groß gewachsene junge Mann mit der Brille stammt aus England und ist erst seit kurzem in dieser Schule. Seinen Spitznamen "Uneven - Ungleich" hat er, weil seine Beine verschieden lang sind und er deshalb humpelt. Außerdem hat er eine Blasenbehinderung und kann seinen Harndrang nicht kontrollieren. Zuhause in England wusste jeder über seine gesundheitlichen Probleme Bescheid, und keiner sprach darüber oder machte sich darüber lustig. Aber hier! Steven wird ständig verspottet, weil er sich immer wieder in die Hose macht: "Hey, sollen wir den Installateur holen?" Steven versucht es mit Fassung zu tragen, hat immer eine zweite Hose und Unterhose dabei, aber manchmal passiert es halt öfter als nur einmal. Und Steven wartet eigentlich nur darauf, dass das Schuljahr endlich zu Ende ist und keiner ihn mehr hänselt. Im Laufe des Vormittags prallen alle diese Kids irgendwann zusammen und es wird klar, das praktisch jeder der Sieben um "2:37" in einer Blutlache hinter der verschlossenen Toilettentür liegen könnte.

Kritik

Der Film "2:37" von Murali K. Thalluri ist wie ein unverhoffter Schlag in die Magengrube. Die Geschichte beginnt ganz harmlos. Sieben Teenager in der Schule, wobei jeder von ihnen in regelmäßig dazwischengeschnittenen Schwarz-Weiß-Interviews über sein Leben, seine Wünsche und Träume spricht. So erfährt man einiges über die Hauptcharaktere. Aber erst spät wird klar, warum Melody ständig die Tränen runterlaufen: Sie hat Angst, schwanger zu sein. Doch wer ist der Vater? Sarah hängt sich wie eine Klette an Luke, aber den wahren Grund, warum er immer irgendwie desinteressiert wirkt, kennt sie natürlich nicht. Aber Steven erfährt ihn durch Zufall, weil er ein Gespräch zwischen Sean und Luke mithört. Das wiederum bekommt Luke mit und verpasst Steven eine blutige Nase. Sean, der unsterblich in Luke verliebt ist, flippt fast aus, als Luke ihn aus Angst vor seinen eigenen Gefühlen brutal wegstößt. Melody macht auf dem Klo einen Schwangerschaftstest und Sarah sieht das Ergebnis. Jetzt führt sie Lukes abweisendes Gebaren natürlich darauf zurück, dass Luke was mit Melody hatte. Also lässt sie durch eine Freundin Marcus mitteilen, dass seine Schwester schwanger ist. Daraufhin flippt Marcus fast aus und beschimpft seine Schwester wütend, denn er weiß genau, wer der Vater ist - und das ist nicht Luke. Und dazwischen steht die liebe, nette Kelly, die immer freundlich zu allen ist, immer hilfsbereit, und wie ein kleines Hündchen um Zuneigung und Aufmerksamkeit bettelt, und die sogar vom Außenseiter Steven einfach stehen gelassen wird.

Eine schreckliche Geschichte, eine zu Herzen gehende Story, und eine Begebenheit, die in ihrer Realitätsnähe jederzeit und überall an jeder Schule passieren kann. Vielleicht liegt es am Alter des jungen Regisseurs und Drehbuchautors, dass er den Ton der Kids so voll getroffen hat. Dass in dem Film "2:37" jede Regung, jede Reaktion, jeder Gefühlsausbruch stimmt. Da ist nichts gekünstelt nach dem Motto, da klingt alles voll echt. Was die ganz ausgezeichneten Hauptdarsteller zeigen, ist derartig realistisch, dass es in seiner schrecklichen Konsequenz manchmal schon fast an einen Dokumentarfilm erinnert.

Fazit
Der Film "2:37" ist ein faszinierendes Film-Erlebnis, wie man es selten sieht. Ergreifend und berührend, voller Angst und Brutalität, voller Spott und Hohn und eigentlich ohne große Hoffnung oder Mitgefühl. Denn die abschließenden Interviews zeigen: Viel gelernt haben die Kids aus dem Selbstmord nicht. Trotzdem und vielleicht sogar deswegen rentiert es sich, dieses ungewöhnliche und nachdenkliche Debüt anzusehen.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 80 %


Original Filmtitel: 2:37 - Two Thirty Seven
Land: Australien
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 95
Genre: Drama
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Central Film
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 19.07.2007
Heimkino: 07.01.2008

Regie: Murali K. Thalluri
Drehbuch: Murali K. Thalluri

Schauspieler: Teresa Palmer (Melody) • Frank Sweet (Marcus) • Sam Harris (Luke) • Charles Baird ('Uneven' Steven) • Joel Mackenzie (Sean) • Marni Russo (Sarah) • Clementine Mellor (Kelly) • Sarah Hudson (Julz) • Gary Sweet (Mr. Darcy) • Amy Schapel (Lacey) • Xavier Samuel (Theo) • Chris Olver (Tom)

Produktion: Kent Smith • Murali K. Thalluri • Nick Matthews
Szenenbild: Jeni Lee
Maskenbild: Penny Armstrong
Kamera: Nick Matthews • Louis Puli
Musik: Mark Tschanz
Schnitt: Dale Roberts • Murali K. Thalluri • Nick Matthews

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Bild: Central Film

1 customer review

gut
19.07.07
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