Drama über eine traumatisierte Frau: Jennifer Aniston spielt eine Frau, die an einem seelischen und an einem körperlichen Trauma leidet. Ungewohnt in Darstellung und unattraktiver Aufmachung. Der Weg ist für die Filmfigur das Ziel. Gilt das auch für den Zuschauer?
Der Film Cake beginnt mit einer eigenartigen Szene. Eine Therapiegruppe chronischer Schmerzpatienten soll über ihre Gefühle sprechen, die der Selbstmord einer Teilnehmerin bei ihnen auslöst. Claire (Jennifer Aniston) tanzt dabei aus der Rolle. Sie prangert die Tat offen an. Damit entlarvt sie Mechanismen der Gruppe und sie verstößt gegen ungeschriebene Gesetze. Das besiegelt ihren Rauswurf. Bald darauf verzankt sie sich mit ihrer Physiotherapeutin; als letzte Vertraute und Stütze in ihrem Leben bleibt nur noch die Haushälterin Silvana (Adriana Barraza). Derart macht der Film bereits bei seinem Auftakt deutlich, dass es ein langer Weg zurück ins Leben wird.
Kritik
Allerdings ist der Weg auch für den Zuschauer lang, denn der Film ist schwierig und er setzt eigenartige Schwerpunkte. Gegenstand der Erzählung ist die Findung der Hauptfigur. Gut gespielt von Jennifer Aniston und Adriana Barrazza und aufgrund der Dramaturgie eine Herausforderung an den Zuschauer. Der muss beispielsweise Wiederholungen in Kauf nehmen. Die Szenen, in denen die Hauptdarstellerin leidet und Pillen schluckt zum Beispiel. An ihrer Verweigerungshaltung ändert sie wenig. Ein nachvollziehbares Verhalten, wenn man selbst durch eine ähnliche Phase ging. Und auch die Kratzbürstigkeit, die Höflichkeitsformen unter den Tisch fallen lässt, erklärt das innere Wundsein. Doch es nicht die Frage des Realismus, sondern die Frage, ob der Film eine sehenswerte Geschichte erzählt? Und das gelingt ihm nur bedingt. Die vielen Szenen mit den Medikamenten braucht es, damit auffällt, dass die Hauptperson es irgendwann lässt. Eine fragwürdige dramaturgische Entscheidung. Wie auch die Entscheidung den Schwerpunkt klar auf die Findung des Auswegs zu legen. Somit bleiben andere Thematiken ausgespart. Etwa die der Beziehung der Frauen zueinander. Welche Beweggründe hat die Haushälterin, die zur Aufopferung neigt? Zunächst denke ich, es wird ein Film über das Verhältnis der zwei Frauen werden. Doch bis auf einen Wutausbruch bleibt das Verhältnis alltäglich. Und auch die restlichen Nebenrollen bleiben schleierhaft, teils ohne Ausbau.
Fazit
Von den zwei weiblichen Hauptrollen gut gespielt. Gut gelungen sind die Momente die Heucheleien und Phrasen aufdecken. Doch die Erwartung einer fassbaren Aussage bleibt unerfüllt.
Filmkritik: Thomas Maiwald
Wertung: 60%
Jahr: 2014
Laufzeit ca.: 102
Genre: Drama
Verleih: Warner Bros.
FSK-Freigabe ab: 12 Jahren
Kinostart: 09.04.2015
Heimkino: 27.08.2015
Regie: Daniel Barnz
Drehbuch: Patrick Tobin
Schauspieler: Jennifer Aniston (Claire Bennett) • Adriana Barraza (Silvana) • Anna Kendrick (Nina Collins) • Sam Worthington (Roy Collins) • Mamie Gummer (Bonnie) • Felicity Huffman (Annette) • William H. Macy (Leonard) • Chris Messina (Jason Bennett) • Lucy Punch (Gayle ) • Britt Robertson (Becky) • Paula Cale (Carol) • Ashley Crow (Stephanie) • Manuel Garcia-Rulfo (Arturo) • Camille Guaty (Tina) • Allen Maldonado (Buddy)
Produktion: Ben Barnz • Mark Canton • Kristin Hahn • Courtney Solomon
Szenenbild: Joseph T. Garrity
Kostümbild: Karyn Wagner
Maskenbild: Desne J. Holland
Kamera: Rachel Morrison
Musik: Christophe Beck
Schnitt: Kristina Boden • Michelle Harrison
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Bild: Warner Bros.