Banklady

Kinoplakat Banklady

Die Geschichte der ersten deutschen Bankräuberin. Über einen Arbeitskollegen lernt Gisela (Nadeshda Brennicke) Peter (Charly Hübner) kennen. Der imponiert ihr mit seiner selbstbewussten Art. Und selbst als er sie zum Bankraub anstiftet, zögert Gisela nur kurz, denn sie will ihn unbedingt erobern. Davon rückt sie selbst in dem Moment nicht ab, in dem sie feststellt, dass er sie belogen hat. Er hat ihr nicht seinen wahren Namen genannt und er ist verheiratet. So beginnt ein Ziehen und Zerren. Gisela will eine Beziehung, er hält sie auf Distanz. Doch mit der Zeit wird nicht nur die Zusammenarbeit zwischen dem Gaunerpärchen besser, man kommt sich auch auf der privaten Ebene näher.

Kritik

"Banklady" erzählt eine auf Tatsachen beruhende Geschichte. Gisela Werler wurde in den 1960. Jahren als erste deutsche Bankräuberin bekannt. Der Film beginnt gemütlich in einer deutlichen Handschrift. Das Lokalkolorit ist gelungen und versetzt den Zuschauer, gemeinsam mit der Farbgebung der Bilder, zurück in die 1960. Jahre. Die Aufnahmen in der Tapetenfabrik, die Gisela als Mauerblümchen zeigen, sind gut gelungen. Dann kommt die Handlung ins Rollen - doch das gemächliche Tempo, das an Filme der Zeit angepasst ist, bleibt. Leider kommt die Banklady bis zum Schluss kaum in die Gänge. Das wäre zu verschmerzen, fehlte neben dem Tempo nicht auch die Spannung.

Dass keine Thriller-Atmosphäre aufkommt, ist sicherlich gewollt, denn der Schwerpunkt liegt auf der Romantik. Doch die bleibt oberflächlich, weil sie hauptsächlich die Frage von Nähe und Distanz behandelt. Das hat die ärgerliche Konsequenz, dass die Möglichkeiten der Personen und ihren Konstellationen nicht ausgeschöpft sind. So lebt Gisela ein Doppelleben. Hier das Mauerblümchen, dort die eiskalte Bankräuberin. Doch den Film interessiert nur am Rande was diese Frau antreibt. Ungenutzt bleibt auch die Chance, die Dreiecks-Konstellation Gisela, Uwe und Peter zu untersuchen. Anstelle von Vertiefung bleibt es bei Andeutungen. So muss sich der Zuschauer selber vergegenwärtigen, dass wenn Gisela und Peter von Capri träumen, Italien exotisch ist. So ein Vorgehen wäre bei einer Dokumentation mit 45 Minuten Lauflänge zu verschmerzen; doch bei einem Film mit knapp zwei Stunden Spielzeit führt die Entscheidung für Oberflächlichkeit zu Langatmigkeit.

Was das Drehbuch den Figuren nicht verleiht, holt Regisseur Christian Alvart leider aus den Darstellern auch nicht heraus. Er lässt sie ihre Rollen nur unzureichend erforschen und entlockt den zwei Hauptdarstellern kaum Bandbreite. Doch nicht nur bei den Figuren wird Potenzial verschenkt. Die Polizei kreist die Verdächtigen nicht langsam ein und sorgt für Spannung, sondern geht erstaunlich döspaddelig vor. Da stürmt ein Einsatzkommando aufgrund eines telefonischen Hinweises los und durchsiebt einen Bungalow mit Kugeln. Das mag den Tatsachen entsprechen, ist filmisch allerdings stilistisch schlecht inszeniert. Ähnliches gilt für die Stressmomente, denn Alvart lässt seine Darsteller darin schreien – was selten überzeugt. Ähnliches denke ich über das Finale, dessen Zuspitzung einen hilflosen Eindruck vermittelt.

Nicht zuletzt schwächen die Klischees den Film. Dialoge und Bildsprache machen zu oft Gebrauch von Abgegriffenem. Da gibt es eine Szene beim Kleiderkauf, bei der sie wie ein Modell die Klamotten vorführt, ein Schießtraining und den unvermeidbaren Ausflug ins Rotlichtmilieu. Und auch wenn das Rauchen in den 1960. Jahren einen anderen Stellenwert (in Filmen) hat, verbreitet "Banklady" zu viel blauen Dunst.

Fazit
Als Kinofilm ist es ein zu gemütliches Dokudrama. Um es im norddeutschen Tonfall der Handlung zu sagen: Das zieht keinen Hering von der Roste.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60 %


Land: Deutschland
Jahr: 2013
Laufzeit ca.: 117
Genre: Spielfilm
Verleih: Studiocanal
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren

Kinostart: 27.03.2014
Heimkino: 11.09.2014

Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Christoph Silber • Kai Hafemeister

Schauspieler: Nadeshda Brennicke (Gisela Werler) • Charly Hübner (Hermann Wittorff) • Ken Duken (Kommissar Fischer) • Andreas Schmidt (Uwe) • Heinz Hoenig (Kaminsky) • Henny Reents (Fanny) • Jürgen Schornagel (Hans Werler) • Elisabeth Schwarz (Anneliese Werler) • Nathalie Thiede (Monika) • Niels Bruno Schmidt (Kruse) • Heinz Strunk (Koenig) • Olaf Krätke (Clemens) • Konstantin Graudus (Schmidt) • Isabel Bongard (Krüger) • Klaus Zmorek

Produktion: Sigi Kamml • Christian Alvart
Szenenbild: Birgit Kniep-Gentis • Gabriella Ausonio
Kostümbild: Ingken Benesch
Maskenbild: Marie-Luise Adler • Maike Heinlein
Kamera: Ngo The Chau
Ton: Jörg Krieger
Musik: Steffen Kahles • Christoph Blaser • Michl Britsch
Schnitt: Sebastian Bonde • Philip Stahl • Christian Alvart

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Bild: Studiocanal

1 customer review

befriedigend
27.03.14
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