All is lost

Kinoplakat All is lost

Ein Mann kämpft im Indischen Ozean ums Überleben. Das Spannungsfeld zwischen Alterswerk und Selbstinszenierung ist groß. Robert Redford überspannt den Bogen mit seinem komplett auf ihn fixierten Film. Die Beschränkung der Kulisse auf Segelboot und Rettungsinsel sowie der Verzicht auf Sprache sind eine Herausforderung für den Zuschauer.

Im Theater gibt es sehenswerte Stücke, die von lediglich einer Person gespielt werden. Nicht selten tritt dabei der Schauspieler / die Schauspielerin mit dem Zuschauer in Kontakt und löst die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum auf - etwa indem rhetorische Fragen gestellt werden. Im Kino ist die Gewichtung anders. Die Kamera erzeugt eine (meist naturalistische) Nähe.

Weiterhin lebt Schauspiel davon, dass Schauspieler für ihr Publikum spielen. Ihr Ausdruck umfasst für gewöhnlich ein breites Repertoire der menschlichen Ausdrucksweisen. Im Fall von "All is lost" wird allerdings auf die Sprache fast gänzlich verzichtet. Mehr noch: Dem Darsteller rostet sogar die Stimme ein. Und im Gegensatz zum klassischen Schauspiel spielt er nicht für den Zuschauer, sondern er lässt sich beobachten bei dem, was er tut. Redford verkörpert einen Mann, der nur andeutet - etwa indem er ein Geschenk auspackt; doch das Seelenleben bleibt ein Buch mit sieben Siegeln. So transportiert der Film, der vom Überlebenskampf eines Mannes handelt, den Eindruck, dass sich Robert Redford vor laufender Kamera beweist, dies oder das noch zu können. Ob er dem Kinogänger damit einen Gefallen tut, ist fraglich.

Ich beantworte diese Frage mit einem klaren Nein, denn der Film zeigt kaum mehr, als eine Selbstdarstellung um der Selbstdarstellung willen. Die Bühne bildet ein leckgeschlagenes Einhandsegelboot, verloren in den Weiten des Meeres. Darauf der aufrechte Amerikaner, zäh wie Leder, der das leckgeschlagene Boot flickt, das Funkgerät repariert und das Segel. Der durchhält. Unter Deck geht, die Deckluke schließt. Wieder an Deck geht, montiert, fummelt, sucht, überlebt. Wieder unter Deck geht und wieder die Deckluke schließt. Ja, das hatten wir schon. Und trotzdem wiederholt der Film den Füllstoff, um auf seine Lauflänge zu kommen. Zudem fängt er die Schönheit der Unterwasserwelt ein. Was weniger mit dem Überlebenskampf zu tun hat, sondern vielmehr das Ganze streckt.

Wer gerne deutet, kann aus dem Film Gesellschaftskritik herauslesen, weil das Segelboot mit einem verlorenen Schiffscontainer kollidiert, der Schuhe ausspuckt. Das kann billige Ware aus Fernost sein, die jetzt einen Mann in Todesgefahr bringt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %


Land: USA
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 106
Genre: Drama
Verleih: Universum Film
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 09.01.2014
Heimkino: 23.05.2014

Regie: J.C. Chandor
Drehbuch: J.C. Chandor

Schauspieler: Robert Redford

Produktion: Neal Dodson • Anna Gerb • Teddy Schwarzman • Justin Nappi
Szenenbild: John P. Goldsmith
Kostümbild: Van Broughton Ramsey
Kamera: Frank G. DeMarco
Musik: Alex Ebert
Schnitt: Pete Beaudreau

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Bild: Universum Film

1 customer review

befriedigend
09.01.14
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