In imposanten Bildern wird eine epische Liebesgeschichte erzählt. Von einem Mann und einer Frau, die nicht zueinanderfinden, wie die sprichwörtlichen Königskinder und deren Liebe nicht einmal ein Kuss besiegelt; ein Walzer ist das äußerste, was der Standesunterschied erlaubt. Handlungsort des Kostümfilms ist Siam (heute Thailand) zu Zeit des britischen Empires. Die Liebenden sind Anna Leonowens (Jodie Foster) und der König von Siam (Chow Yun-Fat), der Anna Leonowens als Lehrerin an den Hof holt, um die Kinder und Konkubinen des Hofes auf Englisch unterrichten zu lassen. Wenngleich ihr die Etikette bekannt ist, benimmt sich Anna Leonowens vom ersten Tag an dickköpfig und verstößt gegen fast alle Anstands- und Benimmregeln. Gerade dies scheint das Interesse und die Zuneigung des Königs zu wecken um später in Liebe und Begehren umzuschlagen.
Eigentlich sollte es der Stammesunterschied sein, der die Liebenden trennt, doch gemessen an dem Auftreten von Anna Leonowens, ist dies nur schwer zu glauben. So muss es wohl am König liegen. Nicht nur ihnen bleibt die Liebe verwehrt. Auch einer der vielen Konkubinen ergeht es ähnlich. Sie aber geht für ihre Liebe bis in den Tod, was der Film nutzt, um Anna wieder einmal über die Stränge schlagen zu lassen; doch dieses Mal geht sie zu weit und auch der König kann ihr nicht mehr helfen. Im Gegenteil, der Herrscher selbst verzweifelt an seinem Schicksal und bricht weinend zusammen. Diese Szene mag der Versuch sein ihn möglichst human zu zeichnen. Doch auch im Rahmen des Monumentalen wirkt die Szene künstlich.
Glaubhaft und recht fein gezeichnet ist das Intrigenspiel, welches den König vom Thron stoßen soll. Hier gelingt es Hass und Fanatismus glaubwürdig und spannend darzustellen ohne literweise Blut fließen zu lassen. Im finalen Augenblick wird der König dann – wie sollte es anders sein – von Anna gerettet. Diese Szene schrammt hart an Kitsch und Unglaubwürdigkeit vorbei, aber die Handlung kommt noch mit einem blauen Auge davon.
Man merkt dem Film seinen amerikanischen Ursprung deutlich an. Die gewichtige Handlung, unterlegt mit schmachtender, monumentaler Musik, die sehnsuchtsvolle Liebesgeschichte vom Aschenputtel, welches seinen Prinzen findet aber nicht bekommt. Das alles wurde zu einem runden Film verwoben, der sauber und kitschig, romantisch zugleich ist. Es gibt keine Nacktszenen, kein Gemetzel und dennoch Liebe und Gewalt, Hass und Intrigen. Wohltuend wirkt sich der Verzicht auf plakative Darstellung von Gewalt, Sex und markigen Sprüchen aus.
Die Hauptfiguren agieren so wie Amerikaner sich eine Engländerin des viktorianischen Englands und einen König aus einem fernen Märchenreich vorstellen. Die Handlung wird um die Figur der Anna Leonowens inszeniert. Dies ist stimmig umgesetzt und Jodie Foster trägt den Film, wenngleich die Figur der Anna Leonowens manchmal zu sauber und gütig wirkt.
Es werden wohl nur wenige Zuschauer glauben, der Film spiegele historische Geschehnisse wider, denn dafür tritt die Handschrift Hollywoods zu deutlich zutage. Aber die eindrucksvollen Bilder und die schauspielerischen Leistungen der Darsteller machen diese Scharten wieder wett.
Wer sich einen Abend unterhalten lassen möchte und das große Gefühlskino mit gewaltigen Bildern und sehnsuchtsvoller Romantik schätzt, wird mit "Anna und der König" auf seine Kosten kommen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %
Land: USA
Jahr: 1999
Laufzeit ca.: 148
Genre: Kostüm • Romantik • Spielfilm
Verleih: 20th Century Fox
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 27.01.2000
Heimkino: 01.11.2001
Regie: Andy Tennant
Drehbuch: Steve Meerson • Peter Krikes
Schauspieler: Jodie Foster (Anna Leonowens) • Chow Yun-Fat (König) • Bai Ling (Tuptim) • Tom Felton (Louis Leonowens) • Syed Alwi (Minister) • Randall Duk Kim (General Alak) • Kay Siu Lim (Prinz Chowfa) • Melissa Campbell (Prinzessin Fa-Ying) • Keith Chin (Prinz Chulalongkorn) • Mano Maniam (Diener) • Shanthini Venugopal (Diener) • Deanna Yusoff (Lady Thiang) • Geoffrey Palmer (Lord John Bradley) • Ann Firbank (Lady Bradley) • Bill Stewart (Mycroft Kincaid)
Produktion: Terence Chang
Kamera: Caleb Deschanel
Musik: George Fenton • Robert Kraft
Schnitt: Roger Bondelli
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Bild: 20th Century Fox