Bierfest

Kinoplakat Bierfest

Der Titel ist Inhalt und Programm! Wenn man einen Film drehen möchte, dessen zentrales Thema das Trinken von Bier ist, dann liegt es nahe, die Handlung mit dem Münchner Oktoberfest zu verknüpfen. Doch die Idee, dass es parallel zum Oktoberfest ein Geheimtreffen gibt, auf dem ausgesuchte Nationen ein Wettsaufen veranstalten, klingt schon sehr fantastisch.

Die Idee zum Film kam den Comedians von Broken Lizard während einer Promotiontour. Auf einem australischen Bierfest versuchten die unerschrockenen Fünf auf sich aufmerksam zu machen, indem sie Anwesenden zu einem Trinkduell aufforderten. Die Runde ging an die Australier und Broken Lizard entschlossen sich, aus der Schmach eine Tugend zu machen und das Erlebnis zu verfilmen. "Bierfest" spielt allerdings weder in den USA noch in Australien, sondern dort, wo nach amerikanischem Glauben das Biertrinken erfunden wurde: in München. Und so ist es nicht verwunderlich, dass alles Deutsche eigenwilligen, amerikanischen Fantasien entspringt.

In den USA leben die Brüder Todd (Erik Stolhanske) und Jan Wolfhouse (Paul Soter) in dem festen Glauben, ihre ehrwürdige Großmutter MuMu (Doris Leachman) sei einst mit ihrem Ehemann von Deutschland ins gelobte Land gekommen. Nicht ganz freiwillig übernehmen die Enkel den Auftrag, die Asche ihres verstorbenen Großvaters auf dem Münchner Oktoberfest zu verstreuen – wie es Tradition ist.

Auf dem Oktoberfest zetteln die tumben Amis erstmal eine Schlägerei an, legen einige Silikonbrüste frei und bringen das Bierzelt zum Einsturz. Dann treffen sie ihren Kontaktmann Herrn Schniedelwichsen (heißt wirklich so). Der bringt die Brüder zum wahren Bierfest unter der Festwiese. Dort findet alljährlich ein Wettsaufen statt in verschiedenen Disziplinen wie Bier-Ping-Pong, Überkopf-Saufen, Stiefeltrinken etc. messen sich die Teams aus der ganzen Welt. Natürlich zeigt die deutsche Mannschaft den Amerikanern gleich, was eine Harke ist. Die Deutschen, unter Führung des Barons (Jürgen Prochnow), sind fiese Bilderbuchdeutsche mit doofen Stimmen – aber ungemein trinkfest. Da hilft es nichts, dass man eigentlich derselben Blutlinie entstammt. Die Brüder aus der neuen Welt werden unter den Tisch gesoffen und verprügelt. Basta.

Wieder in den USA beschließen Todd und Jan zurückzukehren, um ihre Ehre wiederherzustellen. Sie kramen in ihrem Gedächtnis und suchen sich die besten Säufer zusammen, an die sie sich erinnern können. Dann trainieren die fünf Männer elf Monate lang um besser saufen zu können. Die besten Tipps erhalten sie von ihrer Großmutter, die nebenbei gesteht, eine Hure gewesen zu sein. Sie meint damit zwar eher, die uneheliche Geliebte des Grafen gewesen zu sein, doch auf Feinheiten legt der Film wenig wert. Also lernen die Männer ihre Hälse zu entspannen, um besser schlucken zu können - und üben selbst mit Ziegenpisse, weil das die Deutschen ebenfalls machen. Während der Übungsstunden finden sie ganz nebenbei sogar das Geheimrezept, das ihr Großvater aus Deutschland mitgebracht hat und beginnen danach Bier zu brauen - das natürlich alles Dagewesene in den Schatten stellt. Das merken auch die dummen Deutschen und fordern das Rezept zurück.

Wieder in München geht es ums Ganze. Um die Familienehre, die deutsche Brauerei und natürlich das alte Geheimrezept. Während des finalen Wettsaufens stellen sich die amerikanischen Freunde gar nicht so dumm an, doch dann scheint alles verloren.

Kritik

Die Handlung fußt auf einem einfachen Prinzip: alles reinpacken, was Männer mögen. Also saufen, rülpsen, doofe Sprüche klopfen und nackte Brüste. Dass die eigentliche Handlung hanebüchen ausfällt, wird wohl niemanden stören, der in einen Film mit dem bezeichnenden Namen "Bierfest" geht.

