Gegen das Regime der Nationalsozialisten leisteten verschiedene Gruppen Widerstand. Einer in Berlin bestehenden Gruppe gehörten Hilde und Hans Coppi an. Das Drama folgt der Liebesgeschichte zwischen ihnen und endet mit Hildes Tod. Der Verleih klassifiziert es als "wuchtig", dem Kritiker kommen Beschreibungen wie mutlos und diffus in den Sinn. Weiterhin spricht der Verleih von einem Film über die "Rote Kapelle". Der Kritiker kann sich nicht daran erinnern, dass der Begriff im Film verwendet wird. Letzteres ist zweitrangig. Dass der Film vom Widerstand handelt und den Schwerpunkt nicht darauf legt, sondern auf die Beziehung, ist eine künstlerische Entscheidung. Eine unglückliche insofern, als die Betrachtung der Beziehung oberflächlich ausfällt, denn eine Charakterstudie liegt nicht vor.
Kritik
Als enttäuschend empfindet der Kritiker den Umstand, dass auf eine Darstellung des (politischen) Klimas weitgehend verzichtet wird. Es entsteht nicht der Eindruck, dass Deutschland mitten im Zweiten Weltkrieg steckt, während die Menschen am Badesee ihrem Vergnügen nachgehen. Die Menschen leben weder in Angst vor dem Krieg noch vor den herrschenden Nazis. Mangel und Hunger sind nebensächliche Themen und das nächtliche Kleben von Zetteln, die zum Widerstand aufrufen, endet als großer Spaß. Die Häuser zeigen keine Beflaggung. Somit ist das vom Film gezeichnete Bild alles andere als wuchtig.
Die Handlung ist mutlos. Ein Erzählstrang schildert fortlaufend Hildes Verhaftung, das Verhör und die Zeit im Gefängnis. Ein zweiter Handlungsstrang arbeitet in Einschüben die Vorgeschichte auf, wie die Entstehung der Beziehung und die Arbeit im Widerstand. Leider unterbrechen die Rückblenden nicht nur, sondern lockern das Drama zu stark auf. Fast so, als wolle der Film den Zuschauern nicht zu viel zumuten. Am ärgsten fällt das gegen Filmende auf, wenn Hilde unter dem Schafott stirbt und nach einem Schnitt fröhliche Tanzmusik gespielt wird. Zudem ärgert, dass die Rückblenden nicht chronologisch erfolgen und die Personen immer wieder unterschiedlich zueinanderstehen.
Die Kamera ist durchgängig nahe an den Schauspielern, die ungezwungen mimen und wenig transportieren. Es verwundert, wie wohlgesonnen die Menschen einander in diesen Zeiten sind. Die herrische Aufseherin im Frauengefängnis zeigt mit der Zeit Herz. Die mitgefangenen Frauen teilen Hilde Brot zu, weil die zu wenig Milch hat, um ihr Baby zu säugen. Einige Sätze stolpern, erinnern an Fernsehwerbung. So heißt es sinngemäß, dass Hildes Anwesenheit in Ordnung geht, weil sie ja die Hilde ist.
Fazit
Das Kinoplakat zu "In Liebe, Eure Hilde" erinnert an einen Ausflug. Das Versprechen löst der Film ein und schildert das Dritte Reich als halb so schlimm. Schade, dass der Film dem Publikum so wenig zumutet. Als Drama wie auch als Liebesfilm bleibt die Handlung zu kraftlos.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 50 %
Jahr: 2024
Laufzeit ca.: 125
Genre: Biografie • Drama • Historie
Verleih: Pandora Filmverleih
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 17.10.2024
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler
Schauspieler: Liv Lisa Fries (Hilde Coppi) • Johannes Hegemann (Hans Coppi) • Lisa Wagner (Anneliese Kühn) • Alexander Scheer (Pfarrer Harald Pölchau) • Florian Lukas (Zahnarzt Dr. Minergerode) • Fritzi Haberlandt (Hebamme) • Emma Bading (Ina) • Sina Martens (Libs) • Lisa Hrdina (Grete) • Lena Urzendowsky (Liane) • Hans-Christian Hegewald (Albert Hößler) • Heike Hanold-Lynch (Frieda Coppi)
Produktion: Claudia Steffen • Christoph Friedel
Szenenbild: Susanne Hopf
Kostümbild: Birgitt Kilian
Maskenbild: Grit Kosse • Uta Spikermann • Monika Münnich
Kamera: Judith Kaufmann
Ton: Andreas Walther • Oswald Schwander • Ralf Krause
Schnitt: Jörg Hauschild
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Bild: Pandora Filmverleih