Joker

Kinoplakat Joker

Die extraordinäre Charakterstudie über die bekannte Comicfigur setzt nicht auf die bislang bekannten Erklärungsversuche. Vielmehr hat die Gesellschaft Arthur Fleck zu dem gemacht, was er ist. Was im Umkehrschluss auch beinhaltet, dass die Rache des Jokers eine Rechtfertigung bekommt.

Joaquin Phoenix tritt in diesem auf eine Person fixierten Film als Arthur Fleck auf, aus dem im Laufe der langen Handlung der Joker wird. Sein Arthur ist eine gequälte Seele, die es immer wieder im Guten versucht und dabei missverstanden wird. Er arbeitet an einer Karriere als Stand-up-Comedian und scheitert mit seinen Versuchen kläglich. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Clown bei miesen Jobs. Die Kinder im Krankenhaus zu bespaßen liegt ihm – aber für den Ausverkauf eines Ladens zu werben ist sauer verdientes Geld. Die Beziehung zu seiner Mutter ist mit dem Attribut schwierig wohlwollend umschrieben und bei seiner Traumfrau kann Arthur nicht punkten. Alles in allem lebt er ein schwieriges Leben und versucht auf seine ungelenke Art etwas daraus zu machen. Warum das in den Joker mündet erzählt der Film nachvollziehbar und nur bedingt überzeugend. Nicht jeder, der ein verkorkstes Leben führt, endet als Verbrecher. Und auch Arthur Fleck hätte die Kurve kriegen können – hätte das Schicksal ihm eine Verschnaufpause gegönnt.

Kritik

Joaquin Phoenix spielt die Rolle gut. In Momenten der Unsicherheit quält er den Zuschauer mit seinem manischen Lachen, verrenkt sich beim Tanzen und zeigt seinen ausgemergelten Körper. Phoenix steht so klar im Mittelpunkt, dass die Entscheidung den Film zu sehen wesentlich davon abhängt, wie der Zuschauer zu dem Schauspieler steht. Den Vergleich mit Heath Ledgers Darstellung in "Dark Knight" sollte ich unterlassen. Aber ich muss sagen, dass Ledger die Rolle überzeugender spielte, die anders angelegt war.

Das Drehbuch bietet neben der Vita des Jokers einige Seitenhiebe auf die amerikanische Gesellschaft. Es prangert das Gesundheitssystem an und stellt Werte infrage. Der Joker begegnet einem Jungen mit dem Vornamen Bruce, dessen Eltern Thomas und Martha Wayne später ums Leben kommen werden. Davon abgesehen ist "Joker" weder eine klassische Comicverfilmung noch ein Superheldenfilm. Es ist ein Drama mit mittlerem Tiefgang – und der Zuschauer sollte das erwarten.

Die Machart inszeniert die Handlung über weite Teile wie eine Show. Es beginnt mit der Schnörkelschrift der Eröffnung und setzt sich mit Musik und Tanzeinlagen (wenn wir sie so nennen wollen) fort. Zwischenzeitlich verliert die Geschichte die Stilrichtung aus den Augen und endet dann wieder als Show. Die Entscheidung Qual darzustellen, indem der Zuschauer gequält wird, halte ich für keine glückliche Idee. Zudem ist die Handlung sehr eng gefasst.

Fazit
Der Verleih betont, dass der Werdegang des Jokers so noch nie erzählt worden ist. Das ist wohl wahr. "Joker" tanzt aus der Reihe.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 70 %


Land: USA
Jahr: 2019
Laufzeit ca.: 122
Genre: DramaKrimiThriller
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 16 Jahren

Kinostart: 10.10.2019
Heimkino: 12.03.2020

Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips • Scott Silver

Schauspieler: Robert De Niro (Murray Franklin) • Joaquin Phoenix (Arthur Fleck / Joker) • Zazie Beetz (Sophie Dumond) • Brian Tyree Henry • Shea Whigham • Bryan Callen • Frances Conroy (Penny Fleck) • Marc Maron (Ted Marco) • Brett Cullen (Thomas Wayne) • Glenn Fleshler • Douglas Hodge (Alfred Pennyworth) • Josh Pais (Hoyt Vaughn)

Produktion: Bradley Cooper • Todd Phillips • Emma Tillinger Koskoff
Szenenbild: Mark Friedberg
Kostümbild: Mark Bridges
Maskenbild: Nicki Ledermann
Kamera: Lawrence Sher
Musik: Hildur Guðnadóttir
Schnitt: Jeff Groth

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Bild: Warner Bros.

1 customer review

gut
04.10.19
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