Das beginnt bei dümmlichen Deutschen, die ganzjährig in Lederhosen herumlaufen. Geht weiter über die Großmutter, die an einer Fleischwurst onaniert bis hin zu peinlichen Analwitzen. Eine einfache Art von Humor, die an wenigen Stellen zum Lachen anregt, aber in der Regel doch eher zum Kopfschütteln. Schade auch, dass die wenigen witzigen Gags erklärt werden. So nutzen die fünf Freunde ein Bierfass als trojanisches Pferd, doch ehe man darüber lachen kann, sagt jemand, das sei der alte Trick mit dem trojanischen Bierfass. Auch die Idee, Jürgen Prochnow in ein U-Boot zu stecken ist eigentlich witzig – doch auch in dieser Szene wird derartig eindeutig auf den Ursprung hingewiesen, dass der Gag verraucht. Entweder wollten die Drehbuchautoren es ihrem Publikum besonders einfach machen oder sie gingen davon aus, dass ein Großteil der Zuschauer nicht nüchtern sein wird, denn der Film eignet sich wunderbar dazu ein paar Freunde einzuladen, sich einen ansaufen und dann die DVD einzulegen und dann das zu tun, was der Film vormacht: saufen.

Weniger penible oder betrunkene Naturen werden großzügig darüber hinwegsehen, dass die Story als solche Eigenwilligkeiten aufweist und die Dramaturgie rumpelt wie eine alte Bierkutsche. So haben die Personen den ganzen Tag über Zeit das Saufen zu trainieren. Die Wendungen schneien uninspiriert herein: So taucht etwa ganz plötzlich eine Geheimagentin auf, die Schluckspecht in Bier ersaufen lässt, aber ebenso plötzlich steht dessen Zwillingsbruder auf der Matte. So fragt man sich, ob das Drehbuch eigentlich so geplant ist, oder erst während des Drehens entsteht?

Eine stimmige Kulisse sollte niemand erwarten. Das Bierzelt auf dem angeblichen Oktoberfest ist ein einfaches Party-Zelt, das dementsprechend schnell zusammenbricht. Gut, in Amerika muss man nicht wissen, dass die Aufbauarbeiten fürs Oktoberfest bereits im Juli beginnen und die Zelte aus Holzkonstruktionen bestehen. Die Szenen, die das wirkliche Oktoberfest zeigen, sind von auffällig schlechter Qualität und offensichtlich hineingeschnitten.

Fazit
"Bierfest" ist wahrscheinlich einer der wenigen Filme, über dessen Dreh die Darsteller mit Stolz erzählen, dass sie während der Dreharbeiten kotzen mussten.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %


Original Filmtitel: Beerfest
Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 110
Genre: Komödie
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 28.09.2006
Heimkino: 02.02.2007

Regie: Jay Chandrasekhar
Drehbuch: Jay Chandrasekhar • Kevin Heffernan • Steve Lemme • Paul Soter • Erik Stolhanske

Schauspieler: Donald Sutherland (Johann von Wolfhausen) Erik Stolhanske (Todd Wolfhouse) • Paul Soter (Jan Wolfhouse) • Ralf Moeller (Hammacher) • Gunter Schlierkamp (Schlemmer) • Jürgen Prochnow (Baron Wolfgang von Wolfhausen) • Steve Lemme (Fink) • Kevin Hefferman • Cloris Leachman (Oma) • Cameron Scher (Helmut) • Owain Yeoman (Seemann) • Tom Tate (Seemann) • Allan Graf (Kellner) • Chris Moss (Produzent) • Bjorn Johnson (Schniedelwichsen) • Collin Thornton (Junge)

Produktion: Bill Gerber • Richard Perello
Szenenbild: Clark Hunter
Kostümbild: Tricia Gray
Maskenbild: Linda Vallejo
Kamera: Frank G. DeMarco
Musik: Nathan Barr
Schnitt: Lee Haxall

Anzeige

Kinoplakat Bierfest Film kaufen bei Amazon.de
Als Amazon-Partner verdient Moviewolf.de an qualifizierten Verkäufen.

Bild: Warner Bros.

1 customer review

ausreichend
28.09.06
Show more
Loading...
Wir benutzen Cookies
Wir nutzen Cookies und Skripte. Durch "Akzeptieren" stimmst Du der Verwendung zu. Durch "Ablehnen" stimmst Du nicht zu und es kann zu Dysfunktionen kommen.