Aufbruch zum Mond

Kinoplakat Aufbruch zum Mond

Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Schon unsere Ahnen beobachteten den Sternenhimmel und ersannen Geschichte über den Himmel und das Weltall. Später wurde er zum Austragungsort für einen Wettlauf. 1957 setzte die Sowjetunion einen Meilenstein, indem sie mit Sputnik 1 den ersten künstlichen Satelliten ins Weltall schossen. Damit standen die Amerikaner unter Zugzwang und nahmen das Rennen um den ersten Menschen auf dem Mond auf.

"Aufbruch zum Mond" versetzt den Zuschauer in diese Zeit. Die Story beginnt spannend mit einem Testflug, während dem Neil Armstrong (Ryan Gosling) nicht spricht, sondern nur Kommandos empfängt. Er probt den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Damit hat der Film seinen Stil bereits gefunden. Sein Held ist kein Mann großer Worte. Die Handkamera wackelt wie während der Fahrt auf einer Jahrmarktsattraktion. Dramatische Nahaufnahmen von Countdowns in der Form rot leuchtender Anzeigen sorgen für Spannung.

Der Film baut nun die Story aus. Neil Armstrong ist anfangs der besorgte Familienvater, der den frühen Tod seiner Tochter verwinden muss. Dann kommt das Angebot für die NASA zu arbeiten und Armstrong sagt zu. Er schließt dort Freundschaften mit anderen Männern, die später zu Astronauten werden und steigt selbst auf der Karriereleiter auf, bis er schlussendlich zum Kommandanten für Apollo 11 ernannt wird und als erster Mensch den Mond betritt. Ausgeschmückt ist der Werdegang mit familiärem Beiklang.

Kritik

Der Film "Aufbruch zum Mond" greift sein Thema nicht nur auf, sondern passt es auch stilistisch an. So sind die Szenen für Sehgewohnheiten des Jahres 2018 erstaunlich lang und die Männer wortkarg, insbesondere Ryan Gosling als Neil Armstrong. Er ist im Film ein Durchschnittstyp, der mit der Wissenschaft besser umgehen kann als mit seiner Familie. Ihm fällt der Umgang mit Frau und Kindern schwer. Das ist passend für die Zeit, weil Männer dieser Generation derart mit ihren Emotionen umgingen. Und aufgrund des zurückgenommen Spiels stechen die Taten von Neil Armstrong stärker heraus. Für den Zuschauer bedeutet es jedoch, dass es nicht immer spannend ist, einem verschlossenen Schauspieler zu folgen, weil man durchgängig auf Distanz bleibt. Am Ende ist einem die Person Neil Armstrong nicht nahegekommen.

Die Ausdrucksarmut der Männer, die im Film klar dominieren, sollen die Frauenrollen aufwiegen. Claire Foy hat die wahrlich undankbare Rolle der Hausfrau und Mutter übernommen. Sie ist für die Darstellung von Emotionen zuständig, wie auch ihre Nachbarin und Freundin. Dabei hat sie mit demselben Problem zu kämpfen wie alle Schauspieler des Films: sie agieren wie Schablonen. Das ist schade, weil Konflikte wegfallen. So wird angesprochen, dass während der Vorbereitung zu den Apollomissionen mehrfach Männer sterben. Lakonisch heißt es sinngemäß: Wir sind geübt in Beerdigungen. Als dann der Freund und Nachbar ums Leben kommt, setzten die Ehefrauen zum Gespräch an. Doch mehr als eine Verabredung ins Haus zu gehen, bietet die Szene nicht. Damit bietet der Film keine Charakterstudie, sondern eher verfilmten Geschichtsunterricht. Dass die Schauspieler so wenig gefordert sind ist schade, weil Claire Foy beispielsweise in "Solange ich atme" Können unter Beweis stellt.

Angerissen bleibt auch das Drumherum, was die Raumfahrt umgibt. So werden die politische Motivation oder das Für und Wider nur kurz angesprochen. Auch die Frage, ob das viele Geld nicht besser in soziale Projekte fließen sollte, taucht kurz auf. Volkes Stimme ist damit gehört, ohne auf sie einzugehen. Der Film spricht zwar klar für die Raumfahrt, liefert aber keine überzeugenden Argumente. Eigenartig ist, dass eine Szene fehlt. Die amerikanische Flagge wird nicht auf dem Mond aufgestellt. Das verleiht dem ansonsten patriotischen Film eine seltsame Note. Eine Randbemerkung: Ich finde es gar nicht entscheidend, dass Armstrong der erste Mensch ist, den Mond betreten hat. Sein Kollege Buzz Aldrin tat dasselbe kurze Zeit nach ihm.

Handwerklich sorgt die Handkamera für permanente Unruhe, weil sie fast ausnahmslos leicht bis sehr stark wackelt, nur im Weltall kehrt ein wenig Ruhe ein. Die dramatischen Nahaufnahmen leuchtender Anzeigen verlieren an Wirkung. Zu großen Bildern mag sich der Film nicht aufschwingen. So imposant wie in "Gravity" ist "Aufbruch zum Mond" leider nicht. Am Inhalt gemessen, fallen die Szenen in der Regel zu lang aus, weil alles über Gebühr ausgekostet ist. In Zwiegesprächen wird gefühlt minutenlang verbal gezerrt und dabei inhaltlich mehrfach dasselbe gesagt.

Fazit
Der Film "Aufbruch zum Mond" macht vieles zur Geschmacksfrage. Der Stil ist aus der Zeit gefallen, entspricht der Zeit, in der er spielt. Die Darstellung wirbt für die Raumfahrt ohne schlagende Argumente zu liefern. Das Familienleben der Astronauten ist berücksichtigt und die Rollen bleiben unbestimmt. Die Spannungskurve verläuft flach. Der Inhalt ist der Lauflänge von 143 Minuten nicht angemessen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: First Man
Land: USA
Jahr: 2018
Laufzeit ca.: 143
Genre: BiografieHistorieSpielfilm
Verleih: Universal Pictures International
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 08.11.2018
Heimkino: 14.03.2019

Regie: Damien Chazelle
Drehbuch: Josh Singer
Literaturvorlage: James R. Hansen

Schauspieler: Ryan Gosling (Neil Armstrong) • Claire Foy (Janet Armstrong) • Jason Clarke (Ed White) • Kyle Chandler (Deke Slayton) • Corey Stoll (Buzz Aldrin) • Patrick Fugit (Elliot See) • Christopher Abbott (Dave Scott) • Ciarán Hinds (Bob Gilruth) • Olivia Hamilton (Pat White) • Pablo Schreiber (Jim Lovell) • Shea Whigham (Gus Grissom) • Lukas Haas (Mike Collins) • Ethan Embry (Pete Conrad) • Brian d'Arcy James (Joe Walker) • Cory Michael Smith (Roger Chaffee) • Kris Swanberg (Marilyn See)

Produktion: Marty Bowen • Damien Chazelle • Wyck Godfrey • Isaac Klausner
Szenenbild: Nathan Crowley
Kostümbild: Mary Zophres
Maskenbild: Donald Mowat
Kamera: Linus Sandgren
Musik: Justin Hurwitz
Schnitt: Tom Cross

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Bild: Universal Pictures International

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