The Secret Man

Kinoplakat The Secret Man

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird gerne als der mächtigste Mann der Welt bezeichnet. Dieser Film stellt Mark Felt vor, der die Macht besaß, den Präsidenten zu entmachten.

Mark Felt ist der stellvertretende Direktor des FBI. Als 1972 sein Vorgesetzter J. Edgar Hoover stirbt, geht er davon aus, dessen Posten zu bekommen. Doch nicht er rückt auf, sondern Patrick Gray übernimmt das Amt. Gray steht der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika näher als Felt, den man gerne des Amtes entheben würde. Doch man fürchtet die Konsequenzen, denn Felt ist seit dreißig Jahren dabei und verfügt - was er auch unmissverständlich andeutet - über genügend Informationen, um die Karriere des einen oder anderen Politikers jäh zu beenden.

Kurz nach der Kränkung durch die ausgelassene Beförderung wird in den Watergate-Gebäude-Komplex in Washington eingebrochen. Das Brisante an dem Vorfall: In dem Komplex hat die Demokratische Partei ihr Hauptquartier und die Wahl steht in wenigen Wochen an. Felt ahnt schnell, wer die Drahtzieher des Einbruchs sein könnten. Und auch die Medien beginnen den Fall zu recherchieren. Gray erteilt Felt kurz nach der Aufnahme der Untersuchungen den Befehl, die Operation innerhalb von 48 Stunden abzuschließen. Doch Felt übergeht die Order, weil er der Meinung ist, dass niemand die Ermittlungen des FBI stoppen kann - nicht einmal das FBI selbst. Am Ende wird er Recht behalten und die Watergate-Affäre Präsident Nixon zum Rücktritt zwingen.

Kritik

Der Film kommt in Deutschland unter dem irreführenden Titel "The Secret Man" ins Kino. Der wird dem Inhalt weniger gerecht als der Originaltitel "Mark Felt: The Man who brought down the White House". Wie die Entmachtung Nixons stattfand, erzählt die Handlung in Sprüngen. Darin ist Mark Felt, gespielt von Liam Neeson, zwar auch ein Geheimnisträger, aber vielmehr ist er Kläger, Richter und Gewissen in einer Person. Wobei es ihm sein Amt erlaubt, als graue Eminenz den Präsidenten des FBI zu steuern und unerkannt aus dem Hintergrund die Fäden zu ziehen. Ob dies der realen Person entspricht oder ihr gerecht wird, ist im Fall des Films zweitrangig, denn dieser inszeniert weniger die politische Affäre, als vielmehr Mark Felton. Dementsprechend spielt die Presse, die in der Realität eine ausschlaggebende Rolle spielte, nur eine Nebenrolle.

Wie bei einem Theaterstück, das immer wieder neu aufgeführt und interpretiert wird, stellt der Film seine Inszenierung vor. Darin ist Felt äußerlich ein Eisberg. Er tritt dienstlich auf, als habe er keine Emotionen und ihn nichts erschüttern könne. Dem setzt die Handlung private Momente entgegen, in denen Felt Gefühle zeigt und sogar weint. Diese Momente bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück, weil sie entweder zu wenig privat werden oder wie im Fall des Handlungsstrangs der durchgebrannten Tochter den Film unnötig strecken ohne ihn zu bereichern.
Trotzdem ist der Film alles andere als eine moderne Darstellung. Im Gegenteil: Die Handlung ist absichtlich verstaubt. Im Mittelpunkt steht dann auch nicht die Faktentreue und die Vermittlung von Wissen, sondern die handwerkliche Ausschmückung. Etwas seltsam ist daran, dass erst der Abspann sie abrundet, denn darin bezeichnen die Filmemacher Felt als Whistleblower und somit als frühen Helden der Demokratie.

Das rechtfertigt im Nachhinein Felts teils verquere Sicht der Dinge. Für ihn steht stets an erster Stelle, was moralisch richtig ist. Er will dafür sorgen, dass der Staat nach Recht und Gesetz funktioniert. Einen Großteil der Maßstäbe legt er allerdings selbst fest. Die Handlung hinterfragt dieses Vorgehen nicht, sondern zeichnet vorsichtig das Porträt eines Helden.
Es geht dem Film (und auch mir) nicht darum ein Urteil zu fällen. Trotzdem versäumt es die Produktion klarzustellen, ob Felts Loyalität dem Staat gehört oder ob er nur sich selbst treu ist? Immerhin ist er im Lauf der Jahrzehnte so eng mit seinem Beruf verwachsen, dass Mann und Position nicht mehr voneinander zu trennen sind. In einem interessanten Moment sagt Felt, dass alle Präsidenten lügen. Später lügt auch er.

Die Story ist für den Zuschauer bedingt spannend. Weder ist "The Secret Man" langweilig, noch wirklich packend. Der Ausgang der Watergate-Affäre ist bekannt und der Artikel der Wikipedia vermittelt mehr Fakten als der Film, der versucht mit viel Lokalkolorit und einer soliden Inszenierung zu punkten. Angefangen bei den Autos ohne Nackenstützen, den hässlichen breiten Krawatten, über die langen Kragenspitzen der Hemden, bis hin zum Rollenverhalten der Ehefrau.

Die Darsteller, allen voran Liam Neeson, spielen ihre Rollen handwerklich sauber. Präsident Nixon wird an den Rand gedrängt und in Aufnahmen aus der damaligen Zeit gezeigt. Die aktuell eingefangenen Bilder sind insgesamt bleiern und wirken wie in den 1970er Jahren aufgenommen. Die meiste Zeit kommt eine ruhige Kameraführung zum Einsatz. Nur in wenigen Szenen wackelt eine Handkamera, um Spannung zu erzeugen. Das kann, abhängig von der Empfindlichkeit des Zuschauers, ein wenig stören. Zu viel des Guten ist die übermäßig eingesetzte Filmmusik, der es an Eleganz fehlt.

Fazit
Der Film "The Secret Man" erzählt von (alten) Männern und ihren Machtspielen. Die Motivation ihn anzusehen, sollte weniger im Interesse an Geschichte bestehen, als vielmehr darin, Liam Neeson in einer stilistisch sorgfältigen Produktion zuzuschauen.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Original Filmtitel: Mark Felt: The Man who brought down the White House
Land: USA
Jahr: 2017
Laufzeit ca.: 103
Genre: BiografieDramaHistorie
Verleih: Wild Bunch
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren

Kinostart: 02.11.2017
Heimkino: 09.03.2018

Regie: Peter Landesman
Drehbuch: Peter Landesman
Literaturvorlage: John O'Connor

Schauspieler: Liam Neeson (Mark Felt) • Diane Lane (Audrey Felt) • Marton Csokas (L. Patrick Gray) • Tony Goldwyn (Ed Miller) • Ike Barinholtz (Angelo Lano) • Josh Lucas (Charlie Bates) • Wendi McLendon-Covey (Carol Tschudy) • Kate Walsh (Pat Miller) • Brian d'Arcy James (Robert Kunkel) • Maika Monroe (Joan Felt) • Michael C. Hall (John Dean) • Tom Sizemore (Bill Sullivan) • Bruce Greenwood (Sandy Smith)

Produktion: Jay Roach • Steve Richards • Marc Butan • Anthony Katagas • Giannina Scott • Ridley Scott
Szenenbild: David Crank
Kostümbild: Lorraine Z. Calvert
Maskenbild: Jacenda Burkett
Kamera: Adam Kimmel
Musik: Daniel Pemberton
Schnitt: Tariq Anwar

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Bild: Wild Bunch

1 customer review

befriedigend
02.11.17
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