Phantomschmerz

Kinoplakat Phantomschmerz

Til Schweiger geht auf Selbsterfahrung. Zunächst spielt er einen Mann, der in den Tag hineinlebt und sich nur um Dinge kümmert, die Spaß machen. Doch dann zwingt ihn ein Unfall zum Umdenken, denn ihn quält nicht nur der Phantomschmerz.

Marc (Til Schweiger) ist zwar alt genug, um erwachsen zu sein, doch Verantwortung und Zuverlässigkeit sind böse Fremdworte für ihn, die er gar nicht gerne hört. Er macht im Leben das, was Spaß macht: Mit dem Rennrad fahren, Frauen abschleppen, Geschichten erzählen und von schnellen Autos träumen. Seiner Ex-Frau und auch seiner Tochter macht Marcs Verhalten schwer zu schaffen. Bei seinem Job im Fahrradgeschäft lernt er Nika (Jana Pallaske) kennen. Sie schlafen miteinander und Nika entdeckt am Morgen danach Marcs Reiseberichte. Sie ist überzeugt von Marcs Schreibtalent, vereinbart sogar einen Termin mit einem Agenten - doch Marc lässt den Termin platzen. Er lässt sich weiterhin treiben, verliert den nächsten Job. Auch als er eines Nachts angefahren wird und bei dem Unfall sein linkes Bein zerquetscht wird und amputiert werden muss, ändert sich für Marc zunächst wenig. Nichts kann ihn davon abhalten, so weiterzumachen wie bisher. Erst in der Neujahrsnacht, als ihn mal wieder der Phantomschmerz überkommt, wird ihm klar, dass er dabei ist, dieselben Fehler zu begehen, die er seinem Vater nie verziehen hat. Er entschließt sich, seine Geschichte aufzuschreiben und endlich seinen größten Traum zu leben: Mit dem Rennrad Col du Tourmalet zu bezwingen.

Kritik

"Phantomschmerz" setzt auf ein klassisches Motiv. Der Hauptdarsteller durchlebt ein einschneidendes Erlebnis und ändert sich daraufhin. Zu erwarten stünde demnach, dass zunächst die Vorgeschichte erzählt wird und nach der Wendung die Überraschung folgt. Anfangs scheint die Handlung diesem Muster zu folgen. Til Schweiger als Marc schreibt auf ein Foto den Satz "Dies ist meine Geschichte ..." Das klingt vielversprechend. Es folgt eine lange Rückblende, die Marcs Leben zeigt: Einen Mann, der in der Pubertät stecken geblieben ist und mehr über das Leben seines Vaters nachdenkt, als das eigene Leben anzugehen. Es folgen Marcs Abenteuer, Unfall plus Amputation und wieder sitzt Marc da und schreibt den Satz auf ein Foto, bricht nach den französischen Pyrenäen auf und der Film endet mit dem Eindruck, dass nur die Hälfte erzählt ist. Aus meiner Sicht bleibt es bei einer vordergründig erzählten Vorgeschichte, der die Tiefe fehlt. Es wird beispielsweise nicht klar, weshalb Marc nicht das eigene Leben reflektiert. Sieht er sich als Opfer seiner Eltern und Kindheit?

Des Weiteren tut sich die Handlung mit Gefühlen schwer. Mit der Darstellung wie auch mit der Auseinandersetzung. Das Drehbuch bleibt ein Gedanken-Konstrukt. Die Beziehungen der Personen untereinander werden weder ausgelotet noch erklärt. Worin wurzelt die Freundschaft zwischen dem verantwortungslosen Marc und dem finanziell erfolgreichen Alexander? Statt Dinge zu ergründen, bleibt es bei dem Aufzeigen von Naheliegendem. Nika und Marc stellen fest, dass sie beide die Geschichte "Des kleinen Prinzen" mögen. Marc auch deshalb, weil Antoine de Saint-Exupéry einen Doppeldecker flog. Folglich lassen beide kurz darauf Modell-Flugzeug-Doppeldecker fliegen. Derart bleibt es bei Ansätzen und Andeutungen. Jedoch ist unklar, was die wesentlich jüngere Nika von Marc eigentlich will? Das schriftstellerische Talent, das der Film ihm andichtet, kann es nicht sein, denn es siedelt auf belanglosem Niveau. Am guten Aussehen dürfte es auch nicht liegen, weil Til Schweiger als Tagträumer alles andere als anziehend aussieht. Eine Ausstrahlung kann ich nicht erkennen. Erst nach der Wendung, wenn Til Schweiger sich selbst spielt, macht er einen halbwegs anziehenden Eindruck.

Zu den Schwächen des Drehbuchs kommen die Schwächen bei den darstellerischen Leistungen. Unabhängig davon, ob der Regisseur die Darsteller nicht fordert oder ihr Talent sie einschränkt. Jana Pallaske zeigt kaum etwas von sich. In emotionalen Szenen grinst sie undefinierbar. Til Schweiger kann sich selbst spielen. Das geht in Ordnung. Doch weshalb nimmt er Rollen an, die Charakterschauspiel fordern?

Fazit
Der Film "Phantomschmerz" ist nett gedacht, aber in Ansätzen stecken geblieben. Eingefangen ist das Geschehen in Bildern, die TV-Qualität erreichen. So kommt es zu dem unglücklichen Umstand, dass ein unausgegorenes Drehbuch schwach umgesetzt und gespielt ist, die Darsteller nicht überzeugen und auch die handwerklichen Aspekte nur durchschnittlich ausfallen. Matthias Emcke ist nicht der Erste, der sich dabei verhebt, bei seinem ersten Langfilm das Drehbuch zu schreiben und Regie zu führen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Land: Deutschland
Jahr: 2008
Laufzeit ca.: 97
Genre: RomantikSpielfilm
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 30.04.2009
Heimkino: 06.11.2009

Regie: Matthias Emcke
Drehbuch: Matthias Emcke

Schauspieler: Til Schweiger (Marc Sumner) • Jana Pallaske (Nika) • Stipe Erceg (Alexander) • Luna Schweiger (Sarah) • Alwara Höfels (Barmädchen) • Ellenie Salvo González (Dunkelhaarige Affäre) • Carina Wiese (Exfrau von Marc) • Gode Bendix (Vorarbeiter) • Julia Brendler (Anna) • Kida Khodr Ramadan (Deepak) • Hans-Heinrich Hardt (Chef Fahrradladen) • Richard Sammel (Chefarzt) • Stephan Bieker (Krankenpfleger) • Milena Arnold (Alexanders Tochter Emilia) • Ralf Dittrich (Orthopäde Dr. Speicher)

Produktion: Henning Ferber • Marcus Welke • Sebastian Zühr
Szenenbild: Ralf Küfner
Kostümbild: Beate Scheel
Maskenbild: Henny Zimmer
Kamera: Ngo The Chau
Ton: Stefan Soltau • Patrick Veigel
Musik: Martin Todsharow
Schnitt: Martina Matuschewski

Anzeige

Kinoplakat Phantomschmerz Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Warner Bros.

Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.