Alles steht Kopf

Kinoplakat Alles steht Kopf

Wer schon immer wissen wollte, wie die menschlichen Emotionen arbeiten, bekommt einen Einblick in den Alltag der Schaltzentrale. Ein buntes Treiben, wenn fünf Emotionen darum streiten, wer gerade am Drücker ist.

Gleich nach der Geburt der kleinen Riley entsteht in ihrem Kopf die Emotion Freude. Doch Freude ist nur wenige Augenblicke allein. Es folgen Wut, Angst, Kummer und Ekel. Jede dieser Emotionen hat ihre Existenzberechtigung. Wut kann Durchsetzungskraft sein. Ekel vor Vergiftungen etwa durch Lebensmittel schützen. Und die Angst kann von Waghalsigkeiten abhalten. Nur bei Kummer ist sich Freude sicher, dass wahrscheinlich niemand Kummer braucht. Und so setzt sie alles daran, jeden Tag in Freude enden zu lassen inklusive der entsprechenden Erinnerung daran. Diese rollen als Kugeln durch das Hauptquartier, in dem die Emotionen arbeiten, und werden dann im Langzeitgedächtnis archiviert.

Insbesondere haben es Freude die Kernerinnerungen angetan. Und im Streit mit Kummer, die fast eine der Kernerinnerungen in Kummer verwandelt, passiert das Malheur. Die zwei Emotionen werden eingesaugt und landen im Langzeitgedächtnis. Natürlich wollen die Zwei schnellstens zurück ins Hauptquartier – doch das wird eine abenteuerliche Reise.

Kritik

Beim Sehen empfinde ich eine der Emotionen, die der Film ausspart: Zweifel. Zweifel daran, ob ich mit dem Drehbuch übereinstimme und ob ich "Alles steht Kopf" als familientauglich einschätze? Die erste Frage kann ich mit Nein beantworten, die zweite mit Jein. Hinsichtlich der Familientauglichkeit hat Pixar einiges getan, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Die Emotionen sind leicht zu verstehen, denn sie verkörpern je eine Charaktereigenschaft, die ihr Äußeres prägt. Freude etwa sieht aus wie eine typische Disney-Fee oder ein esoterisches Elementarwesen. Und auch die Personen der Handlung sind in einfache Schemata einzuordnen. Riley ist ein 11 Jahre altes Mädchen mit anspruchsarmen Problemen. Ihre Eltern sind eindimensionale Figuren und spielen Nebenrollen. Der Humor versucht oft zwei Ansprüchen gerecht zu werden. Szenisch für Kinder lustig zu sein und gleichzeitig etwas zu bieten, das Verständnis voraussetzt.

Und selbst der Kern der Handlung ist simpel: Zwei Emotionen reisen durch die Psyche eines kleinen Mädchens. Sie starten im Langzeitgedächtnis, das aus riesigen Regalen voller Murmeln besteht. Dort wird aus dem Duo vorübergehend ein Trio. Bing Bong, ein imaginärer Freund aus Kindertagen, der an einen rosa Elefanten aus Zuckerwatte erinnert, wird Teil des Abenteuers.

Und nun wird das Geschehen komplex, denn es führt ins Unterbewusstsein, die Fantasie, das abstrakte Denken und sogar in ein Filmstudio, welches die nächtlichen Träume produziert. Ich bezweifle, dass kleine Kinder die Vielschichtigkeit sowie die Tragweite verstehen. Beispielsweise warum die Figuren plötzlich eindimensional werden? Hinzu kommen die Momente in dunklen Arealen. Dort lagern zum Vergessen aussortierte Erinnerungen wie in einem Kohlenkeller, dessen finstere Bilder kleine Zuschauer verstören können. Bing Bong findet hier sein Ende, weil Riley ihn nicht mehr braucht. Mit der traurigen Szene will "Alles steht Kopf" den Gegenpol zur Heiterkeit schaffen, damit das Heitere im Vergleich wieder stärker wirkt. Allerdings geraten die Momente schon arg düster.

Im Film geht es wieder lichter weiter und die kunterbunte Reise führt die zwei Emotionen endlich wieder zurück ins Hauptquartier. Hier endet ihr technisch ansprechend umgesetztes Abenteuer, dem es etwas an Humor und Abwechslung mangelt und das Irrtümer transportiert. Emotionen sind nicht die Freunde des Menschen, sondern hindern ihn. Und man ist gut beraten, seine Emotionen zu neutralisieren. Freude hingegen ist keine Emotion, sondern ein Gefühl.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Inside out
Land: USA
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 94
Genre: AnimationFamilieKomödie3D
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Walt Disney
FSK-Freigabe ab: 0 Jahren

Kinostart: 01.10.2015
Heimkino: 11.02.2016

Regie: Pete Docter • Ronnie del Carmen
Drehbuch: Pete Doctor • Josh Cooley • Meg LeFauve

Sprecher: Hans-Joachim Heist (Wut) • Olaf Schubert (Angst) • Bettina Zimmermann (Mom) • Kai Wiesinger (Dad) • Katja von Garnier (Traumregisseurin) • Dietmar Bär (Unterbewusstseins-Wächter Dave) • Klaus J. Behrendt (Unterbewusstseins-Wächter Frank) • Philipp "Phil" Laude (Der Traummann aus Rileys Unterbewusstsein) • Matthias "Tc" Roll (Die Ratte aus Rileys Albträumen)

Produktion: Jonas Rivera • John Lasseter
Musik: Michael Giacchino

Anzeige

Kinoplakat Alles steht Kopf Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

{joomplucat:61 limit=3|columns=3}Bilder: Walt Disney

1 customer review

befriedigend
01.10.15
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.