Für viele Menschen ist Weihnachten ohne einen echten Weihnachtsfilm nur halb so schön. Und auch ich gehöre zu denen, die sich gerne einen großen Weihnachtsfilm ansehen und auf das kommende Fest einstimmen lassen. 2006 könnte das besonders einfach sein, denn es kommt ein Film über die Geburt von Jesus Christus ins Kino.
Der Film "Es begab sich aber zu der Zeit" konzentriert sich auf die Erzählung einer klar definierten Zeitspanne. Er beginnt mit dem Kennenlernen von Maria und Josef und endet kurz nach der Geburt des Jesus Christus. Bibelfeste Kollegen schwärmen von der authentischen Umsetzung. Das ist "Es begab sich aber zu der Zeit", soweit ich es beurteilen kann wohl gelungen. Nur ist nicht alles Gold, was glänzt. Schön ist am Film, dass er weitgehend auf Verklärung, Pathos und Kitsch verzichtet. Die Menschen wirken menschlich und kämpfen mit Problemen wie etwa Hunger. Maria wird bereits als junges Mädchen Josef als Frau versprochen - was ihr nicht behagt, denn sie interessiert sich für einen gleichaltrigen Jungen. Als es dann zur Jungfernzeugung kommt, halten die Dorfbewohner Maria für ein gefallenes Mädchen. Selbst die Eltern zweifeln an der Version ihrer Geschichte. Auch die technische Umsetzung ist sehenswert. Bis zu der Geburt sind die Farben recht blass und karg. Erst anschließend erstrahlt die Welt in Farben. Die Kostüme und der Darstellung des damaligen Lebens ergeben eine schöne Kulisse beziehungsweise Atmosphäre. Soweit weiß der Film zu gefallen.
Was mir weniger gefällt sind die gespielten Witze, die die drei Weisen aus dem Morgenland vortragen. Sie benehmen sich manchmal mehr wie drei Witzbolde als wie die weisesten der Weisen. Leider wirken auch andere Charaktere zu schablonenhaft. Herodes etwa steht den lieben langen Tag auf der Mauer seines Palastes und belauscht mit Leichenbittermine die Menschen auf den Straßen. Keisha Castle-Hughes als Maria spielt fast den gesamten Film mit nur einem Gesichtsausdruck. An ihrer Seite ist Oscar Isaac als Josef ebenfalls kein Charakterdarsteller. Das fällt besonders dann auf, wenn Shohreh Agdashloo als Elisabeth oder Hiam Abbass als Anna auftreten.
Was mir gar nicht zusagt ist die Idee, dass der Kindesmord sehr eindringlich dargestellt wird und gleich zweimal vorkommt. Einmal als Eröffnung, vor der folgenden Rückblende und dann noch einmal nach dem Blick zurück. Zudem kann ich darauf verzichten, dass die Geburten der Kinder als sehr schmerzvoll dargestellt werden. Das ist wohl naturalistisch - doch in einem Familienfilm sind diese brutalen Szenen überflüssig. Weshalb die Menschen im Film ein seltsames gebrochenes Englisch sprechen, bleibt ein Geheimnis der Produktion. Stimmiger ist es, man lässt wie in "Die Passion Christi" die Originalsprache sprechen, oder wählt ein klares Englisch, denn es ist ein amerikanischer Film.
Fazit
"Es begab sich aber zu der Zeit" ist ein traditioneller Weihnachtsfilm, der sich traut, die Geschichte etwas menschlicher zu erzählen. Die gewählten Stilmittel sind interessant und wissen überwiegend zu überzeugen. Wer über die genannten Mankos hinwegsehen kann, findet eine annehmbare Einstimmung auf das kommende Fest.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 101
Genre: Historie • Spielfilm • Weihnachten
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 6 Jahren
Kinostart: 07.12.2006
Heimkino: 23.11.2007
Regie: Catherine Hardwicke
Drehbuch: Mike Rich
Schauspieler: Keisha Castle-Hughes (Maria) • Oscar Isaac (Josef) • Hiam Abbass (Anna) • Shaun Toub (Joaquim) • Ciarán Hinds (Herodes) • Shohreh Aghdashloo (Elizabeth) • Stanley Townsend (Zechariah) • Alexander Siddig (Gabriel) • Eriq Ebouaney (Balthasar) • Nadim Sawalha (Melchior) • Stefan Kalipha (Kaspar) • Alessandro Giuggioli (Antipas) • Farida Ouchani (Ruth) • Saïd Amadis (Tero) • Maria Giovanna Donzelli (Marias Freundin)
Produktion: Wyck Godfrey • Marty Bowen
Szenenbild: Stefano Maria Ortolani
Kostümbild: Maurizio Millenotti
Maskenbild: Jana Carboni
Kamera: Elliot Davis
Musik: Mychael Danna
Schnitt: Robert K. Lambert • Stuart Levy
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Bild: Warner Bros.