Der junge Billy Costigan ist Polizist in South Boston und bekommt den Auftrag, sich undercover beim Mafia-Boss Frank Costello einzuschleichen. Der junge Colin Sullivan ist ebenfalls Polizist in South Boston, steht allerdings in den Diensten von Costello, und soll für ihn bei der Polizei undercover spionieren. Beide erweisen sich als höchst erfolgreiche Undercover-Agenten, und so wird bald beiden Seiten klar, dass da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht.
Der Film "Departed – Unter Feinden" ist das fast originalgetreue Remake des 1. Teils des Hongkong-Dreiteilers "Infernal Affairs". Als Regisseur zeichnet Martin Scorsese verantwortlich, der mit seinem Film "Aviator" 5 Oscars, drei Golden Globes und vier British Academy Awards, sowie zahlreiche andere Auszeichnungen gewann.
Der Film "Departed – Unter Feinden" spielt in South Boston. Das ist das Viertel, in dem Billy Costigan (wütender und jähzorniger Cop: Leonardo DiCaprio) aufgewachsen ist, ein kriminelles Viertel, in dem junge Leute kaum eine Chance auf eine ordentliche Arbeit haben. Billys Vater wurde erschossen, auch sonst steht mit seiner Familie nicht alles zum Besten, und so ergreift Billy die Chance, mit einem Job bei der Polizei aus dem Sumpf herauszukommen. Doch sein Jähzorn kostet ihn praktisch die Dienstmarke, bevor er sie noch bekommen hat. Doch Polizeichef Queenan (souveräne Vatergestalt: Martin Sheen) und seine rechte Hand Dignam (brutaler Hysteriker: Mark Wahlberg) bieten ihm eine Chance. Er darf Cop bleiben, wenn er einen Spezialauftrag annimmt, für den er aufgrund seiner Herkunft geradezu prädestiniert ist: Undercover Agent beim irischstämmigen Mafia-Boss Frank Costello (fies wie noch nie: Jack Nicholson). Um seine Story glaubhaft klingen zu lassen, wird Billy angeblich unehrenhaft aus dem Polizeidienst entlassen und muss für kurze Zeit in den Knast. Danach soll er versuchen, bei Costello einen guten Eindruck zu machen und von ihm aufgenommen zu werden. Billy macht einen guten Eindruck, in dem er zwei Schutzgeldeintreiber aus Providence gnadenlos verprügelt. Costello gefällt das, und Billy gehört fortan zu seiner Gang.
Colin Sullivan (eiskalter Krimineller: Matt Damon) wächst ebenfalls in South Boston auf, und macht schon früh die Bekanntschaft von Frank Costello. In den 80ern, als Costello noch selbst die Schutzgelder bei den Geschäftsinhabern eintreibt und Colin noch ein kleiner Junge von 12 Jahren ist, treffen sich die beiden in einem Laden. Costello kassiert das Schutzgeld, um gleich anschließend dem kleinen Colin eine ganze Tüte mit Lebensmitteln zu kaufen und obendrauf noch ein Comic-Heft zu legen. Von da an ist Colin ein Fan von Costello und der brutale Mafia-Boss nimmt den Kleinen unter seine Fittiche. Er sorgt dafür, dass Colin auf die Kadettenschule der Massachusetts State Police aufgenommen wird und sich nach außen hin als ein braver und überaus fähiger Polizeibeamter erweist. Colin macht in Rekordzeit Karriere und ist schon bald leitender Beamter in der Ermittlungsspezialeinheit, die es vor allem auf den mächtigen Unterweltboss Frank Costello abgesehen hat. Beide geben also vor etwas zu sein, was sie nicht sind.
