Basic Instinct - Neues Spiel für Catherine Tramell

Kinoplakat Basic Instinct

Erotik-Thriller mit Sharon Stone. Eine Schriftstellerin sucht das Extreme im Leben. Ein Psychiater mit Schuldkomplex und ein Bulle, der Verdächtige mit manipulierten Beweisen einbuchtet. So weit, so klassisch. Wenn die Produktion jedoch die Spannung zugunsten von Erotik vernachlässigt, sollte es knistern und nicht nur rascheln.

Vierzehn Jahre nachdem "Basic Instinct" für einen Skandal sorgte und 350 Millionen Dollar an den Kinokassen einspielte, folgt eine Fortsetzung, die ein eigenständiger Film sein will. Das Grundsätzliche ist allerdings geblieben. Sharon Stone schlüpft erneut in die Rolle des Vamps Catherine Tramell, der alles und jeden, aber natürlich insbesondere die Männer, manipuliert. Ihre Waffe ist nicht Geistesschärfe, sondern ihr Sexappeal. Aktuell hat sie es auf den Kriminalpsychologen Dr. Michael Glass (David Morrissey) abgesehen. Der soll ein Gutachten über Catherine erstellen, weil sie unter Mordverdacht steht und auf Kaution entlassen werden will.

Schon bei der ersten Begegnung wird klar, dass die Zwei einander wollen. Catherine sucht eine neue Herausforderung, denn nur das Extreme kann sie erregen; Michael will das, was die meisten Männer von ihr wollen. Anfangs weigert er sich, sie als Patientin anzunehmen, doch eigentlich sind die Würfel längst gefallen. Catherine kommt in seine Sprechstunde und macht ihn scharf, während er versucht die Distanz zu wahren.

Die anfängliche Anklage gerät in Vergessenheit und es geschehen weitere Morde. Erst stirbt ein aufdringlicher Journalist, dann Michaels Exfrau und zu guter Letzt ein Callboy. In allen Fällen könnten sowohl Michael als auch Catherine ihre Finger im Spiel haben. Der Journalist zum Beispiel gefährdet seine Berufung an die Uni. Ebenso gut könnte Catherine die Mörderin sein, denn sie schreibt an einem erotischen Kriminalroman, dessen Figuren fast haargenau dasselbe erleben, wie es in der Realität geschieht.

Kritik

Die schlechte Nachricht: Basic Instinct 2 möchte ein erotischer Thriller sein, bietet allerdings keine spannende Erotik. Die gute Nachricht: Sharon Stone ist in den letzten Jahren anscheinend kaum gealtert. Eine weitere schlechte Nachricht: Das Drehbuch ist misslungen. Die Handlung setzt nicht auf die Täterfrage (sie ist nur der Aufhänger); die Ermittlungen werden nur am Rande fortgeführt und geben David Thewlis die Möglichkeit als Ermittler einige gelungene bissige Kommentare einzustreuen. Vielmehr soll die Spannung zwischen dem Psychologen und seiner Klientin entstehen. Doch es herrscht knappe zwei Stunden lang gestylte Ödnis. Sharon Stone gibt die abgebrühte Femme fatale, die in ihrem sexy Penthouse lebt, aber nur noch etwas empfinden kann, wenn es extrem ist. So erklärt sich der Autosex zu Filmbeginn, bei dem ihr Beglücker ertrinkt, weil sie im Orgasmusrausch in die Themse rast. Später beim Sex mit dem Psychiater muss sie ihn mit einem Halsband würgen, um das Gefühl der Dominanz zu haben. Offensichtlich hat die Produktion jedoch Angst, man könnte das Gezeigte als pornografisch abstempeln. Deshalb laufen auch alle Sexszenen derartig überzeichnet ab, dass der Film nicht ansatzweise ein Kribbeln erzeugt. Sharon Stone gibt sich zwar alle Mühe, den Begriff des Boxenluders neu zu definieren. Ihr Gehabe und Gebaren wirkt jedoch aufgesetzt. Wahrscheinlich durch die Einwirkung von Botox kann sie ihr Gesicht nur minimal bewegen. Ihre Augenbrauen etwa verschieben sich nur noch um einen halben Zentimeter. Die Mimik ähnelt einer sprechenden Maske.

