Teenager-Science-Fiction über eine finstere Zukunft. Ein Teenager, der seinen Platz im Leben nicht findet. Eine Liebesgeschichte und eine finstere Organisation, die unser aller Leben bedroht. Verpackt in Science-Fiction, der Dinge darstellt, an denen derzeit noch geforscht wird. Eine spannende Ausgangslage, aus der man etwas machen kann.
Ohne Erinnerung kommt Sam (David Kross) auf einem U-Bahn-Gleis zu sich. Nur mit Mühe gelingt es ihm, zu rekonstruieren, was vorgefallen ist. Warum jagt ihn die Polizei? Wer ist Lara und weshalb hilft sie ihm? Was verbirgt die Kooperation X, die er enttarnen will?
Gut, dass er vor seinem Gedächtnisverlust Notizen verfasst hat. Das Lesen derselbigen bringt seine Erinnerungen zurück: Ein Gericht verdonnert den jugendlichen Straftäter zur Resozialisierung in der Anstalt Kooperation X. Dort ist das Meiste nicht so, wie es den Anschein hat. Jugendliche sollen nicht nur ins Leben zurückfinden, sondern gleich fit gemacht für Führungspositionen. Das klingt zu verlockend, um wahr zu sein. Die Führungsriege der Anstalt hat ganz andere Pläne. Und diese aufzudecken und zu durchkreuzen ist eine Herausforderung.
Kritik
Die Grundlagen des Films "Boy 7" klingen spannend. Doch beim Sehen enttäuschen wesentliche Aspekte wie die Dramaturgie, die Geschichte als solche und auch das Schauspiel.
Die Dramaturgie setzt darauf, den Zuschauer lange Zeit im Unklaren zu lassen. Wobei aus der Ungewissheit nicht automatisch Spannung entsteht, denn statt den Zuschauer mit Informationshappen anzufüttern, deckt die Handlung die Hintergründe in einer nur wenige Minuten dauernden Sequenz im Klartext auf.
Bis es so weit ist, schaut man Sam zu, wie er abwechselnd versucht bei der belanglosen Lara (Emilia Schüle) mit dem aufreizend wackelnden Hintern zu landen oder hinter das Geheimnis der Kooperation zu gelangen. In beiden Fällen geht er anstrengend naiv vor. So vertraut er den anderen Insassen blind – obwohl die Trainer der Kooperation alles daran setzen aus den Jugendlichen Einzelkämpfer zu machen. Doch nicht nur Sam ist blauäugig. So macht es nur einen Bruchteil der Jugendlichen stutzig, dass einige von ihnen unter plötzlichem Erinnerungsverlust leiden oder sogar sterben?
Die Geschichte setzt also nicht darauf, wie bei einem Puzzle Versatzstücke zusammenzutragen. Sie versucht ein Jugenddrama zu sein, indem sie Themen streift wie seinen Platz in der Gesellschaft finden. Beziehung / erste Liebe. Doch in der Auflösung fehlt es dem Hintergrund an Logik und der Beziehung an der Grundlage.
Da eine Vertiefung der Charaktere ausbleibt, haben die Darsteller einen schweren Stand. Erschwerend kommt hinzu, dass sie durchweg wenig überzeugen. David Kross als Hauptrolle bleibt so spannend wie das sprichwörtlich unbeschriebene Blatt und die Liebelei zwischen ihm und Emilia Schüle als Lara schlägt keine Funken, sondern ist unvermeidbar, weil Mann und Frau einander treffen. So kommt es zu dem ungünstigen Fall, dass ein langweiliges, viel zu sauberes Drehbuch auf spannungsloses Schauspiel trifft.
Was dann noch auffällt ist die seltsame Logik. So notiert Sam seine Erlebnisse in einer kleinen Kladde. Was auf wenigen Seiten Platz findet, reicht später aus, um die Erlebnisse mehrerer Wochen im Detail zu erzählen? Und selbst wenn der Plan der Kooperation in die Tat umgesetzt werden könnte - was hätte man davon?
"Boy 7" spielt laut Presseheft in einer nahen Zukunft. Dem Film sehe ich das nicht an. Die Kostüme und die Gestaltung sind entweder Jetztzeit oder zeitlos. Was die Frage nach dem Reiz von Science-Fiction überflüssig macht. Zudem ist die Story ein alter Bekannter.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 40 %
Jahr: 2015
Laufzeit ca.: 104
Genre: Drama • Science-Fiction
Stichwort: Coming of Age
Verleih: Koch Media
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 20.08.2015
Heimkino: 25.02.2016
Regie: Özgür Yildirim
Drehbuch: Philipp Delmaar • Marco Van Geffen • Özgür Yildirim
Romanvorlage: Mirjam Mous
Schauspieler: David Kross (Sam (Boy 7)) • Emilia Schüle (Lara (Girl 8)) • Ben Münchow (Louis (Boy 6)) • Jens Harzer (Issak) • Jörg Hartmann (Direktor Fredersen) • Liv Lisa Fries (Safira) • Buddy Ogün (Plattfuß (Boy 55)) • David Berton (Boy 35) • Anna von Haebler (Luna) • Christian Hockenbrink (Arzt) • Ceci Chuh (Carla) • Karin Johnson (Tante Maya) • Nina Petri (Richterin Theresa Lang) • Ole Schloßhauer (Klassenlehrer) • Daniel Schütter (Kellner)
Produktion: Dorothe Beinemeier • Leontine Petit • Joost De Vries • Marcos Kantis • Daniel Hetzer • Kay Niessen • Hermann Joha
Szenenbild: Carola Gauster
Kostümbild: Christine Zahn
Maskenbild: Isabella-Sophie Beyer • Annette Schirmer
Kamera: Matthias Bolliger
Musik: Timo Pierre Rositzki
Schnitt: Sebastian Thümler
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Bild: Koch Media