Billy muss wieder in das Milieu von South Boston, von "Southie", zurück, dem er zu entkommen hoffte, und Colin steigt in das Milieu der Oberen Zehntausend auf. Als Erstes mietet er sich nämlich eine riesige Wohnung im Bostoner Nobelviertel Beacon Hill, von der aus er einen uneingeschränkten Blick auf das Parlamentsgebäude mit seiner goldenen Kuppel hat. Der kleine Kriminelle aus Southie scheint es geschafft zu haben. Er scheint sich sogar eine standesgemäße Freundin zulegen zu können. Im Aufzug spricht er einfach eine hübsche junge Frau an, die sich als Polizei-Psychiaterin Madolyn (etwas verhuscht: Vera Farmiga) entpuppt. Madolyn ist auf Problemfälle beiderseits des Gesetzes spezialisiert. Ihr gefällt der draufgängerische junge Sergeant und sie verabredet sich gerne mit ihm. Colin und Madolyn werden ein Paar. Doch auch Billy macht die Bekanntschaft der attraktiven Seelenklempnerin. Zu den "Auflagen" nach seinem Gefängnisaufenthalt gehört auch der regelmäßige Besuch bei einem Psychiater, und das ist Madolyn. Die sensible junge Frau mag den nervösen jungen Mann, der sich von ihr geschickt Schlafmittel erbettelt. Aus diesem Mögen wird dann allerdings allmählich mehr, und schließlich haben auch Billy und Madolyn eine Affäre.
Inzwischen versorgt jeder der beiden Undercover-Agenten seinen "Vorgesetzten" mit den wichtigen Informationen. Und beide machen ihre Sache so gut, dass irgendwann ihren jeweiligen Vorgesetzten klar wird, dass die Gegenseite ganz offensichtlich einen Maulwurf einschleusen konnte. Und beiden wird von ihren jeweiligen Chefs nahegelegt, umgehend den anderen Spitzel zu enttarnen. Das ist einfacher gesagt als getan, denn sowohl Billy als auch Colin müssen höllisch aufpassen, dass sie dabei nicht womöglich sich selbst enttarnen. Colin versucht auf allen möglichen Wegen an die Akte mit den Undercover-Agenten heranzukommen, aber der freundliche und väterliche Captain Queenan bleibt da hart, und seine rechte Hand, der gemeine und immer schrecklich ruppige Detective Dignam hat den gelackten Colin sowieso dick. Dann hat Colin eine weitere Super-Idee: Er fordert Costello auf, von seinen Mitarbeitern, die zu dem inneren Kreis gehören, aus dem die Informationen stammen, eine Liste anzufertigen, auf der jeder seinen richtigen Namen und seine Sozialversicherungsnummer aufschreiben muss. Mit dieser Liste will Colin dann im Computer die Angaben überprüfen, und dabei müsste er eigentlich den Namen des Maulwurfs ganz leicht herausfinden. Natürlich muss auch Billy diese Liste ausfüllen. Dabei hilft er einem der nicht so hellen Typen aus der Gang, der ein Wort falsch geschrieben hat. Er schreibt für ihn außen auf den braunen Umschlag mit den Listen die richtige Version. Dieser Umschlag spielt später noch eine wichtige Rolle. Doch Colin hat mit seinen Listen Pech, denn keiner hat wahre Angaben gemacht, keiner der Namen existiert, keine der Sozialversicherungsnummern ist richtig.
Da kommt Colin zu Ohren, dass sich Queenan mit seinem Spitzel treffen will. Prompt lässt er den Captain beschatten unter dem Vorwand, dass er vielleicht die undichte Stelle sei. Queenan trifft sich mit Billy auf einem Hausdach. Doch es geht alles schief, denn Colin hat auch Costellos davon verständigt. Und dessen Leute rauschen sofort an und stürmen auf das Dach. Queenan schickt Billy weg, er soll sich retten, er selbst werde mit den Typen schon fertig. Aber er wird nicht fertig, und als Billy um die Ecke biegt, fällt ihm sein Chef vom Hausdach herunter tot vor die Füße. Damit ist der Kampf jetzt ganz offiziell eröffnet und er wird immer blutiger. Wobei auch Costello immer unangreifbarer wird, denn Billy kann weitermelden, dass Costello ein Informant des FBI ist und deshalb besonderen Schutz genießt.