David Morrissey, der den unterkühlten Briten mimt, kontert Stones Auftreten mit einem Gesichtsausdruck, der am besten mit einem beleidigten kleinen Jungen verglichen werden kann, dem gerade der Lutscher weggenommen wurde. Seine erotische Ausstrahlung gleicht der eines Versicherungsvertreters. Somit leuchtet mir nicht ein, was die Figuren aneinander finden sollen? Vielmehr scheint hinter der Besetzung ein einfaches Kalkül zu stehen. An die Seite einer nicht mehr taufrischen Darstellerin stellt man Männer, die nicht hässlich sind, aber deutlich unattraktiver, damit die Frau im Zusammenspiel erotischer wirkt. Rein auf den Sexappeal bezogen, geht diese Rechnung auf. Ein ganz anderes Bild liefert die darstellerische Leistung, denn Charlotte Rampling gelingt es in ihren Minutenauftritten mehr auszusagen, als Sharon Stone.

Die Produktion sieht das freilich anders und umschreibt die Handlung mit "cool, nobel und stilvoll. Der gesamte Look wurde absichtlich überhöht". Dem zweiten Satz stimme ich zu – obwohl der Stil klinisch ist. Weiterhin scheint es hilfreich, wenn der Zuschauer selbst Ansätze logischen Denkens außen vor lässt. So kann die Hauptdarstellerin minutenlang tauchen. Todeszeitpunkte spielen bei Morden keine Rolle, denn dann wäre festzustellen, ob der Psychiater als Täter infrage kommt. Und es verwundert auch nicht, dass ein Sturz anfangs einen Scheintod auslöst – aber das Opfer wenige Minuten später wieder auf den eigenen Beinen stehen kann.

Fazit
"Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell" ist der Versuch einen Erfolg noch einmal aufzuwärmen. Was damals einen Skandal auslöste, kann im Jahr 2006 aufgrund der albernen Sexszenen vielleicht noch in der Provinz für Empörung sorgen. Doch alles in allem ergeht es ihm wie vielen Beziehungen, die in die Jahre gekommen sind. Die Luft ist raus, der Sex macht keinen Spaß mehr und man fragt sich, was das Ganze eigentlich noch soll?
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 30 %


Original Filmtitel: Basic Instinct: Risk Addiction
Land: DeutschlandGroßbritannienSpanien USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 114
Genre: Thriller
Verleih: Constantin Film
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 30.03.2006
Heimkino: 21.09.2006

Regie: Michael Caton-Jones
Drehbuch: Leora Barish • Henry Bean

Schauspieler: Sharon Stone (Catherine Tramell) • Stan Collymore (Kevin Franks) • Neil Maskell (Detektiv Ferguson ) • David Thewlis (Roy Washburn) • Jan Chappell (Anwalt) • David Morrissey (Michael Glass) • Terence Harvey (Henry Rose) • Hugh Dancy (Adam Towers) • Ellen Thomas (Staatsanwältin) • Mark Sangster (Reporter) • Tim Berrington (Reporter) • Indira Varma (Denise Glass) • Charlotte Rampling (Milena Gardosh) • Heathcote Williams (Jakob Gerst) • Flora Montgomery (Michelle Broadwin)

Produktion: Joel B. Michaels • Andrew G. Vajna
Szenenbild: Norman Garwood
Kostümbild: Beatrix Aruna Pasztor
Maskenbild: Tracey Lee
Kamera: Gyula Pados
Musik: John Murphy
Schnitt: István Király • John Scott

Anzeige

Kinoplakat Basic Instinct Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Constantin Film

1 customer review

ausreichend
30.03.06
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.