American Beauty

Kinoplakat American Beauty

American Beauty möchte den Traum vom "American way of life" als Farce entlarven. Lester, der seinen Job hasst, seine Frau, der der Schein wichtiger ist als das Sein und ihre Tochter, die ihre Eltern zum Erbrechen findet. Am Ende wird er seinen Ausbruchsversuch aus den Lebenslügen mit dem Leben bezahlen.

Sie möchte, dass jemand ihren Vater umbringt, sagt Jane (Thora Birch) in den Camcorder und eröffnet so den Film. Diese Szene wird sich später wiederholen, ausgebaut und in die Handlung eingefügt. Ebenso taucht auch der Blick durch den Camcorder wieder auf; es ist die Art wie Ricky (Wes Bentley) seine Welt am liebsten wahrnimmt: Gefiltert und fern von der Realität.

Aus dem Off lässt Lester (Kevin Spacey) den Zuschauer gleich nach dem Statement seiner Tochter wissen, dass er in knapp einem Jahr sterben wird - was er jetzt selbstverständlich noch nicht weiß. Zwischendurch wird der Film immer mal wieder in die Ich-Perspektive wechseln, etwa wenn Lesters erotische Fantasien beschrieben werden.

Lester und Carolyn (Annette Bening) sind nach außen hin ein Traumpaar. Erfolgreich, attraktiv und ehrgeizig – bis er die Brocken hinschmeißt und die drohende Kündigung am Schopfe packt. Er erpresst seinen Vorgesetzten um eine hübsche Ablöse und wirft sein Leben um. Beginnt Hasch zu rauchen, kauft sich einen Sportwagen und begehrt die beste Freundin seiner Tochter. Seine hysterische, zickige, prüde Frau erlaubt sich keine Schwächen und keine Gefühle - bis Mister King, ein Konkurrent und ausgesprochener Widerling sie knackt. Noch einmal keimt so etwas wie Gefühl in ihr auf, doch kommt für ihre Ehe jede Hilfe zu spät.

Jane, ihre Tochter, kann das alles nicht mehr sehen. Sie kotzen ihre Eltern einfach an. Da kommt Nachbarsjunge Ricky gerade recht. Der hat zwar den Tick ständig alles und jeden zu filmen, doch Jane versteht Ricky. Dessen Eltern, zwei weitere Gestalten aus dem Panoptikum, bilden ein eigenartiges Gespann. Die Mutter, eine Mischung aus religiöser Strenge und Wahn; der Vater ein knallharter Macho der als Cornell bei den Marines arbeitet. Wegen seiner Drogenprobleme hat er Ricky bereits einmal ins Krankenhaus gesteckt. Jetzt wacht er mit Argusaugen über den Jungen und bemerkt doch nicht, was Ricky wirklich treibt. Im Gegenteil: In seinen Wahnvorstellungen glaubt er, sein Sohn verdinge sich als Stricher. Es kommt zum Showdown.

Kritik

Der Film lässt ein Füllhorn an skurrilen Personen auftreten. Janes beste Freundin Angela, die Möchtegern Lolita, die mit ihrem Leben nicht klarkommt und alles andere sein möchte als gewöhnlich. Ricky der die Welt fast nur noch durch den Sucher seines Camcorders erträgt; seine psychopathischen Eltern, deren Wohnung an ein Museum erinnert. Lester und Carolyn deren zerrüttete Ehe nur noch Fassade ist.

Die Schauspieler ziehen alle Register ihres Könnens und Carolynes hysterische Anfälle schwanken zwischen Mitleid heischend und urkomisch. Daneben bleiben Fragen offen. Die Figuren haben, bis auf Ricky, keine Vergangenheit. Die Lebenswege werden nicht erklärt, die Vorgeschichte bleibt ausgespart, was die Zeichnung manchmal etwas flach erscheinen lässt. Wird Lester für seine Fantasien hingerichtet oder stirbt er, weil jemand anders seine unterdrückten Fantasien auf ihn projiziert? Worin begründet sich dieser tiefe Hass, den Jane ihren Eltern entgegenbringt? Fragen, die man nicht unbedingt stellen muss, aber stellen kann. Der Film lässt die Antworten offen. Scheinbar lag es dem Drehbuchautor mehr am Herzen Amerikas saubere Fassade als Klischee zu entlarven, als zu erklären.

Die Handlung will nicht in einen typischen Rahmen passen. Sie ist eine Mischung aus Sozialdrama, Komödie und Krimi. Dabei sind die Lacher für eine Komödie zu dünn gesät; der Spannungsbogen für einen Krimi nicht ausgereizt genug und als Sozialdrama fehlt dem Film die Tiefe. Insgesamt wirken Drehbuch und Film etwas unausgegoren. Manche Szenen hätten noch ein wenig Schliff vertragen können während andere Momente den Nagel voll auf den Kopf treffen und wunderbare Situationskomik bieten.

Fazit
Perfektionisten, die von einem Film viel Zeichnung und feine, leise Zwischentöne erwarten, könnten enttäuscht werden. Wer schwarzen Humor und schrille Typen schätzt, könnte den Film mögen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: USA
Jahr: 1999
Laufzeit ca.: 122
Genre: Komödie
Verleih: United International Pictures
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 20.01.2000
Heimkino: 27.12.2000

Regie: Sam Mendes
Drehbuch: Alan Ball

Schauspieler: Kevin Spacey (Lester) • Annette Bening (Carolyn) • Thora Birch (Jane) • Wes Bentley (Ricky) • Mena Suvari (Angela) • Peter Gallagher (Kane) • Allison Janney (Barbara) • Chris Cooper (Fitts) • Scott Bakula (Jim) • Sam Robards (Jim) • Barry Del Sherman (Brad) • Ara Celi • John Cho • Fort Atkinson • Sue Casey

Produktion: Bruce Cohen • Dan Jinks
Kamera: Conrad L. Hall
Musik: Thomas Newman
Schnitt: Tariq Anwar • Christopher Greenbury

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Bild: United International Pictures

1 customer review

befriedigend
13.08.17
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