Kritik
Regisseur Martin Scorcese sagt über seinen Film, der ja nach dem 1. Teil des Dreiteilers "Infernal Affairs" entstanden ist: ""Infernal Affairs" gehört zu den Filmen, die mich zum Fan des Hongkong-Kinos gemacht haben, doch "Departed" ist kein Remake dieses Films. In Bezug auf die Handlung lassen wir uns von "Infernal Affairs" inspirieren, doch William Monahan erfindet eine Welt, die sich von der Hongkong-Vorlage unterscheidet." Tja, was soll ich dazu sagen. Ich habe extra deshalb "Infernal Affairs" noch mal auf DVD angesehen und frage mich, wo diese großen Unterscheidungsmerkmale wohl sind. Natürlich ist die Welt von "Departed – Unter Feinden" anders, weil sie in Amerika, in Boston, und nicht in Hongkong spielt, und weil die Figuren Amerikaner sind und keine Hongkong-Chinesen. Aber es geht in beiden Filmen um den braven Cop, der für die Guten spioniert und irgendwann seine frühere Identität wiederhaben will, und um den bösen Cop, der für den Bösen spioniert und seine frühere Identität nicht wiederhaben will. Es geht um einen verständnisvollen Captain, der nachempfinden kann, wie viel der Job dem guten Cop abverlangt, und dem sein Verständnis zum Verhängnis wird. Und es geht um den durch und durch bösen Gangsterboss, der seine Übeltaten eigentlich nur noch deshalb begeht, weil er sich sonst zu Tode langweilen würde. In beiden Filmen fällt der gute Captain vom Dach, in beiden Filmen kommt es im Lagerhaus zum Showdown, in beiden Filmen spielen die Frauen nur eine Nebenrolle. Lediglich den Gag, dass sich der gute Cop mit dem Captain per Morsezeichen verständig, den hat Scorcese nicht übernommen, und im Original hat die Psychiaterin nur mit dem guten Cop ein Verhältnis. Und – um ehrlich zu sein – der Schluss ist etwas anders, sehr viel drastischer, und eigentlich auch sehr viel befriedigender.
Insgesamt ist der Scorcese Film wesentlich blutiger als das Original, am laufenden Band werden Leute umgebracht, dass man sich wirklich fragt, wann wohl South Boston ausgestorben ist. Zwischen den Action-Szenen wird unheimlich viel geredet, Scorcese legt viel Wert auf hintergründige psychologischer Erklärungen für die Handlungen seiner beiden Cops, aber die richtige Spannung kommt trotzdem nicht auf. Irgendwie plätschert der Film so dahin, ist ganz unterhaltsam und auch recht nett anzusehen, die Schauspieler sind auch durch die Bank alle absolut fantastisch, aber so das richtige "WOW"-feeling, das eigentlich bei einem derartigen Cop-Thriller irgendwie schon sein sollte, das stellt sich nicht wirklich ein. Vielleicht hab ich mich auch zu sehr von diversen Anschlussfehlern ablenken lassen, wenn z. B. bei einem Gespräch die Zigarette halb geraucht ist und nach 3 Sekunden plötzlich wieder lang ins Bild kommt; oder von Schnitten, wo ich da saß und mir überlegte, wer da jetzt was abgewürgt hat. Es stimmt mich traurig, wenn ein großartiger Regisseur mit einem großartigen Team nur einen durchschnittlichen Film zustande bringt.
Fazit
Der Film "Departed – Unter Feinden" ist ein unterhaltsamer Polizei-Film geworden, sehr düster, sehr blutig, aber leider nichts Besonderes.
Filmkritik: Julia Edenhofer
Wertung: 60 %
Land: USA
Jahr: 2006
Laufzeit ca.: 151
Genre: Drama • Krimi • Thriller
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren
Kinostart: 07.12.2006
Heimkino: 22.06.2007
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: William Monahan • Alan Mak • Felix Chong
Schauspieler: Leonardo DiCaprio (Billy) • Matt Damon (Colin Sullivan) • Jack Nicholson (Frank Costello) • Mark Wahlberg (Dignam) • Martin Sheen (Queenan) • Ray Winstone (Mr. French) • Vera Farmiga (Madolyn) • Anthony Anderson (Trooper Brown) • Alec Baldwin (Ellerby) • Kevin Corrigan (Cousin Sean) • James Badge Dale (Trooper Barrigan) • David O'Hara (Fitzy)
Produktion: Brad Grey • Graham King • Gianni Nunnari • Brad Pitt
Szenenbild: Kristi Zea
Kostümbild: Sandy Powell
Maskenbild: John Caglione Jr. • Jerry DeCarlo • Paula Kelly • Michael Kriston
Kamera: Michael Ballhaus
Musik: Howard Shore
Schnitt: Thelma Schoonmaker
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Bild: Warner Bros.