8 Sekunden

Kinoplakat 8 Sekunden

Die Kurzbiografie einer Frau mit lebhaften Träumen und einer Ader für Esoterik. Die Selbstfindung ist in Mode. In den Regalen der Buchhandlungen findet der geneigte Leser Literatur über (esoterische) Selbsterfahrungen am laufenden Meter. Einige Autoren sind so mitteilsam, dass sie sogar ihre Selbstdarstellung mit den Lesern teilen - was sie mit dem Film gemein haben. Der ist formal eine Biografie, die bei näherer Betrachtung auch eine Selbstvermarktung ist.

"8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit" beginnt mit Allgemeinplätzen, setzt die Umlaufbahnen von Himmelskörpern in Bezug zueinander und weist darauf hin, dass das menschliche Leben nach Maßstäben der Sonne gemessen 8 Sekunden dauert. Das klingt so lange beeindruckend, bis man den Sinn hinterfragt. Ich kann in Sekundenbruchteilen eine Erkenntnis haben, die mein Leben verändert. Somit ist Zeit relativ. Doch so weit geht der Film nicht. Er kratzt nur an der Oberfläche.

Die Handlung bietet wenig Aussage und ist handwerklich schlecht umgesetzt. So gibt es zwei Genrewechsel und das Fazit des Ganzen ist nebulös. Der anfängliche Spielfilmteil zeigt das Leben der Hauptdarstellerin von geschätzten 6 Jahren bis zur Volljährigkeit. Esra Inal ist ein türkisches Mädchen, das in einer Familie in Berlin aufwächst, und sehr intensiv träumt. Bunte Träume, die jedoch keine Albträume sind. Dieser Teil trägt Züge, die als emanzipatorisch gesehen werden können.

Nach einem Zeitsprung ist Esra herangewachsen. Sie trifft heimlich einen Mann, den sie später heiraten wird. Wobei sein Verhalten ihr dann nicht mehr behagt. Sie hinterfragt ihre Partnerwahl jedoch nicht. Es folgt eine zweite Partnerschaft, die ebenfalls unglücklich endet und die Träume werden zu Albträumen. Trotzdem sucht Esra nicht nach Lösungen, sondern terrorisiert ihre Umwelt. Und sie beginnt mich mit ihrer Überspanntheit zu nerven. Formal ist aus dem Spielfilm ein Beziehungsfilm geworden, der nun in eine Sinnsuche mündet.

In den letzten Minuten schlägt das Genre nochmals um. Esra entdeckt die Esoterik als Weg. Das Fazit, das der Film dann zieht, ist weniger als der Umschlagtext auf vielen esoterischen Büchern. Ich zitiere aus dem Presseheft. Esra Inal gibt Seminare, die "den Menschen helfen, sich völlig frei auszudrücken sowie sich auf Toleranz, Selbstannahme und Vergebung zu konzentrieren." Das sind Werte, denen ich vollends zustimme. Allerdings zeigt der Film nicht auf, wie man sich das erarbeiten kann, sondern den Werdegang der Hauptdarstellerin, die sich selbst spielt, bis zum Wendepunkt.

Abgesehen von den Genrewechseln empfinde ich weitere Punkte als schwierig. Die Dialoge sind schlecht geschrieben und die Synchronisation klingt lieblos. Handlungssprünge sind teils künstlerisch begründet, teils ungelenk gesetzt. Viele Szenen enden, ohne die Situation auf den Punkt gebracht zu haben. Ein Beispiel: Esra träumt, dass ihre Mutter bewusstlos in der Wohnung liegt. Am folgenden Tag erlebt sie die Situation in der Realität. Was der Mutter widerfahren ist, erfährt der Zuschauer nicht. Zudem bleiben die Beziehungen der Personen untereinander ungeklärt.

Fazit
Der Film "8 Sekunden - Ein Augenblick Unendlichkeit" transportiert für mich keine fassbare Aussage. Die Vermischung der Themen Träume, Hellsicht und Astralwanderungen ist nicht gelungen. Handwerklich ist er holperig umgesetzt, die Darsteller bleiben blass.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Weiterer Titel: 8 Sekunden - Ein Augenblick Unendlichkeit
Land: DeutschlandTürkei
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 92
Genre: Spielfilm
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 29.10.2015
Heimkino: 19.05.2016

Regie: Ömer Faruk Sorak
Drehbuch: Esra İnal • Nuran Evren Şit

Schauspieler: Esra İnal • Fahri Yardim (Mo) • Firat Çelik (Tayfun) • Mehmet Kurtuluş (Sami) • Salih Kalyon • Sema Poyraz • Şiir Eloğlu • Ceylin Adiyaman • Leonie Benesch • Axel Stein • Devrim Yakut • Demet Gül • İlknur Boyraz • Marleen Payende Atay • Constantin von Jascheroff • Masha Tokareva • Ralph Herforth • Beyti Engin • Don Miguel Ruiz • Yilmaz Erdoğan • Grit Boettcher

Produktion: Ipek Sorak • Necati Akpinar • Taha Altayli
Szenenbild: Deniz Göktürk Kobanbay
Kamera: Emmanuel Kadosh
Ton: Hasan Baran
Musik: Gustavo Farias
Schnitt: Levent Çelebi A.K.A Lewq • Erdinç Çözen

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

befriedigend
29.10.15
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